Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsrats-Vorsitzender Clemens Tönnies spricht nicht von einer Entmachtung des S04-Präsidenten Schnusenberg, sondern lediglich von einer Neuausrichtung des Vereins.
Sie bezeichnen sich als dicke Freunde und sind als Gespann angetreten. Als Schalkes Aufsichtsrat-Chef Clemens Tönnies im März 2007 Josef Schnusenberg ins Präsidentenamt hievte, schwärmten beide von rosigen Zeiten auf Königsblau. Gut zwei Jahre später zieht sich Schnusenberg aus dem operativen Geschäft zurück, von einer „Entmachtung” seines Kumpels aber will Tönnies nichts wissen. Im Interview mit dieser Zeitung spricht er lediglich von der „Neuausrichtung des Vereins”.
Nach der Verpflichtung von Felix Magath schien auf Schalke erst mal Ruhe eingekehrt zu sein. Erleben wir jetzt ein neues Kapitel vom Chaos-Club?
Clemens Tönnies: Wieso?
Nun, in der öffentlichen Wahrnehmung ist die Entmachtung eines Präsidenten nicht gerade eine positive Schlagzeile.
Tönnies: Das ist doch alles Quatsch. Der Begriff vom Chaos-Club Schalke kommt doch in den Medien dreimal im Jahr auf. Aber davon lassen wir uns nicht beeindrucken. Die Karawane zieht immer weiter.
Zur Sache: Fakt ist, dass Josef Schnusenberg nur noch den Verein repräsentieren wird. Wie wollen sie dies der Öffentlichkeit vermitteln, ohne dass der Beigeschmack entsteht, hier werde jemand, der sich über Jahre um den Verein verdient gemacht hat, „rasiert” und zum „Grüß-August” degradiert?
Tönnies: Das sind schäbige Unterstellungen. Die Wahrheit ist eine andere. Jupp Schnusenberg, der auf die „70” zugeht, hat mir schon im Februar mitgeteilt, dass er im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren und möglichst schon jetzt lieber in der zweiten Reihe arbeiten wolle. Wir haben dann im Vorstand und Aufsichtsrat darüber diskutiert und seinem Wunsch entsprochen. Es gibt noch genug Aufgaben für ihn als Repräsentant des Vereins – aber keinen Grund, ihn Grüß-August zu nennen.
Dennoch: Öffentlich steht Schnusenberg als Verlierer da. Hätte es da nicht eine elegantere Lösung gegeben? Oder wäre ein klarer Schnitt nicht für alle besser gewesen?
Tönnies: Jetzt verstehe ich Sie nicht. Erst sprechen Sie von einem eleganteren Weg und dann von einer Radikallösung. Das hätte dann doch wie eine Entlassung ausgesehen. Versuchen Sie einfach zu verstehen, dass Jupp Schnusenberg mit fast 69 Jahren zulerzt das Tempo zu hoch war und er es künftig etwas ruhiger angehen lassen will.
Kann es trotzdem sein, dass Felix Magaths Bestandsaufnahme der Situation auf Schalke Sie und auch Schnusenberg zu dieser „Umstrukturierung”, wie es der Verein offiziell nennt, motiviert hat?
Tönnies: Zunächst mal: Wer behauptet, zwischen Schnusenberg und Magath hätte es Zwist gegegeben, redet Quatsch. Von Anfang an war klar, dazu bedurfte es keiner Analyse von Magath, dass wir den Verein neu ausrichten und Kompetenzen neu verteilen müssen und uns dabei nicht verzetteln dürfen.
Nun geht die Finanzkompetenz auf Peter Peters über, der bisher für organisatorische Dinge zuständig war und sich nicht unbedingt als Finanzfachmann einen Ruf erworben hat. Anders als Josef Schnusenberg, dem nachgesagt wird, in seiner 15-jährigen Vorstandsarbeit wesentlich zur Konsolidierung des Klubs in seinen größten Krisenjahren beigetragen zu haben.
Tönnies: Gerade weil wir dem Jupp, der, wie wir alle wissen, der eigentliche Macher der Arena ist, richtig zu Dank verpflichtet sind, wollen wir ihm ja einen ehrenvollen Abschied auf Schalke bereiten.
Noch ein Wort zu den Finanzen. Felix Magath hat gesagt, ihm wäre bewusst gewesen, dass die Mittel begrenzt sein würden, um in die Mannschaft zu investieren. Wird nach dem Umbau des Vorstandes künftig vielleicht in finanzieller Hinsicht wieder mehr riskiert?
Tönnies: Bei uns wird nichts auf Pump laufen. Die ersten Spiele haben doch gezeigt, dass wir auf einem guten sportlichen Weg sind. Und mit den Erfolgen, die wir haben werden, kommt auch wieder Geld in die Kassen.
Wird es nach Schnusenbergs Ausscheiden einen Nachfolger für ihn geben?
Tönnies: Der geschäftsführende Vorstand bleibt aus zwei Personen bestehen. Aber bis zur Jahreshauptversammlung überlegen wir, ob wir wieder einen ehrenamtlichen Präsidenten für Repräsentationsaufgaben wählen lassen.