Mönchengladbach. Die Degradierung von Matthias Ginter sorgt für Gesprächsstoff. Gladbach-Trainer Adi Hütter konterte die Kritik von Sky-Experte Lothar Matthäus.

Bei Borussia Mönchengladbach gab es lange Zeit ein ungeschriebenes Gesetz: Wenn Matthias Ginter bei einem Plichtspiel im Kader stand, wurde er auch eingesetzt. 142 Bundesliga-Partien absolvierte der Innenverteidiger für Gladbach seit seinem Abschied von Borussia Dortmund im Sommer 2017. Am Samstagabend jedoch verfolgte der Nationalspieler, der den Klub spätestens im Sommer verlassen wird, die 1:2 (0:0)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen von der Bank aus – eine Premiere. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (60) kritisierte diese Entscheidung von Adi Hütter (51) nach der Partie – und lieferte sich mit dem Trainer bei Sky einen verbalen Schlagabtausch.

„Ginter hat sich nichts zuschulden kommen lassen und beim Sieg gegen Bayern ein Riesenspiel gemacht“, sagte Matthäus. Der Sky-Experte konnte nicht nachvollziehen, dass Tony Jantschke in der Startelf und Jordan Beyer als Einwechselspieler den Vorzug erhalten hatten: „Gladbach steckt im Abstiegskampf. Da muss ich die besten Spieler spielen lassen. Außer man hat klar die Ansage: Die Spieler verlassen uns am Ende der Saison, also bauen wir schon für die Zukunft auf. Aber mir ist die Gegenwart wichtiger – auch als Fan von Borussia Mönchengladbach.“

Sky-Experte Matthäus: „Was ist das Ziel mit Ginter?“

Matthäus, der zwischen 1979 und 1984 für Gladbach 162 Liga-Spiele bestritt, argumentierte, der 27-jährige Ginter sei „einer der besten Innenverteidiger in Deutschland und nicht umsonst bei Hansi Flick dabei. Deswegen müssen wir uns schon die Frage stellen: Was ist das Ziel mit Ginter in den kommenden Wochen und Monaten? Will man ihn auf der Bank verhungern lassen oder kann Gladbach ihn noch gebrauchen? Ich hoffe: Ja.“ Hütter entgegnete: „Wir haben auch in vier Spielen 17 Tore bekommen, wo er gespielt hat. Das darf man nicht vergessen. Ihr macht euch das meiner Meinung nach viel zu einfach.“

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Hütter hatte Innenverteidiger Marvin Friedrich (26), der erst in dieser Woche für eine Ablösesumme von rund sechs Millionen Euro von Union Berlin nach Gladbach gewechselt war, gegen Leverkusen in der Startelf aufgeboten. „Matthias Ginter ist ein guter Spieler. Das habe ich immer gesagt“, fuhr der Trainer fort: „Nichtsdestotrotz hat er sich entschieden, den Verein zu verlassen. Ich habe nicht gesagt, dass die Tür zu ist. Wir haben heute Marvin Friedrich spielen lassen.“ Hütter machte deutlich: „Das ist immer noch meine Entscheidung. Wir müssen mit oder auch ohne Matthias Ginter aus dieser Situation herauskommen.“

Gladbach-Trainer Adi Hütter am Spielfeldrand während der Partie gegen Leverkusen.
Gladbach-Trainer Adi Hütter am Spielfeldrand während der Partie gegen Leverkusen. © dpa | dpa

Ob Ginter den Klub noch bis zum Monatsende verlassen wird, scheint weiter offen. „Er hat einen Vertrag bei uns und bei uns wird kein Spieler weggeschickt“, hatte Sportdirektor Max Eberl schon vor dem Anpfiff der Partie gegen Leverkusen gesagt: „Wir werden sehen, was bis zum 31. Januar passiert. Bis heute gab es kein Angebot für Matthias Ginter.“ Der italienische Topklub Inter Mailand zeigt allerdings großes Interesse an seiner Verpflichtung. Und die Gladbacher Botschaft schien am Samstagabend klar: Ginter soll den Klub noch in der laufenden Transferperiode verlassen, damit in die durch die Corona-Pandemie nicht gerade üppig gefüllten Kassen zumindest noch eine kleine Ablöse fließt.