München. . In diesem Jahr liegt das Dirndl auch außerhalb von Bayern voll im Trend. Wer trotzdem spontan noch zur Wiesn reisen möchte, muss tief in die Tasche greifen. In München explodieren die Hotelpreise, manches Zimmer im Drei-Sterne-Haus kostet 450 Euro.
Noch vor wenigen Jahren war es doch so: Wer ein Dirndl trug, wollte entweder zum Karneval oder aber er hieß Maria Hellwig und war ein Star der Volksmusik. Heute ist das anders, Dirndl liegen im Trend. In diesen Tagen ganz besonders, wo an diesem Samstag die Wiesn in München eröffnet wird. Bis zum 7. Oktober wird die 179. Ausgabe des bekanntesten Oktoberfestes der Welt dauern. Und unter den erwarteten mehr als sechs Millionen Besuchern wird es wieder viele Dirndl- oder Lederhosen-Träger geben. Fesch schauen die aus. Das passende Outfit ist so etwas wie ein Mitgliedsausweis zum großen Fest. Willkommen im Club.
Den Trachten-Look nicht übertreiben
Experten stellen fest, dass das Dirndl, dieses Kleidungsstück wie es bayerischer kaum geht, in diesem Frühherbst auch in anderen Regionen Deutschlands beliebt ist. Nicht zuletzt, weil auch Ketten wie Tchibo oder selbst Discounter wie Lidl das Kleid mit der großen Tradition anbieten oder angeboten haben – und das sogar zu Schnäppchenpreisen von 69 und 59,99 Euro.
Was genau ist denn angesagt? „Das Dirndl erscheint wieder traditioneller. Weniger mit Klimbim verziert, eher schlichter. Dadurch kommt das Strahlen der Frau besser zum Ausdruck“, sagt Gabriele Hammerschick, Trachten-Einkäuferin im Münchener Traditionsunternehmen Loden-Frey. Ging im vergangenen Jahr noch der Trend hin zum Pop-Dirndl, das wegen seiner grellen Farben oder provozierend kurzen Schnitte auffiel, darf es heute gerne wieder bis zum Knie gehen. Sattes Rot und Grün oder auch plakatives Grau sind zu sehen.
Das Dirndl sollte das Knie umspielen
„Ein Dirndl sollte das Knie umspielen, eine Rocklänge von 85 Zentimetern ist ideal, gerade bei strammeren Waden“, sagt Hammerschick. Aber man kann ja so viel falsch machen: Zum Beispiel Haferlschuhe dazu tragen – das sind die zünftig-robusten Halbschuhe mit der seitlichen Schnürung. „Die passen gar nicht. Ich empfehle modische Highheels“, so die Trachten-Modeexpertin.
Warum eigentlich nicht? Über die matschige Wiese bis zum Festzelt kann man sich ja dann vom Liebsten tragen lassen. Die Fachfrau aus Süddeutschland versichert übrigens, dass es alles andere als stillos ist, wenn sich auch Wiesn-Touristen in einer Bayern-Tracht zeigen. „Es ist doch positiv, dass so viele Menschen ihr Interesse an der bayerischen Kultur und Lebensfreude zum Ausdruck bringen möchten.“ Allerdings rät sie, es nicht zu übertreiben. Also zum auffälligen Dirndl nicht auch noch Glitzerhandtäschchen und extravagante Ohrringe tragen. Wer passend gekleidet sein möchte, aber nicht das Geld für ein Dirndl ausgeben will, dem rät Gabriele Hammerschick zu einer kleinkarierten Bluse oder einem süßen Nickituch.
Bei all den Empfehlungen aus Bayern sollte nicht vergessen werden, dass Oktoberfeste auch zwischen Rhein und Ruhr zu einer festen Größe geworden sind. Wer dennoch den Klassiker in München besuchen möchte und noch nichts gebucht hat, wird kaum eine Schnäppchenreise antreten können. Wie Oktoberfest-Sprecherin Claudia Bauer dieser Zeitung sagte, ist vor allem das zweite Fest-Wochenende, das sogenannte „Italiener-Wochenende“ am 29./30. September stark gefragt. Zwar gibt es noch Hotelzimmer, aber die sind teuer. Ein Doppelzimmer ist kaum unter 170 Euro zu haben, unter der Woche ab 140 Euro. Nach oben scheinen die Grenzen offen zu sein. Da wird für manches Drei-Sterne-Zimmer über 450 Euro genommen.