Aachen. Schlechter konnte der Zeitpunkt nicht sein: Zwei Tage vor der Eröffnung des CHIO in Aachen wurde bekannt, dass die Isabell Werth ihr Pferd Whisper gedopt hat. DerWesten sprach mit Michael Mronz, dem Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH.

Dass die fünfmalige Olympiasiegerin gesperrt bleibt, bestätigte gestern die Internationale Reiterliche Vereinigung. Für Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH, die das CHIO veranstaltet, ist dies keine gute Nachricht: Dem 42-Jährigen fehlt mit Werth nun das beste Pferd aus dem deutschen Stall.

Herr Mronz, was bedeutet dieser Dopingfall für das „Weltfest des Pferdesports”?

Michael Mronz: Ich sehe mich in dem Weg bestätigt, den wir gemeinsam mit dem nationalen Verband gegangen sind. Es ist vollkommen richtig, so konsequent gegen Doping vorzugehen.

Dann gilt Werth also ein Ermittlungserfolg.

Mronz: Ihrem Whisper ist die Dopingprobe nach dem Wettkampf am 30. Mai in Wiesbaden entnommen worden. Das ging nur, weil wir mittlerweile nach einem neuen Testverfahren, dem „Medical Controll Programm”, handeln. Die drei Bestplatzierten werden kontrolliert. So kann auch vor prominenten Namen nicht zurückgeschreckt werden.

In der Tat: Werth gewann die Dressur in Aachen zehn Mal. Sie ist nicht irgendwer.

Mronz: Isabell ist neben Anky van Grunsven eine der Topreiterinnen der Dressur. Sie ist eines der Aushängeschilder unserer Sportart. Für das Reiten ist das alles natürlich eine sehr unschöne Situation.

Seit gestern Nachmittag ist es ausgeschlossen, dass Werth in Aachen startet. Oder?

Mronz: Seit 2008 bedeutet eine positive A-Probe, dass der Reiter oder die Reiterin direkt gesperrt ist. Früher war das noch anders, da wurde erst noch auf die B-Probe gewartet. Also ja: Sie wird leider nicht bei uns starten.

Sie bedauern, dass sie nicht dabei ist?

Mronz: Naja, das muss ich relativieren. Denn ich schätze Isabell als Menschen sehr – aber wer manipuliert, darf nicht starten.

Wie werden die Aachener Zuschauer reagieren?

Mronz: Unser Publikum möchte sauberen und fairen Sport sehen. Daher wird es die klare Haltung und die strikten Regeln honorieren. Dass Isabell nicht am Start ist, wird ohne Auswirkungen bleiben. Schließlich kommen alle anderen Topreiter. Unser Ticketverkauf läuft auch: Wir haben Mittwoch mehr Karten verkauft als Dienstag, insgesamt bislang über 200 000 und mehr als zum Zeitpunkt vor einem Jahr.

Kann es sogar sein, dass der Dopingfall ihnen unerhoffte Aufmerksamkeit schenkte?

Mronz: Das denke ich nicht. Das CHIO steht schon immer ausreichend in der Öffentlichkeit. Außerdem würden wir uns selbstverständlich über eine andere Form der Berichterstattung freuen.

Ist es möglich, dass Satchmo, Werths Pferd bei den CHIO-Siegen 2007/2008, auch in irgendeiner Form gedopt war?

Mronz: Nein. Wir haben Isabell jedes Jahr kontrolliert.

Whisper leidet unter der Zitterkrankheit. Werth sagte, mit dem Medikament habe sie es nur gut gemeint.

Mronz: Wenn das Pferd wirklich dieses Symptom hat, dann hat es im Spitzensport nichts zu suchen! Und dass das Pferd dieses Medikament bekommen hat, obwohl es in Deutschland nicht erlaubt ist, halte ich für fahrlässig. Von der Reiterin und vom Tierarzt. Die Rolle der Tierärzte muss man künftig näher unter die Lupe nehmen.

Ist also Werths Tierarzt Hans Stihl ganz alleine schuld?

Mronz: Nein. Ich möchte Isabell nicht in Schutz nehmen – am Ende ist sie verantwortlich.

Sie wird ihren Dressur-Titel am 5. Juli nicht verteidigen können. Wer gewinnt dann?

Mronz: Es sind sehr viele gute Reiter am Start. Alexander Rath etwa ist ein neues Gesicht und spricht für die Vielfalt der Qualität. Der 24-Jährige steht für eine neue Generation.

Öffnung der B-Probe

Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) verzichtet im Dopingfall um ihren zehn Jahre alten Wallach Whisper auf die Öffnung der B-Probe und bleibt weiterhin für alle Turniere suspendiert. Das ist das Ergebnis der Telefonkonferenz mit dem Weltverband FEI, bei der Werth und ihr Anwalt Ulf Walz gestern zu den Doping-Vorwürfen Stellung nahmen. Die 39-jährige Werth räumte ein, dass es bei der Medikamentengabe an Whisper offensichtlich Fehler gegeben habe. (sid)