Lünen. .

Im Grunde seines Herzens war Rolf-Dietrich Ratzmann immer schon ein Maler. Sein künstlerisches Leben begann er aber als Grafiker an einer Werkkunstschule, probierte sich aus, ließ unterschiedliche Einflüsse auf sich und seine Kunst wirken. Frei von schulischen Zwängen landete er schließlich bei der Landschaftmalerei, die ihn berühmt machte. 20 Jahre nach seinem Tod präsentieren Klaus Nigge und Lambert Stecher Bilder in der Stadtgalerie, die während Ratzmanns Lehrjahren von 1958 bis 1968 entstanden sind. In der Zeit, in der er lernte, sich selbst zu begreifen. Viele Bilder wurden noch nie öffentlich gezeigt.

Wie zum Beispiel die kitschig wirkende Mühle am Bach, erklärt Klaus Nigge. Auf der Rückseite steht „mein erstes Bild“, Ratzmann war damals 13 Jahre alt. Als Klaus Nigge und Lambert Stecher dem Künstler begegneten, war er schon erwachsen, lehrte am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Klaus Nigge war sein Schüler, Lambert Stecher sein Kollege. Sie wurden Freunde und blieben Weggefährten bis zu seinem Tod im Jahre 1992. Seine Kunst brachte die beiden Lüner auch jetzt zusammen, um die unbekannte Seite des Künstlers zu zeigen: eine weniger kommerzielle, dafür aber sehr persönliche.

Farben zeigen seine Entwicklung

Los geht es mit Skizzen aus Ratzmanns Jugend. In einem naturalistischen kitschigen Stil, perspektivisch vollendet. „Die Familie Ratzmann war bettelarm“, erklärt Klaus Nigge. Farbe und Leinwände seien nicht bezahlbar gewesen, und vielleicht sei das auch ein Motiv gewesen, warum Ratzman Skizzen fertigte und ab 1963 Gebrauchsgrafik in Dortmund studierte, um die Materialkosten zu sparen. Vielleicht sei es aber auch die Tatsache gewesen, dass es an dieser Schule eine Malklasse gab. Von seinen Lehrern Ulrich Knispel und Gustav Deppe bestärkt, landete er bei der Malerei, die ihn immer schon begeistert hatte. Die Städtepartnerschaft zwischen Dortmund und Leeds verschaffte ihm dann ein Stipendium am College of Art in Leeds. Ratzmann malt Akte, in erdigen Braun- und Rottönen, lebendig und bereits in dem Stil, in dem er auch seine Landschaften darstellte. „Darin sieht man schon früh das Potenzial, das in ihm steckte“, sagt Lambert Stecher.

Von 1966 bis 1967 lebte, studierte und malte Ratzmann in Paris. Plötzlich tauchten helle Blautöne und ein kräftiges Gelb auf. Seine Entwicklung sei durch den Wechsel der Farbwahl gekennzeichnet und durch die Motive, erklärt Klaus Nigge. Er und Lambert Stecher haben sechs Stationen in dieser frühen Phase ausgemacht, die allesamt in der Ausstellung thematisiert werden. In Frankreich entfernte sich der Künstler von der gegenständlichen Malerei, hin zu Abstrakten. Diese Entwicklung ging in Hamburg weiter. Dort besuchte er von 1967 bis 1969 die Hochschule für bildende Künste.

Kurze Phase der Pop Art

Zu dieser Zeit ist die Pop Art modern. Auch Ratzmann experimentiert damit, fertigte Siebdrucke an, malte mit scharfen Konturen und doch tauchen darin immer wieder Landschaften auf. Diese markieren auch das Ende seiner künstlerischen Lehrjahre. Es sind immer die tiefgrünen Bilder, die Bäume, Hügel und Täler, die in Ratzmanns Bildern vorkommen. Motive, die immer wiederkehren. Sogar während der Studienzeit. Doch Ratzmann malte viele seiner Landschaften nur während seiner Urlaubsreisen. Abseits der Lehre, frei im Geist. Nigge und Stecher präsentieren auch viele dieser Werke. Erst nach der Studienzeit wurde Ratzmann berühmt und seine Landschaftsmalerei bescherte ihm Erfolge.

Den Schlusspunkt der Ausstellung in der Stadtgalrei setzt ein ganz besonderes Bild, das Ratzmann als vollkommen beschrieb. Es entstand einen Monat vor seinem Tod