Essen. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde aus Eric Moussambani “Eric the eel“. Wie es dazu kam? Das war ein besonderer Moment.

Der Stern, der bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney aufging, kam aus dem Wasser und trug den Namen Ian Thorpe. Mit gerade einmal 17 Jahren schwamm das Wunderkind im schwarzen Wunderanzug und mit flossenartig großen Füßen (Schuhgröße 54!) in seiner Heimatstadt von Medaille zu Medaille. Dreimal Gold, zweimal Silber sowie ein Weltrekord hatte er am Ende in der Tasche. Betrat er die Halle, stand das schwimmverrückte australische Publikum kopf.

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Einmal aber brachte ein anderer die 17.000 Fans ähnlich hinter sich, wie sonst nur der „Thorpedo“ getaufte Thorpe. Es schlug die Stunde von Eric Moussambani, den sie bald "Eric the eel" - Eric, der Aal - tauften. Der 22-Jährige aus Äquatorial-Guinea hatte ein Wildcard des IOC für kleine Sportnationen bekommen und durfte im 100-Meter-Freistil-Vorlauf antreten, obwohl er nie eine olympische Norm erfülle hatte.

Plötzlich gehörte ihm die olympische Bühne allein

Und nun das: Weil seine beiden Kontrahenten nach einem Fehlstart disqualifiziert wurden, gehörte die olympische Bühne plötzlich ihm allein. Eric Moussambani verstand zunächst gar nicht, dass er noch schwimmen durfte, fasste sich am Startblock aber ein Herz. Einmal im Wasser ruderte und strampelte er wild mit Armen und Beinen, nahm den Kopf in unregelmäßigen Abständen zum Atmen nach oben. Dieser Mann sah aus wie ein Kind, das gerade das Bronze-Abzeichen erlangt hat und nun Olympia-Finale spielt. Nur halt bei Olympia.

Eric Moussambani kämpft sich im 100-Meter-Freistil-Vorlauf bei den Olympischen Spielen 2000 in Syndey durch das Becken.
Eric Moussambani kämpft sich im 100-Meter-Freistil-Vorlauf bei den Olympischen Spielen 2000 in Syndey durch das Becken. © Getty

Mit jedem Meter, den Eric Moussambani langsamer wurde, wurde die Halle lauter. Die Zuschauer schrien, klatschten, peitschten ihn ins Ziel. Auf den letzten Metern sah es aus, als würde er stehen bleiben, gar ertrinken. Doch die Rettungsschwimmer mussten nicht eingreifen. Ein völlig ausgepumpter, aber überglücklicher Eric Moussambani schlug an – in der langsamsten Zeit, die über 100 Meter je bei Olympischen Spielen gemessen wurde.

Der besondere Reiz von Olympia

Doch in der Halle von Sydney spielte das keine Rolle. Weder Spott noch Hohn prasselten auf Eric Moussambani ein, sondern Respekt für sein Durchhaltevermögen, ausgedrückt durch begeisterten Jubel. Die Fans feierten seinen Kampf, seinen persönlichen Sieg über die 100 Meter und gegen sich selbst. Das ist er: der besondere Reiz von Olympia.

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Später erzählte Eric Moussambani, dass er noch nie in einem 50-Meter-Becken geschwommen war, sondern in einem Pool trainierte. Dass er noch nie 100 Meter am Stück geschwommen war. Dass ihm erst beim Training in Sydney ein südafrikanischer Coach die grundlegenden Techniken erklärte, damit er sich nicht blamierte. Und doch verließ ihn nie der Mut, er erfüllte sich seinen Traum. Was für eine Geschichte – was für ein olympischer Moment.