Als Clemens Tönnies seinen Wunschkandidaten Felix Magath nach Schalke holte, war klar, dass dort bald ein ganzes Haus abgerissen werden würde. Der vorerst letzte Baustein auf dem Weg zum angestrebten „neuen Schalke” ist die spektakuläre Entmachtung des Vorstands-Vorsitzenden Josef Schnusenberg.

Dass es eine Entmachtung ist, können die Beteiligten mit noch so schönen Worten nicht wegdiskutieren. Die Frage ist nur: warum? Und vor allem: wieso zu diesem Zeitpunkt? Hatte der 68-Jährige doch längst seinen Rückzug mit Ablauf seiner Amtsperiode am Saisonende angekündigt.

Viele Leute im Verein glauben, dass der Steuerberater die Schlüsselrolle bei der Konsolidierung des zwischenzeitlich am Abgrund stehenden Traditionsklubs und beim Arena-Bau spielte. Seine Finanzkompetenz gilt jedenfalls als seine größte Stärke. Seine größten Schwächen wurden erst auffällig, als er durch die Berufung zum Präsidenten ins Rampenlicht geriet: Krisenmanagement und vor allem der Umgang mit den Medien, die dem knorrigen Westfalen immer suspekt blieben.

Dass Schnusenberg nun ein halbes Jahr vor seinem angekündigten Rückzug ausgerechnet die Finanzkompetenz entzogen wurde, legt die Vermutung nahe, dass zuletzt auch auf diesem Sektor intern Kritik aufkam. Entweder weil er mit haftbar gemacht wurde für die von ihm abgesegneten millionenschweren Transfer-Flops von Ex-Manager An-dreas Müller. Oder weil er sich einer – neuerdings vielleicht wieder gewünschten – finanziellen Risikobereitschaft verweigerte.

So oder so mehren sich auf Schalke die Indizien, dass die finanzielle Lage des Klubs weit dramatischer ist, als die Verantwortlichen einräumen. Selbst Vergleiche mit dem BVB vor einigen Jahren scheinen nicht mehr an den Haaren herbeigzogen zu sein.

Für Clemens Tönnies geht es dabei auch ganz persönlich um die Wurst. In dieser heiklen Lage, in der allein der sportliche Erfolg wieder Geld in die Kassen spülen könnte, setzt er alles auf die Karte Magath. Das lässt sich angesichts der Erfolgsbilanz des Trainers nachvollziehen. Ist aber extrem riskant, wenn nicht gar weltfremd. Mit der Umsetzung der Idee, den Klub demnächst in Magath 04 umzutaufen, sollten sie bei Königsblau besser noch etwas warten.