Mönchengladbach. Nach dem 0:3 im Achtelfinale gegen Zweitligist Hannover 06 sitzt der Schock bei Gladbach tief. Um seinen Job fürchtet Borussias Coach aber nicht.

Auch aus den trübsinnigsten Erlebnissen etwas Positives zu ziehen, ist eine echte Lebenskunst – und die immerhin beherrschte Adi Hütter am neuesten Tiefpunkt, den seine Mannschaft erreicht hat. „Das Spiel in Hannover war wieder sehr aufschlussreich. Wir haben viele Dinge einfach nicht gut gemacht“, kommentierte Gladbachs Chefcoach das 0:3 beim Zweitligisten von der Leine, bei dem Borussias Kicker die wohl einmalig große Chance auf den Gewinn des DFB-Pokals fahrlässig verschleuderten. Weswegen ihr Trainer für das anstehende Punktspiel gegen Union Berlin auf personelle Veränderungen drängte.

Hütter: Ich bin sehr verärgert, enttäuscht und sauer“

„Wir müssen am Wochenende die richtige Elf aufstellen – eine, die die Situation annimmt und sich auch ganz klar dagegenstellt“, kündigte Hütter an. Denn die Situation ist auch so, dass durch die riesige Blamage in Hannover der Druck gerade auf den zuständigen Übungsleiter weiter angewachsen ist. Ob er Angst um seinen Job habe, wurde Hütter nach der Achtelfinal-Pleite gegen das sonst so offensivschwache Team aus dem unteren Mittelfeld der Zweiten Liga gefragt. „Nein“, antwortete der 51-Jährige, stellte aber zugleich klar: „Ich bin sehr verärgert, enttäuscht und sauer.“

2:1-Sieg gegen Bayern München nur ein Strohfeuer

Entsprechend mache er sich vor allem Gedanken darüber, wie seine Gladbacher gespielt haben – erklärte Hütter, der gegen Union auf die Rückkehr der Mittelfeldakteure Jonas Hofmann und Christoph Kramer setzt. Zwei Hoffnungsträger für die charakterliche Kehrtwende in seinem Team, die Hütter trotz des 2:1-Erfolgs zum Rückrundenstart bei den coronagebeutelten Bayern – rückblickend betrachtet ein klassisches Strohfeuer – immer noch nicht hinbekommen hat.

Spielte in Hannover wieder von Beginn an: Matthias Ginter.
Spielte in Hannover wieder von Beginn an: Matthias Ginter. © Getty Images | Stuart Franklin

Ein bedenklicher Zustand, den Lars Stindl in Hannover mit viel Nachdruck beschrieb. „Dieses Jahr war die große Chance da, den Pokal zu gewinnen – und dann spielen wir so ein Spiel“, sagte Borussias Kapitän an seiner früheren Wirkungsstätte fassungslos, ehe er die sportliche Verfassung des Fohlen-Ensembles schonungslos beleuchtete: „Wir bekommen keine Intensität und keine Energie auf den Platz, laufen nur vereinzelt an, kommen gar nicht in die Zweikämpfe. Das kann mal passieren – aber bei uns zieht es sich durch dieses Jahr, durch jede Woche durch. Dann wird es natürlich unabhängig vom Gegner brutal schwer, da Struktur reinzubekommen.“

Vor zehn Monaten noch stolzer Achtelfinalist in der Champions League

Verkompliziert wird die brisante Gemengelage – die Gladbacher, vor zehn Monaten noch stolzer Achtelfinalist in der Champions League, trennen aktuell nur vier Punkte von einem direkten Abstiegsplatz – dadurch, dass offenkundig wechselwillige Spieler wie Marcus Thuram und Alassane Plea derzeit komplett durchhängen. Fest steht derweil, dass Hannes Wolf an den Zweitligisten Swansea City verliehen wird. Unter Hütter spielte der 22-jährige Offensivspieler keine Rolle mehr.

Für zusätzliche Unruhe sorgte Hütter selbst, indem er Abwehrchef Matthias Ginter beim letzten Ligaspiel gegen Leverkusen überraschend zum Reservisten degradierte. In Hannover stand der Nationalverteidiger, der die Niederrheinischen spätestens im Sommer verlässt und von dem sich die Klubchefs bei einem Wechsel bereits im Winter noch eine erkleckliche Ablösesumme erhoffen, wieder in der Startelf.

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Ob die „dünne Luft“ (kicker) für Adi Hütter zur bevorstehenden Länderspielpause letztlich zu dünn wird, hängt in erheblichem Maße von der Samstags-Partie gegen den frischgebackenen Pokal-Viertelfinalisten und Königsklassenaspiranten Union Berlin ab. In der kritischen Phase im Dezember empörte sich Sportdirektor Max Eberl bei Fragen nach einem womöglich wackelnden Trainer, für den Gladbach im vergangenen Sommer stolze 7,5 Millionen Euro nach Frankfurt überwies, noch regelrecht. Nach dem Leistungs-Schock des Hütter-Teams in Hannover hieß es nun, Eberl sei krank.