Gelsenkirchen. .

Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist der Hauptbahnhof modern, hell und freundlich gestaltet. So wirklich gerne gehen viele Gelsenkirchener trotzdem nicht in die Nähe der Glashallen. Als „Angstraum“ bezeichneten einige die Umgebung des Bahnhofes, weil sich die Offene Szene dort trifft, Alkohol konsumiert und damit bei anderen für Unbehagen sorgt.

Die WAZ berichtete ausführlich über das Thema und brachte Bürger, Politiker, Szene und Ordnungskräfte an einen Runden Tisch, der für regen Austausch der Seiten sorgt. Den Mitgliedern des SPD-Arbeitskreises Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit reichte das aber noch nicht aus. Am Montagnachmittag trafen sie sich mit Frank Hutmacher, Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), für eine Ortsbegehung.

„Die Szene ist uns gut bekannt. Die Mitglieder kommen aus Essen und Gelsenkirchen. Dass es sich aber um einen Angstraum handelt, können wir nicht feststellen. Wir haben nur gelegentlich Schwierigkeiten mit der Szene. Wir bewegen uns hier maximal im Bereich von Ordnungswidrigkeiten“, erklärte Hutmacher den Politikern. Trotzdem könne er das Unbehagen der Bürger verstehen, sich einer größeren Gruppe Menschen zu nähern, wenn diese offen Alkohol trinken.

Schwerpunktaktion am Bahnhof

Entsprechend haben Hutmacher und seine Kollegen vom KOD in Kooperation mit der Polizei reagiert und in den letzten zwei Wochen eine Schwerpunktaktion vor Ort durchgeführt. „Wir haben täglich den Kontakt zu den Mitgliedern der Szene gesucht und Flyer verteilt, die auf die öffentlichen Angebote für Menschen mit Suchtproblemen hinweisen. Es ging uns nicht darum, diese Menschen zu stören und zu verdrängen, sondern sie zu erreichen“, erklärt der KOD-Chef.

Der Erfolg sei sichtbar: „Seitdem haben wir keine größeren Menschengruppen mehr hier gesehen. Eine solche teilweise Zergliederung ist auch für die Szenemitglieder besser. In Kleingruppen fallen sie nicht so auf und niemand fühlt sich durch sie gestört. Trotzdem können sie sich treffen. Das führt zu einem entspannteren Miteinander mit den andere Bürgern.“ Gleichwohl seien die Besucherzahlen in den öffentlichen Einrichtungen für Menschen mit Suchtproblemen nicht gestiegen.

Eine Frage der Strategie

„Ist es nicht eine Möglichkeit, in Bahnhofsnähe eine Aufenthaltsmöglichkeit für die Szenemitglieder zu schaffen, wenn die ohnehin die Züge nutzen, um nach Gelsenkirchen und wieder nach Hause zu kommen“, wollte die Stadtverordnete Silke Ossowski wissen. „Zunächst einmal ist jede zusätzliche Einrichtung, um diese Menschen aufzufangen und ihnen Hilfe anzubieten begrüßenswert.

Es ist aber eine Frage der Strategie, ob man eine solche weitere Anlaufstelle hier am Bahnhof schafft. Wir suchen den aktiven und vernünftigen Austausch mit der Szene. Das tun wir an jedem Ort in der Stadt. Es ist eine Entscheidung anderer Gremien, ob man die Szene durch eine Einrichtung dann hier am Ort verankert“, so Frank Hutmacher.

Vor allem sei für einen guten Umgang aller Seiten aus Sicht den KOD-Chefs die Arbeit am Runden Tisch und in den Präventionsräten wichtig. „Hier kann man sich austauschen und Probleme aus allen Sichtweisen diskutieren und ausräumen. Vielleicht kann man so auch vielen Menschen die Angst nehmen.“