Essen. Nach dem positiven Dopingtest ihres Pferds Whisper ist Isabell Werth für sechs Monate gesperrt worden. Dank der milden Strafe kann sie aber auf eine Olympiateilnahme 2012 hoffen.
Aufatmen bei Isabell Werth: Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth ist vom Reit-Weltverband FEI wegen Dopings bei ihrem Pferd Whisper für sechs Monate gesperrt worden und darf nach der milden Strafe weiter auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 hoffen. Werths zehn Jahre alter Wallach Whisper war beim Pfingstturnier in Wiesbaden Ende Mai positiv auf das Psychopharmakon Fluphenazin getestet worden.
"Ich bin jetzt erst einmal erleichtert, dass die Entscheidung da ist. Mit der Höhe des Strafmaßes war zu rechnen", sagte Werth dem Sport-Informations-Dienst (SID). Werth dürfte zu Gute gekommen sein, dass sie die Einnahme des Beruhigungsmittels sofort bestätigt und auf eine Öffnung der B-Probe verzichtet hatte.
Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) konnte mit dem Urteil gut leben: "Die Strafe befindet sich im Bereich ähnlich gearteter Fälle. Der Fall ist als Doping klassifiziert. Dies entspricht auch unserem Verständnis, so dass wir das Urteil akzeptieren", sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.
Werth: "Gehe davon aus, dass ich bei Olympischen Spielen starten darf"
Die Sperre ist erst dann rechtskräftig, wenn die Reiterin auf einen Einspruch innerhalb der nächsten 30 Tage beim Internationalen Sportgerichtshof CAS verzichtet. Werth muss zudem eine Strafe von rund 1000 Euro bezahlen sowie sich an den Gerichtskosten in Höhe von rund 1300 Euro beteiligen.
Der Beginn der Strafe wurde auf den 23. Juni 2009 zurückdatiert. An diesem Tag wurde Werth nach Bekanntwerden des Falles suspendiert. Die Strafe endet am 22. Dezember 2009. "Ich gehe auch davon aus, dass ich bei den nächsten Olympischen Spielen starten darf", sagte Werth. Nach dem Regelwerk des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zieht erst eine Doping-Strafe über sechs Monaten automatisch eine Sperre für die kommenden Olympischen Spiele nach sich.
Härtere Strafe wäre möglich gewesen
Laut Werth war die Substanz Fluphenazin durch das Medikament Modecate in den Körper des Pferdes gelangt. Das Medikament habe ihr der Tierarzt Hans Stihl empfohlen, um die "Zitterkrankheit" ihres Nachwuchswallachs zu behandeln, hatte Werth erklärt. Allerdings hatte Stihl die Abbauzeit mit nur sechs Tagen angegeben. Laut jüngster Studien kann die Abbauzeit jedoch bis zu 90 Tagen andauern. Die Reiterin hatte daraufhin die Zusammenarbeit mit Stihl beendet.
Werth hätte auch mit einer härteren Strafe rechnen können. Das Beruhigungsmittel Fluphenazin steht auf der Doping-Liste und lässt keine Einstufung als Medikation zu. Auch die Behandlung mit Moedecat war riskant. "Ein Tierarzt, der in Europa lebt, darf einem Pferd Modecate nicht verabreichen. Es sei denn, er beantragt eine Erlaubnis bei der Landesbehörde, die er aber in der Regel nicht bekommt", sagte Chefveterinär Michael Düe von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Springreiter Christian Ahlmann (Marl) war vor wenigen Monaten wegen Dopings bei seinem Pferd Cöster zu acht Monaten bestraft worden.
Deutsche Equipe erstmals seit 1952 ohne EM-Einzelmedaille
Schmerzlich vermisst wurde Werth bei den Europameisterschaften in der vergangenen Woche im englischen Windsor. Dort musste die deutsche Equipe ohne ihre Top-Reiterin auskommen und verpasste in beiden Einzelentscheidungen (Grand Prix Special und Kür) eine Einzelmedaillen. Am Ende hatte eine deutsche Dressur-Mannschaft erstmals seit den Olympischen Spielen 1952 bei einem internationalen Championat (Welt- und Europameisterschafen sowie Olympia) keine Einzelmedaille gewonnen.