Berlin. Ein einsames Abteil, ein dunkler Bahnhof: Gerade Alleinreisende fühlen sich da häufig unwohl. Wer in eine heikle Situation gerät, sollte wissen, wie man richtig reagiert und im Notfall auch keine Scheu haben, die Polizei oder eine Reisebegleitung zu rufen. Weitere wichtige Tipps erhalten Sie hier.
Die Bahn hat ihren Sicherheitsbericht für das Jahr 2013 vorgestellt: Auf Bahnhöfen und in Zügen gab es im vergangenen Jahr 14.600 Fälle von Körperverletzung. Bahnmitarbeiter wurden häufiger als im Jahr zuvor körperlich angegriffen. Die Bahn will nun nach Wegen suchen, um Sicherheitsleute und Zugbegleiter besser zu schützen.
Doch auch Fahrgäste können in brenzlige Situationen geraten. Besonders Alleinreisende haben auf Bahnhöfen, in Zügen oder Bussen schnell ein mulmiges Gefühl - gerade wenn sie spät abends oder auf wenig befahrenen Strecken unterwegs sind. "Dieses subjektive Empfinden entspricht jedoch meist nicht der Realität", sagt Jürgen Ostländer, Präventionsbeauftragter der Bundespolizei. "Bahnhöfe sind heute in der Regel sehr gut ausgeleuchtet und überwacht." Wenn es zum Konflikt kommt, gebe es meist eine Vorgeschichte - und die können die Reisenden zumindest beeinflussen.
Angetrunkene im Zweifel ignorieren
Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit seien die besten Mittel zur Gewaltprävention, sagt Ostländer. "Zu Übergriffen auf Bahnhöfen oder in Zügen kommt es meist dann, wenn sich einzelne oder Gruppen zu nahe kommen." Angetrunkene Personen solle man im Zweifel lieber ignorieren und ihnen aus dem Weg gehen, als sie mit Kommentaren schlimmstenfalls zu provozieren. Auch im Zug sollte man Abstand zu aggressiv wirkenden Personen wahren: "Reisende sollten lieber aussteigen oder sich umsetzen, wenn sich eine aufdringliche Person neben sie setzt oder eine auf Krawall gebürstete Gruppe das Abteil betritt", empfiehlt der Präventionsbeauftragte.
Ohnehin ist es ratsam, sich eher in einem Abteil mit mehreren friedlichen Reisenden aufzuhalten, die im Konflikt eingreifen können - und vermutlich auch würden. "Eine direkte, laute und eindeutige Ansprache hilft fast immer", berichtet Ostländer von seinen Erfahrungen im Präventionstraining. "Sagen Sie nicht einfach "aufhören". Sagen Sie zum Beispiel "Sie dort in der schwarzen Jacke: Der Mann belästigt mich, helfen Sie mir"."
Und gerät die Situation doch außer Kontrolle, sollten Reisende keine Scheu haben, umgehend die 110 zu wählen und den Schaffner, Lokführer, Busfahrer oder das Sicherheitspersonal am Bahnhof zu informieren. Dafür stehen meist auch Notrufsysteme zur Verfügung. "Niemand ist böse, wenn sich die Situation dann doch friedlich löst", sagt Ostländer. "Besser, Sie holen sich rechtzeitig Hilfe, als dass Sie sich unnötig in Gefahr begeben." (dpa)