Essen. Borussia Dortmund ist unverändert stark, auch beim Abwehren voreiliger Gratulationen, Auf Schalke sehen viele Fans unterdessen in dem 4:0 gegen schwache Bremer bereits eine Trendwende . Zu früh? Ein Kommentar.

Vogelgrippe war gestern. Von den Gesundheitsämtern liegen aktuell keine Warnungen vor ansteckenden Krankheiten vor. Beruhigend. Was das mit Borussia Dortmund zu tun hat? Nun, sehr viel, wenn man Franz Beckenbauer als geballte Kompetenz des Fußballs versteht. Hat der „Kaiser“ doch in seiner unnachahmlichen Art vorausgesagt, lediglich eine Epidemie könne den Bundesliga-Spitzenreiter noch stoppen. Hinter derselben Äußerung von Uli Hoeneß würde sofort der plumpe Versuch gesehen, einen Rivalen in Sicherheit zu wiegen. Beim Franz ist diese Gefahr eher gering.

Tatsächlich wirkt der BVB in diesen Wochen ja auch kerngesund. Gut, sicherlich noch nicht, was die Finanzen betrifft. Aber auch hier scheinen die Wunden der Vergangenheit langsam zu verheilen. Sportlich strotzt das Team von Jürgen Klopp nur so vor Kraft. Ein Sieg wie in Freiburg mag für einen Titel-Anwärter generell nichts Besonderes sein; die Art und Weise aber, wie der BVB dort das Spiel drehte, sagt mehr über die Substanz der Mannschaft aus als manch spektakulärer Erfolg. Und auch der souveräne Umgang der Verantwortlichen mit den geistlosen Forderungen vieler Medien, doch endlich das „M-Wort“ in den Mund zu nehmen, gibt zu – gesundem – Optimismus Anlass, dass die Borussia nicht gleich beim ersten, wohl unvermeidlichen Durchhänger vom Kurs abkommt.

Schalke noch nicht über den Berg

Auf dem Weg zur Gesundung sieht sich auch der Dortmunder Revier-Rivale. Aber Schalke wäre gut beraten, vor einer positiven Diagnose über die Perspektive der Magath-Elf noch die letzten Vorrunden-Spiele (Kaiserslautern, Bayern, Mainz, Köln) abzuwarten. Werder Bremen war in dieser unfassbar schlechten Verfassung ebenso wenig ein verlässlicher Maßstab wie vor zwei Wochen St. Pauli.

Welche Spuren die Verunsicherung auf Schalke nach dem kapitalen Fehlstart hinterlassen hatte, war am Samstag nicht nur der Mannschaft anzumerken, als die Partie noch auf der Kippe stand. Da brachten strittige, aber letztlich belanglose Schiedsrichter-Pfiffe, über die sie sich während einer Erfolgsphase vergleichsweise wenig aufgeregt hätten, die Fans auf die Palme. Entsprechend verräterisch war ihre Euphorie über die Leistungssteigerung und vor allem über Rauls Traumtor gegen sich aufgebende Bremer.

Nebenbei: Als einziger Stimmungskiller in der Arena erwies sich die Bekanntgabe des Dortmunder Führungstores in Freiburg. So weit, dass sie wenigstens im Rausch des eigenen Sieges dem Erzrivalen nicht „die Pest an den Hals“ wünschen, sind sie im Revier (leider) noch nicht. Weder in Schalke noch in Dortmund. Gesunde Rivalität sieht anders aus.