Essen. Isabell Werth, die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten, wurde des Dopings überführt. Am liebsten hätten wir die Geschichte natürlich von ihrem Pferd „Whisper” selbst gehört, und wenn er sie uns bloß zugeflüstert hätte.
Am liebsten hätten wir die Geschichte natürlich von „Whisper” selbst gehört, und wenn er sie uns bloß zugeflüstert hätte. Aber da Mister Ed aus der gleichnamigen Fernseh-Kultserie bis heute das einzige sprechende Pferd geblieben ist, müssen wir damit vorlieb nehmen, was uns im aktuellen Dopingfall Isabell Werth vom Pferd erzählt.
Und das ist durchaus erhellend. Allerdings kaum im Sinne der fünfmaligen Olympiasiegerin. Denn die Quintessenz ihrer Verteidigungsstrategie im ZDF-Sportstudio lautet: Der Skandal ist nicht, dass Whisper mit einem verbotenen Medikament „therapiert” wurde. Sondern dass Spuren davon länger im Körper des Pferdes nachweisbar waren, als ihr Tierarzt annahm.
Allen Ernstes beklagte sich die Dressur-Königin darüber, dass sich die in Amerika schon bekannte längere Nachweisbarkeit des Psychopharmokons Modecate noch nicht bis Rheinberg herumgesprochen hatte. Aber kein Wort darüber, warum sie eine neue Therapie (mit einer zulässigen Substanz) für ihr an der sogenannten „Zitterkrankheit” leidendes Nachwuchspferd nicht in der Turnierpause ausprobieren ließ, sondern mitten in der Saison. Stattdessen der Hinweis, so blöd könne doch keiner sein, bei einem vergleichsweise „lächerlichen Anlass” (Turnier in Wiebaden) ein solches Risiko einzugehen.
Richtig! Nur war es für die Reiterin ja gar kein Risiko, weil sie davon ausgehen durfte, dass das Mittel längst im Körper von Whisper abgebaut war.
Niemand will Werth auch nur im weitesten Sinne Tierquälerei unterstellen. Aber sie – und wohl ihre ganze Zunft – muss sich gleichwohl fragen lassen, ob sie sich immer der Verantwortung gegenüber den ihr anvertrauten Pferden bewusst war. Und nicht doch zumindest gelegentlich den Erfolg um jeden Preis suchte.
Ein Eingeständnis, zu weit gegangen zu sein, statt mangelnde Rückendeckung durch den Verband zu beklagen, würde es uns jedenfalls leichter machen, Mitgefühl für eine bislang makellose Sportlerin zu empfinden, die ihre Karriere jetzt „in Scherben” sieht.