Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach steckt im Abstiegskampf. Die Personalie Matthias Ginter sorgt nun für reichlich Wirbel. Es droht noch größere Unruhe.
Matthias Ginter wärmte seine Beine an diesem kalten Januar-Abend unter einer Decke. Der Nationalspieler, einer der besten deutschen Innenverteidiger, saß zum ersten Mal in seiner Zeit als Gladbach-Profi fit auf der Bank. In der zweiten Halbzeit beorderte ihn Trainer Adi Hütter zwar noch zum Warmlaufen an den Spielfeldrand, doch selbst eine Einwechslung Ginters blieb bei Borussias 1:2 (0:0)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen aus. Hütter brachte stattdessen Jordan Beyer ins Spiel. Es war als ein weiteres klares Signal zu verstehen, dass Ginter den Klub möglichst schnell verlassen soll.
Am 31. Januar schließt das Winter-Transferfenster. Ein Wechsel bis zum Monatsende würde zumindest noch eine kleine Summe in die durch die Corona-Pandemie nicht gerade üppig gefüllten Kassen fließen lassen. Andernfalls wird sich Ginter spätestens im Sommer ablösefrei von Gladbach verabschieden.
Eberl: „Kein Spieler ist größer als der Verein“
Dass der 27-Jährige seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, hatte er selbst kurz vor dem Jahreswechsel via Instagram verkündet. Allerdings hatte Sportchef Max Eberl schon vor Weihnachten sein Angebot zur Vertragsverlängerung zurückgezogen – offenbar auch, weil sich bereits andeutete, dass Ginter es ohnehin nicht annehmen werde.
„Es gibt keinen Spieler, der größer als der Verein ist“, sagte Eberl nun in einem durchaus bemerkenswerten Statement. Hinter den Kulissen soll es beim niederrheinischen Fußball-Bundesligisten Ärger gegeben haben, Ginter soll mit dem unterbreiteten Angebot nicht zufrieden gewesen sein. Eberl verpflichtete in der vergangenen Woche Ginters Nachfolger. Der frühere Schalke-Profi Marvin Friedrich wechselte für eine kolportierte Ablösesumme von 5,5 Millionen Euro von Union Berlin an den Niederrhein. Gegen Leverkusen sah Ginter als Zuschauer das Gladbach-Debüt des 26-Jährigen in der Startelf.
Friedrich mit unglücklichem Gladbach-Debüt
Friedrich überzeugte mit Kopfballstärke und zeigte in Zweikämpfen viel Einsatz. Allerdings verschuldete er auch den ersten – durchaus umstrittenen – von zwei vergebenen Leverkusener Strafstößen. Die Ecke nach dem ersten führte in der 51. Minute zum ersten Gegentor durch Robert Andrich. Beim zweiten, offiziell Patrik Schick zugesprochenen Gegentreffer (74.), war Friedrich wohl noch als letzter Spieler am Ball. „Für viele war die Leistung sicher unglücklich, ich habe sein Debüt trotzdem sehr ordentlich gesehen“, sagte Hütter: „Hätten wir gewonnen, hätten wir über Marvin Friedrich gesprochen. Jetzt diskutieren wir nach der Niederlage über Matthias Ginter.“
Acht Tage zuvor hatte Ginter mit einer guten Leistung noch entscheidenden Anteil am 2:1-Sieg beim FC Bayern München. Gegen Leverkusen patzten nun seine Vertreter. Wie Friedrich verursachte auch Beyer einen Elfmeter, Tony Jantschke ließ Andrich vor dem 0:1 entwischen. Der Treffer durch Nico Elvedi (81.) und auch die beiden von Yann Sommer gehaltenen Strafstöße reichten den Gladbachern nicht.
Hütter über Friedrich: „Ein Spieler für die Zukunft“
Hütter musste sich schließlich für die diskutable Degradierung von Ginter rechtfertigen: „Mir ist klar, dass nun wieder dieses Fass aufgemacht wird. Bei uns gewinnt nicht ein Einzelner ein Spiel. Die Entscheidung ist so gefallen, dass Marvin Friedrich spielt. Er ist ein Spieler für die Zukunft.“
Wie bei Ginter wird auch die Zukunft von Mittelfeldmann Denis Zakaria (25) nicht in Gladbach liegen. In seinem Fall allerdings hatte die Borussia Ende Dezember mitgeteilt, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Mit Blick auf Zakaria, der gegen Leverkusen aufgrund einer Zerrung im Hüftbereich fehlte, klangen Hütters Äußerungen weniger deutlich nach einem gewünschten sofortigen Wechsel. „Grundsätzlich ist es ja so, dass wir keinen Sechser geholt haben“, erklärte der Österreicher.
Die Personalie Ginter könnte für Gladbach indes noch zwei Wochen lang zu einer Belastungsprobe werden. Die Situation könnte sogar weitaus komplizierter werden, wenn Ginter nach dem 31. Januar noch Borusse ist.
Pokalspiel in Hannover am Mittwoch
Es droht weitere Unruhe in einer für die Gladbacher weiterhin bedrohlichen sportlichen Lage: Mit 22 Punkten liegen sie nur vier Punkte vor dem Relegationsrang. Die Realität beim mit Europapokal-Ambitionen in die Saison gestarteten Klub heißt Abstiegskampf. „Wir stehen unten in der Tabelle“ sagte Sommer: „Damit müssen wir uns befassen.“
Zunächst geht es für die Gladbacher aber im DFB-Pokal weiter. Am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) wartet Zweitligist Hannover 96 im Achtelfinale. Möglicherweise wird Matthias Ginter dann wieder mit einer Decke auf der Bank zu sehen sein.