Hannover. Borussia Mönchengladbach hat im DFB-Pokal eine dicke Blamage kassiert. Der Erstligist verpasste das Viertelfinale durch ein 0:3 bei Hannover 96.
Lars Stindl verstand die Welt nicht mehr. „Dieses Jahr ist die ganz große Chance da, mal den Pokal zu gewinnen - und dann spielen wir so ein Spiel“, sagte Borussia Mönchengladbachs Kapitän ratlos. Der Fußball-Bundesligist hat sich bei Hannover 96 mächtig blamiert und ist nach einem desaströsen Auftritt aus dem DFB-Pokal geflogen. Die völlig indisponierte Mannschaft von Trainer Adi Hütter unterlag dem Zweitligisten im Achtelfinale mit 0:3 (0:2).
Während die Gladbacher die große Chance verspielten, in einer bislang schwachen Saison zumindest im Pokal etwas zu erreichen, zogen die Niedersachsen erstmals seit 15 Jahren wieder ins Viertelfinale ein. In der 2. Runde hatte die Borussia den FC Bayern München noch spektakulär mit 5:0 besiegt. Die Tore für Hannover erzielten Maximilian Beier (4./51.Minute) und Sebastian Kerk (36./Handelfmeter).
Gladbach-Kapitän Lars Stindl war ratlos
Nach dem Aus von Meister Bayern und Pokalverteidiger Borussia Dortmund scheint der Cupgewinn in diesem Jahr so leicht wie selten. Hannover ist nach dem Karlsruher SC, dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli der vierte Zweitligist, der die Runde der letzten Acht erreicht hat.
„Wir nehmen uns so viel vor und bringen es null auf den Platz“, sagte Stindl im TV-Sender Sky. Die Mannschaft sei nicht in Zweikämpfe gekommen und nur hinterher gelaufen. Man habe so viel geredet, vor dem Spiel und in der Pause. „Man darf nicht nur drüber reden, sondern man muss es dann umsetzen. Und da hapert's momentan.“
Hannovers Elfmeter-Torschütze Kerk wunderte sich über den Gäste-Auftritt. „Wenn wir uns den Spielverlauf anschauen, ist das ein hochverdientes Ergebnis. Wir waren alle ein Stück weit überrascht, wie das Spiel lief. Gladbach hat sehr, sehr wenig uns entgegen gebracht. Dementsprechend sind wir einfach froh, dass wir weiter sind“, sagte er.
Ginter kehrte in die Startelf zurück
In der Neuauflage des Endspiels von 1992, als Hannover als Zweitligist den DFB-Pokal gewonnen hat, kehrte Matthias Ginter in die Gladbacher Startelf zurück. Der Nationalspieler, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, hatte am vorigen Wochenende in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen (1:2) überraschend nur auf der Bank gesessen. Gegen Hannover spielte Ginter nun an seinem 28. Geburtstag gemeinsam mit seinem als Nachfolger vom 1. FC Union Berlin verpflichteten Marvin Friedrich von Beginn an.
Schon nach knapp vier Minuten wurde das Abwehr-Trio Ginter, Friedrich und Nico Elvedi vom Zweitligisten überrumpelt. Nach einem präzisen Pass von Hendrik Weydandt war Beier halbrechts im Strafraum völlig frei und schoss wuchtig am chancenlosen Torhüter Yann Sommer vorbei ins Gladbacher Tor. Auch danach agierte Hannover diszipliniert und engagiert. Die Gäste machten es dem Zweitligisten mit einem uninspiriert und lustlos wirkenden Auftritt aber auch leicht, das bessere Team zu sein.
Winterneuzugang Friedrich ebnete unfreiwillig Hannover den Weg zum 2:0. Nach Videobeweis ahndete Schiedsrichter Florian Badstübner ein Handspiel des Abwehrspielers mit einem Strafstoß, den Kerk verwandelte. Schon gegen Leverkusen hatte Friedrich einen Foulelfmeter verursacht, den Sommer jedoch parieren konnte. Diesmal war der Schweizer auch am Ball, konnte das Tor aber nicht verhindern.
Nach der Pause blieb das Bild unverändert: Die Gladbacher pomadig, die Gastgeber engagiert. Und der Zweitligist nutzte das konsequent. Einen Konter schloss erneut Beier mit einem technisch feinen Außenristschuss zum 3:0 ab. In der 62. Minute traf der Mittelfeldspieler dann noch einmal den Pfosten. Die wenigen Chancen für Mönchengladbach unter anderem durch Denis Zakaria und Florian Neuhaus vereitelte Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler.
2:0 gegen Rostock: Leipzig zieht ins Viertelfinale ein
Die Pflichtaufgabe erfüllt, in Gedanken schon beim Finale: RB Leipzig hat sich im Achtelfinale des DFB-Pokals am Mittwoch im Schongang mit 2:0 (1:0) gegen den Zweitligisten FC Hansa Rostock durchgesetzt. Nach dem Aus der Top-Clubs aus München, Dortmund und Leverkusen zählt beim Vorjahresfinalisten aber ohnehin nur der erneute Einzug ins Endspiel. Den Weg dafür ebnete Yussuf Poulsen (6. Minute) mit seinem ersten Tor seit Anfang November, wenige Minute vor Schluss erhöhte der kurz zuvor eingewechselte Dani Olmo (82.) - die wenigen erlaubten Zuschauerinnen und Zuschauer skandierten bereits „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“.
Trainer Domenico Tedesco erlebte schon vor dem Anpfiff eine Premiere. Erstmals in seiner seit Mitte Dezember laufenden RB-Karriere wurde der 36-Jährige von den eigenen Fans im Stadion empfangen. 1000 Zuschauer waren genehmigt worden, für Leipzig das erste Heimspiel vor Fans seit November.
Und die Anhänger, unter die sich auch einige Hansa-Fans gemischt hatten, wurden auf der Haupttribüne gleich verwöhnt. Lukas Klostermann flankte von der rechte Seite auf den langen Pfosten. Dort stand Poulsen völlig frei und köpfte problemlos ein. Es sollte eine der wenigen erwärmenden Szenen der ersten Halbzeit bleiben. Leipzig nahm völlig das Tempo raus, Hansa war ohnehin vorrangig mit der Abwehrarbeit beschäftigt.
Gefährlich wurde es nur, wenn Christopher Nkunku involviert war. Ein Freistoß des Top-Torschützen landete bei Willi Orban (28.), der Schuss des Abwehrchefs am Außenpfosten. Dann machte es Nkunku (39.) mal selbst. Sein Schuss aus der Drehung klatschte gegen die Latte. Hansa-Keeper Markus Kolke wäre wohl chancenlos gewesen. Sein Leipziger Kollege Peter Gulacsi war völlig beschäftigungslos, freute sich somit immerhin über seinen nach Club-Angaben 250. Pflichtspieleinsatz für Leipzig.
Hansa-Trainer Jens Härtel hatte vor dem Spiel betont, dass die Liga Priorität habe und entsprechend rotiert. Top-Torjäger John Verhoek war gar nicht erst mitgereist. Doch beim Pausenstand von nur 0:1 witterte der frühere RB-Jugendtrainer offenbar doch eine Chance. In Bentley Baxter Bahn und Nico Neidhardt kamen zwei Stammkräfte, dazu brachte Härtel Ryan Malone ins Spiel. Tedesco wechselte auf hohem Qualitätsniveau, brachte Stürmer André Silva für Poulsen.
Immerhin kam auf beiden Seiten etwas mehr Schwung ins Spiel. Klostermann (47.) setzte einen Schuss aus 20 Metern knapp neben das Tor und Hansa sendete gleich zwei Lebenszeichen. Zunächst traf Streli Mamba (49.) nach einem Konter das Außennetz, dann zischte ein Schuss von Neidhardt (51.) nur knapp am langen Pfosten vorbei.
Anschließend verlor das Spiel allerdings wieder an Tempo, was vor allem dem betont langsamen Aufbauspiel von RB geschuldet war. Silva (60.) hätte das zweite Tor köpfen können, doch Kolke war zur Stelle. Hansa versuchte es das eine oder andere Mal mit Kontern, scheiterte aber oft an der eigenen Qualität. Gelaufen war die Partie dann endgültig, als Olmo mit einem trockenen Schuss nach Vorlage von Nkunku zum 2:0 traf. (dpa)