Essen/Bochum. Was schenke ich meinem Kind zu Weihnachten – und wie viel? Das fragen sich viele Eltern. Zwei Expertinnen erklären, was Kinder glücklich macht.

  • Die meisten Kinder können die Bescherung an Weihnachten schon jetzt kaum abwarten.
  • Aber welche Geschenke machen sie wirklich glücklich? Und wie viel sollten Eltern schenken?
  • Zwei Expertinnen geben Tipps, worauf Eltern achten sollten, um das richtige Weihnachtsgeschenk für ihr Kind zu finden.

Weihnachten steht kurz bevor – und damit auch die große Geschenkeschlacht. Die meisten Kinder fiebern die gesamte Adventszeit über der Bescherung unter dem Weihnachtsbaum entgegen. Und für viele Eltern gibt es kaum etwas Schöneres, als die Freude ihrer Kinder zu sehen, wenn sie die Päckchen auspacken. Aber worauf sollte man achten, wenn man Kinder beschenkt? Wie viele Geschenke sind zu viel? Und wie erkläre ich meinem Kind, warum es weniger bekommt als andere?

Wie finde ich das richtige Weihnachtsgeschenk für mein Kind?

„Im Vordergrund sollte beim Schenken stehen, dass man seinem Kind eine Freude bereiten möchte“, sagt Silvia Schneider. Sie ist Professorin für Kinder- und Jugendpsychologie an der Ruhr-Uni Bochum. Daher sei es wichtig, dass sich Eltern stark an den Wünschen der Kinder orientieren – und ihnen genau zuhören, wenn sie von diesen erzählen.

Ein bewährtes Mittel, um das passende Geschenk zu finden, ist der Wunschzettel. Hilfreich ist es, wenn Eltern beim Erstellen des Wunschzettels unterstützen. So haben sie die Chance, gemeinsam mit dem Kind herauszufinden, welches Geschenk es wirklich glücklich machen könnte. Außerdem können Eltern die Werte der Spielzeuge verdeutlichen und dem Kind so eine Vorstellung davon vermitteln, welche Geschenke realistisch sind – und welche nicht.

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Wie wichtig sind Weihnachts-Geschenke für Kinder?

Neben dem eigenen Geburtstag ist Weihnachten für viele Kinder das Highlight des Jahres. Auch oder vor allem wegen der Geschenke. Wie viele Geschenke sie bekommen oder welchen materiellen Wert diese haben, sei ihnen allerdings weniger wichtig. „Kinder, die mehr Spielsachen bekommen, sind nicht glücklicher als die, die weniger haben“ betont Kinderpsychologin Schneider.

Viel bedeutender für Kinder sei es, dass ihre Eltern sich Zeit für sie nehmen. „Quality Time zählt. Kinder spüren auch, ob ihre Eltern wirklich für sie da sind oder nur eine Liste an Geschenken und To-Dos abarbeiten“, so die Expertin.

„Kinder spüren, ob ihre Eltern wirklich für sie da sind oder nur eine Liste an Geschenken und To-Dos abarbeiten.““

Silvia Schneider, Kinderpsychologin

„Bevor ich nochmal in die Stadt gehe, um das 15. Geschenk zu kaufen, kann es wertvoller sein, die Zeit mit dem Kind selbst zu verbringen“, sagt auch Lisa Kuhles von der „Integrierten Paar-, Lebens- und Erziehungsberatung Impulse“ in Essen. Die Auswahl passender Geschenke könne Kindern zwar vermitteln, dass sie sich angenommen und gesehen fühlen. „Aber Geschenke an sich bringen keine Erfüllung“, so Kuhles.

Richtig schenken: Warum zu viele Weihnachtsgeschenke für Kinder schädlich sein können und worauf Eltern achten sollten. Interview mit Lisa Kuhles von
„Je kleiner die Kinder desto weniger Geschenke“, rät Lisa Kuhles von der Familienberatung „impulse e.V.“ aus Essen. © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska

Können zu viele Geschenke schädlich für Kinder sein?

Ein Päckchen und noch eins und noch eins: Bei manchen Familien stapeln sich die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Das kann allerdings auch zu einer Herausforderung für die Kleinen werden. Pauschal lasse sich nicht sagen, wie viele Geschenke für welches Alter sinnvoll sind. „Aber wenn Kinder nach der Bescherung gar nicht mehr wissen, womit sie zuerst spielen sollen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie überfordert sind“, sagt Kuhles.

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Wenn Kinder zu viel geschenkt bekommen, hätten sie außerdem gar nicht die Möglichkeit, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welchen Wert die Geschenke haben. Vor allem kleine Kinder sollten nicht mit Päckchen überhäuft werden. Laut Kuhles gilt die Devise: Je kleiner die Kinder, desto weniger Geschenke.

Sie rät Eltern dazu, sich lieber auf einen besonderen Wunsch der Kinder zu konzentrieren, anstatt möglichst viele Geschenke zu besorgen. „Manchmal geht es heutzutage verloren, dass Kinder in der Vorweihnachtszeit einem Herzenswunsch entgegenfiebern können, den sie wirklich herbeisehnen.“

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Die Großeltern schenken meinem Kind viel mehr als ich möchte. Was kann ich tun?

Den Eltern ist es wichtig, dass das Kind nicht zu viele Geschenke bekommt – und dann stehen Großeltern, Freunde oder Tante und Onkel auf einmal mit jeder Menge Päckchen vor der Tür. „Wie kann ich Grenzen setzen? Das ist eine Herausforderung, vor der viele Eltern stehen“, sagt Lisa Kuhles.

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Sie rät dazu, den Verwandten und Freunden ins Bewusstsein zu rufen, um wen es beim Schenken wirklich geht: die Kinder. „Bei Großeltern oder auch getrennten Eltern hat man manchmal das Gefühl, dass es den Erwachsenen selbst wichtig ist, ein besonders tolles Geschenk zu haben“, so die Expertin. Eltern sollten ihre Vorstellungen daher gegenüber anderen klar kommunizieren. Das Kind sollte schließlich im Vordergrund stehen, nicht die Geschenkeschlacht unter den Erwachsenen.

Ich kann oder will nicht so viel zu Weihnachten schenken wie andere Eltern. Wie erkläre ich das meinem Kind?

„Kinder, die mehr Spielsachen bekommen, sind nicht glücklicher als die, die weniger haben“ betont Kinderpsychologin Silvia Schneider von der Ruhr-Uni Bochum.
„Kinder, die mehr Spielsachen bekommen, sind nicht glücklicher als die, die weniger haben“ betont Kinderpsychologin Silvia Schneider von der Ruhr-Uni Bochum. © FBZ Bochum | unknown

„Es ist oft ein vorauseilender Gehorsam, dem Kind sofort zu erklären, warum es weniger Geschenke bekommt als andere“, sagt Kinderpsychologin Silvia Schneider. Eltern sollten erst darauf eingehen, wenn das Kind sie von selbst darauf anspricht oder sie merken, dass das Thema es beschäftigt.

Dass Kinder sich untereinander vergleichen, sei außerdem völlig normal – und wichtig für ihre Entwicklung. „Kinder müssen lernen, dass es Unterschiede gibt und dass das nichts Schlimmes sein muss“, so die Expertin. Im Gespräch könnten Eltern ihren Kindern dann zum Beispiel erklären, dass in ihrer Familie einfach eine andere Tradition gelebt wird als in einer anderen.

Daher sei es auch wichtig, die Kinder in die Planung der Feiertage aktiv miteinzubeziehen, sagt Lisa Kuhles. „Was wünschst Du dir zu essen? Wollen wir gemeinsam in die Kirche gehen? Was wollen wir machen, nachdem wir die Geschenke ausgepackt haben?“ All das seien Fragen, die Eltern ihren Kindern stellen sollten. „Es geht darum, als Familie gemeinsam zu entscheiden, wie man sich ein schönes Weihnachtsfest vorstellt.

Meinem Kind gefallen seine Weihnachtsgeschenke nicht. Was jetzt?

Die Aufregung von Kindern vor Weihnachten sei nicht zu unterschätzen, so Familientherapeutin Kuhles. Auch negative Gefühle wie Wut oder Trauer würden dabei häufiger zum Vorschein kommen. Gefällt dem Kind sein Geschenk nicht, sollte man als Erwachsener mit ihm darüber sprechen und es nicht gleich als undankbar abtun.

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„Dass die Wunschvorstellung von den Geschenken und Weihnachten insgesamt sich nicht immer mit der Realität deckt und man das als Familie gemeinsam aushalten muss, gehört eben auch dazu“, sagt Kuhles. Aber: „Erfahrungsgemäß bleibt die gemeinsame Zeit sowieso eher in Erinnerung als die Geschenke.“

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