Essen. . Ein Bergschaden unter der Bahn-Hauptachse im Ruhrgebiet zwischen Essen und Mülheim sorgt seit Mittwochabend für erhebliche Probleme im Bahnverkehr. Die Bahn versucht so gut es geht, den Verkehr aufrecht zu halten. Manche Reisende aber kritisieren mangelnde, auch falsche Informationen.

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Man muss kein Bahn-Experte sein, um sich vorstellen zu können, was da seit Mittwochabend bei den Bahn-Unternehmen in NRW los ist. Ein Bergschaden kurz vor dem Hauptbahnhof Essen wirft den Bahnverkehr im Ruhrgebiet erheblich aus dem Ruder - weil die Ruhrgebiet-Hauptachse zwischen Essen und Duisburg betroffen ist. Züge sind verspätet, werden umgeleitet, fallen aus. Der Verkehr rollt - irgendwie. Doch nicht wenige Reisende fühlen sich von der Deutschen Bahn auf der Strecke gelassen.

Reisender Marius Degenhardt erfuhr bereits am Mittwochabend, dass es Bahn-Probleme in Essen gibt. Aber selbst die DB-App für sein Smartphone habe dem 17-jährigen Berufsschüler aus Velbert am Donnerstagmorgen nicht verraten, dass seine S-Bahn um 6.42 Uhr doch nicht am Bahnhof Velbert wartet, sondern ausfällt. Degenhardt wollte nicht weiter in der Kälte stehen und verfolgte den Fahrplan via App dann von zu Hause aus. Ergebnis: er fuhr um 8.42 Uhr mit der S-Bahn, "als ich angezeigt bekommen habe, dass diese Bahn fährt". Da hatte er in der Berufsschule bereits zwei Stunden versäumt.

Statt Zug-Ausfall nur "Verspätung" angezeigt

Auch andere Reisende ärgern sich über mangelnde Informationen - auf dem Bahnsteig: Eine Reisende in Bochum Hauptbahnhof wollte dort um 5.33 Uhr mit der Linie RE11 nach Essen fahren. "Die Infotafel auf dem Bahnsteigt zeigte auch um 5.48 Uhr noch an, dass der Zug '5 Minuten' Verspätung hat". Tatsächlich fiel der Zug aus, berichtet sie. Was auch später nicht angezeigt worden sei. An eine Durchsage dazu kann sich die Reisende nicht erinnern.

Ein älteres Ehepaar mit Reiseziel Magdeburg versuchte am Morgen im Hauptbahnhof Essen die dortigen Durchsagen zu verfolgen - ohne Erfolg. "Wir haben kaum ein Wort verstanden, weil auf dem Nachbarbahnsteit zeitgleich eine weitere Durchsage zu hören war".

"Auf meiner Fahrt zur Arbeit im RE11 (6:21 Uhr ab Mönchengladbach Hauptbahnhof) wurden wir nicht über die aktuelle Verkehrslage informiert, obwohl der Zugbegleiter informiert war", berichtet eine Pendlerin, die täglich von Mönchengladbach nach Essen fährt. "Ich habe die Funksprüche mit der Fahrdienstleitung von meinem Sitzplatz hören können. Erst nachdem der Zug in Duisburg Hauptbahnhof eingefahren ist und schon einige Minuten am Gleis stand, hat der Zugführer die Reisenden über die Halteausfälle informiert. Informationen über die weitere Fahrstrecke wurden erst einige Minuten später durchgesagt, nachdem die Masse der Fahrgäste bereits ausgestiegen war und ziellos über die Bahnsteige gehetzt ist. Von der Bahn war da weit und breit niemand zu sehen. In Altenessen angekommen, hat sich der Rest der Fahrgäste in die ankommende und hoffnungslos überfüllte U18 gezwängt."

Bahn bittet Kunden wegen mangelnder Ansagen um Entschuldigung

"Die Ansagen sind, soweit dies die besondere Situation erfordert, gut", erklärt ein Bahnsprecher. "Wenn es Mängel gibt, geben wir dies zeitgleich an das zuständigen Bahnhofsmanagement weiter und bitten um Klärung und Abhilfe. In solchen Fällen bitten wir unsere Reisenden und Kunden um Entschuldigung und um Verständnis".

Dass Infotafeln auf den Bahnsteigen die aktuelle Verkehrslage mangelhaft oder gar falsch darstellen, kann passieren, räumt die Bahn ein und sei der besonderen Lage geschuldet: "Dass Zugverbindungen zunächst als verspätet und im weiteren Verlauf dann als "Ausfall" angezeigt oder angekündigt werden, ist auch Folge der jeweiligen aktuellen Disposition. Es ist nicht immer von vornherein klar, ob ein Zugdisponent einen Zug weiter verkehren lassen kann oder ob der Zug aufgrund aktueller Ereignisse entlang der Strecke dann schließlich doch ganz oder für eine Teilstrecke aufallen muss." Der Bahnsprecher ergänzt: "Auch hier bitten wir um Verständnis, dass es sich nicht um einen starren, sondern dynamischen Prozess handelt, bei dem nicht das Endresultat,, sondern der Verlauf mitgeteilt wird".

Aus Sicht von Lothar Ebbers, NRW-Sprecher der Vereinigung Pro Bahn, sorgt der Bergschaden in Essen bei der Bahn "für einen GAU". Mangelnde Informationen an den Bahnhöfen führt Ebbers auch auf "Datenprobleme" der Bahn zurück: "In das Infosystem kann man nicht so schnell eingreifen." Die Anzeigen an den Bahnhöfen seien fest programmiert. Und durch den Bergschaden ist der Fahrplan im Großraum Essen derzeit Makulatur.

Ebbers selbst hat am Donnerstagvormittag am Hauptbahnhof Oberhausen erlebt, dass die dortigen Infotafeln auf den Bahnsteigen sozusagen Geisterzüge produzierten: "Die umgeleiteten Fernzüge dort wurden alle nicht angezeigt."