Berlin/Durban. . Mit der Sächsin Katarina Witt bekam die Bewerbung Münchens um die Olympischen Winterspiele ihr Lächeln zurück - und eine große Prise Weltoffenheit. Die Olympiasiegerin hat in den vergangenen Monaten ihren Job hervorragend gemacht.

An diesem Mittwoch fällt in Durban um viertel nach fünf die Entscheidung: Wird München Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2018? Wenn ja, wird wohl im Land Euphorie ausbrechen. Und man wird das Hohelied auf die Frontfrau der Bewerbung anstimmen. Katarina Witt hat mit ihrem Einsatz allerorten überzeugt. Im September vergangenen Jahres hatte sie Willy Bogner an der Spitze der Olympia-Bewerbung abgelöst. Bogner, der auf Anraten seiner Ärzte zurückgetreten war, hatte immer etwas hilflos und provinziell gewirkt. Mit der Sächsin Witt bekam die Bewerbung ihr Lächeln zurück - und eine große Prise Weltoffenheit.

OB Ude verblasst neben Katharina Witt

Szenen aus dem Leben einer siegverwöhnten Weltenbummlerin: Im Frühjahr 2011 macht sich Katarina Witt zusammen mit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude auf den Weg nach Lausanne, um dort beim Internationalen Olympischen Komitee die schriftliche Bewerbung abzuliefern. Nun ist Herr Ude ein Alpha-Mann aus dem Bilderbuch. Keine Götter neben ihm - das ist seine Devise. Er ist ein charmanter, eloquenter Herr, der gewohnt ist, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn das nicht der Fall ist, wird Christian Ude grantig.

Neben Kati Witt aber verblasste der OB an diesem Tag. Man nahm ihn gar nicht so recht wahr. Und es schien ihm egal zu sein. Er himmelte die blendend aussehende und stets lächelnde Kati an. Wie ein Schulbub wirkte Ude auf einmal.

Eisgala in Hollywood

So war es schon immer. Wo Katarina Witt auftrat, war roter Teppich. Das war bereits so, als es noch die Mauer gab. Damals hieß ihre Heimat noch Karl-Marx-Stadt, damals malochte „die Kati“ unter dem harten Regime der Erfolgstrainerin Jutta Müller. Und sie arbeitete sich ab für olympisches Gold: Erst 1984 in Sarajewo, vier Jahre später in Calgary.

Dort, in Kanada, war das Gerücht aufgekommen, die Witt würde nach Olympia in Hollywood bei einer Eisgala unter Vertrag genommen. Zwei Tage vor dem ersten sportlichen Auftritt in Calgary war es dann amtlich.

Journalisten-Frage: „Frau Witt, wir wissen, dass Sie nach Hollywood gehen. Wir haben den Vertrag gesehen. Was sagen Sie?“ Kati Witt lächelte bezaubernd. „Na, dann wird das wohl stimmen. Und Hollywood soll schön sein, oder? Wollen se sonst noch was wissen? Dann reden se besser mit der Trainerin.“ Weg war sie auf schnellen Kufen - mit einem unwiderstehlichen Lächeln.

Katharina Witt, der Stargast

So ist sie nach Hollywood gegangen. Dann fiel die Mauer. Ein paar Wochen danach auf dem Flughafen Tempelhof. Frau Witt war auf dem Weg nach Mainz, wo sie im „Aktuellen Sportstudio“ einen großen Auftritt haben sollte. „Ihre Kollegen wollen jetzt was über Politik wissen. Wahrscheinlich wollen die, dass ich über die DDR schimpfe. Aber das geht nicht. Ich habe vom System profitiert. Ich kann doch jetzt nicht so tun, als sei das nicht so gewesen. Verstehen Sie das?“ Man musste sie verstehen. Zumal sie so betörend dreinschaute.

Ein paar Jahre später, auf der Terrasse eines Nobelhotels in Monte Carlo. Katarina Witt war als Stargast zur Verleihung des „Laureus“ eingeflogen worden. Sie löffelte ein Vier-Minuten-Ei und war die Heiterkeit in Person. „Isses nicht schön hier“, sagte sie und blinzelte in die Sonne. „An solchen Tagen bin ich noch froher als sonst.“ Wie sie das meine?

Glückskind bleibt Glückskind

„Nun, ich bin ein Glückskind. Aber selbst für ein Glückskind gibt es Momente, die ganz besonders sind. Die Sonne, das Meer, die vielen netten Menschen, der Sport. Da muss ich dankbar sein - sonst habe ich es nicht verdient.“

Jetzt ist sie in Durban. Sie hat sich als Botschafterin der Münchner Olympia-Bewerbung durch die Welt gelächelt. Selbst die hartleibigen Einheimischen im Loisachtal hat sie mit ihrer Liebenswürdigkeit mürbe gemacht - und das will was heißen.

Nun noch die letzten Auftritte vor der Entscheidung. Katarina Witt, 45, sagt, dass für sie nur die Goldmedaille zählt - sie freue sich auf den Tag. Sie kann gar nicht anders, sie muss sich freuen. Das ist ihr Naturell. (dapd)

Ost-Stars

Nina Hagen im DDR-Rundfunkstudio, aufgenommen 1974. Die Sängerin wurde 1955 in Ost-Berlin geboren.
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Liedermacher Wolf Biermann wurde 1936 in Hamburg geboren. Als 17-Jähriger ging er in die DDR, 1976 bürgerte ihn die Staatsführung aus und er kehrte in die Bundesrepublik zurück. (c) Imago
Liedermacher Wolf Biermann wurde 1936 in Hamburg geboren. Als 17-Jähriger ging er in die DDR, 1976 bürgerte ihn die Staatsführung aus und er kehrte in die Bundesrepublik zurück. (c) Imago © imago stock&people
Hätten Sie ihn erkannt? Der Mann links im Bild ist...
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Schauspieler Manfred Krug. In Duisburg geboren zog er 1949 mit seinem Vater in die DDR. 1977 stellte er einen Ausreiseantrag und verließ die DDR in Richtung Westdeutschland.
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Schauspieler Armin Mueller-Stahl kam in Tilsit, Ostpreußen, zur Welt. In der DDR war er als Schauspieler schon erfolgreich, doch legte er sich mit der Staatsführung an. 1980 wurde sein Ausreiseantrag genehmigt.
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Erwin Geschonneck gilt als einer der beliebtesten Schauspieler der DDR. Im Bild seine Ehefrau Heike Geschonneck vor einer Fotografie des Schauspielers bei der Fotoausstellung
Erwin Geschonneck gilt als einer der beliebtesten Schauspieler der DDR. Im Bild seine Ehefrau Heike Geschonneck vor einer Fotografie des Schauspielers bei der Fotoausstellung "Der Jahrhundert Geschonneck" im Berlin Carree 2006.
Erwin Geschonneck (3. v. l.) ist in 2008 verstorben.
Erwin Geschonneck (3. v. l.) ist in 2008 verstorben.
Die DDR-Band
Die DDR-Band "Lift".
Die Stern-Combo-Meissen im Jahr 1982.
Die Stern-Combo-Meissen im Jahr 1982.
Die Band
Die Band "Berluc" bei einem Auftritt 2004. Die Band gründete sich 1978. Der Name geht auf die Herkunftsstädte der Bandmitglieder zurück: Berlin und Luckenwalde.
Sängerin Veronika Fischer während eines Konzerts 1976. Fünf Jahre später verließ sie die DDR und setzte ihre Karriere in West-Deutschland fort.
Sängerin Veronika Fischer während eines Konzerts 1976. Fünf Jahre später verließ sie die DDR und setzte ihre Karriere in West-Deutschland fort.
Sie haben die DDR nur noch in ihren letzten Atemzügen kennengelernt: Erst 1987 gründete sich die Popband, damals noch als
Sie haben die DDR nur noch in ihren letzten Atemzügen kennengelernt: Erst 1987 gründete sich die Popband, damals noch als "die Herzbuben". Seit 1991 heißen sie "die Prinzen."
"Das schönste Gesicht des Sozialismus" wurde sie von den SED-Leuten getauft: Eiskunstläuferin Katarina Witt kommt aus Chemnitz.
Ein sportlicher Held: Jürgen Sparwasser (rechts) gelang das legendäre Tor für die DDR-Nationalmannschaft im Spiel gegen die West-Elf.
Ein sportlicher Held: Jürgen Sparwasser (rechts) gelang das legendäre Tor für die DDR-Nationalmannschaft im Spiel gegen die West-Elf. © AP
Sängerin Ute Freudenberg mit ihrer Gruppe Elefant 1981 bei einer Studioaufnahme.
Sängerin Ute Freudenberg mit ihrer Gruppe Elefant 1981 bei einer Studioaufnahme.
Vier Mal wurde Freudenberg zur beliebtesten Sängerin der DDR gewählt.
Vier Mal wurde Freudenberg zur beliebtesten Sängerin der DDR gewählt.
Liedermacher Holger Biege wurde 1978 und 1979 zum Interpreten des Jahres gewählt.
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Eine der bekanntesten DDR-Bands: Die Puhdys, hier Sänger Dieter Birr und Gitarrist Dieter Hertrampf 1987.
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Und noch ein Hochkaräter aus der Zone: die Rockband Karat.
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Karat live auf der Bühne in Magdeburg.
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Rockmusiker IC Falkenberg, 1985.
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Tamara Danz mit ihrer Band Silly.
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Jutta Hoffmann gilt als einer der beliebtesten Schauspielerinnen der DDR.
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