Nürnberg. Die Sonderausstellung “Der frühe Dürer“, in der im Germanischen Nationalmuseum knapp 200 Werke des Malers Albrecht Dürer ausgestellt werden, zog bis zum letzten Wochenende große Besuchermassen an. Schätzungsweise 270.000 Besucher besuchten die Ausstellung.
Gertrud Hartl und Heidi Dimmler stehen schon seit mehr als zwei Stunden vor dem Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg in der Warteschlange. Noch ist die Kasse nicht zu sehen, doch die beiden Frauen aus Donauwörth und Nördlingen schreckt das nicht ab. Sie wollen unbedingt noch in die Ausstellung "Der frühe Dürer" gehen, bevor sie am Sonntag (2. September) für immer ihre Pforten schließt.
"Wir sind heute Morgen extra deswegen hergefahren", sagt Hartl. Für den Blick auf die knapp 200 Exponate nehmen sie die Wartezeit geduldig in Kauf. "Die Ausstellung soll ja einmalig sein, sie ist so gelobt worden", schwärmt Dimmler.
Lange Wartezeiten vor der Kasse
Wie die beiden Frauen mussten in den vergangenen Wochen viele Kunstinteressierte zunächst lange vor der Kasse anstehen, ehe sie sich ein eigenes Bild von der am 24. Mai eröffneten Schau über die frühen Werke des Nürnberger Künstlers Albrecht Dürer (1471-1528) machen durften. Wartezeiten von vier Stunden und länger seien in den vergangenen Tagen nicht ungewöhnlich gewesen, erzählt GNM-Sprecherin Sonja Mißfeldt. "Ich habe den Eindruck, dass die Verweildauer der Besucher in der Ausstellung mit dem nahen Ende noch gestiegen ist", erklärt sie. Das habe die ohnehin schon langen Wartezeiten vor der Kasse noch einmal verlängert, weil das Museum nur 400 Personen gleichzeitig in die Ausstellungsräume lasse, um Gedränge zu vermeiden.
Der Attraktivität des Unterfangens tat dieses Vorgehen aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Mit schätzungsweise 270.000 Besuchern bis zum Ende der Sonderausstellung hat sich "Der frühe Dürer" als wahrer Publikumsmagnet entpuppt - nur noch getoppt von einer Schau zum 500. Dürer-Geburtstag, die dem Museum 1971 mit 365.000 Menschen den noch heute gültigen Besucherrekord bescherte.
Viele positive Rückmeldungen der Besucher
"Wir sind sehr zufrieden, und wir freuen uns, dass die Ausstellung so gut angekommen ist", erzählt Mißfeldt. Sie habe viele Mails von Besuchern erhalten, die das freundliche und hilfsbereite Personal lobten. Kritik an den Wartezeiten habe es zwar auch gegeben, "aber die positiven Rückmeldungen überwiegen", sagt die Museumssprecherin sichtlich erfreut. Auch im sozialen Netzwerk Facebook kommt die Dürer-Ausstellung gut weg: "Super" sei sie, "toll", "fantastisch" und "großartig", heißt es in den Kommentaren.
Die langen Wartezeiten werden sportlich hingenommen, oder umgangen, indem die Stoßzeit gegen Mittag vermieden wird. "Wer sich die Schau noch ansehen will, soll um 18.00 Uhr kommen, dann muss er erfahrungsgemäß nicht mehr warten", empfiehlt Mißfeldt. Er habe aber dennoch genügend Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen, da das Museum auch am letzten Tag noch bis 20.00 Uhr geöffnet habe. In der Vergangenheit sei notfalls das Personal sogar länger geblieben. "Es wird niemand rausgeworfen", versichert Mißfeldt.
Dürer-Hype positiv für den Tourismus
Noch liegen der Congress- und Tourismuszentrale in Nürnberg zwar keine Zahlen für die Monate Juli und August vor. Doch Daten vom Juni zufolge hat sich der Dürer-Hype auch positiv auf den Tourismus in der Frankenmetropole ausgewirkt. "Wir haben im Vergleich zum Vorjahr ein Plus bei den Übernachtungen von Inländern um 28,2 Prozent", erklärt Pressesprecher Wolfram Zilk. Eine solch ungewöhnlich hohe Steigerung sei eigentlich nur damit zu erklären, dass viele die Schulferien nutzten, um die Dürer-Ausstellung zu besichtigen, sagt er.
Bei so viel positiver Resonanz ist das Gezerre im Vorfeld der Ausstellung um die von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verweigerte Ausleihe von Dürers "Selbstbildnis im Pelzrock" aus der Alten Pinakothek in München nach Nürnberg vergessen. "Das Thema ist durch", sagt Mißfeldt. Nachdem Experten festgestellt hatten, dass das mehr als 500 Jahre alte Gemälde für einen Transport zu beschädigt ist, hatte das GNM seine Leihanfrage Mitte Februar zurückgenommen. "Wir denken da gar nicht mehr dran", betont Mißfeldt. "Die Ausstellung ist auch ohne das Selbstbildnis ein großer Erfolg geworden". (dapd)