Hamburg. Das Hamburger Berndard-Nocht-Institut will mit neuen Tests und einer umfassenden Referenzdatenbank die Diagnose von Tropenkrankheiten vereinfachen. So entwickeln sie Testboxen, die auch außerhalb von Labors Tropenerreger nachweisen können.
Mit neuen Tests und einer umfassenden Referenzdatenbank will das Hamburger Berndard-Nocht-Institut (BNI) die Diagnose von Tropenkrankheiten vereinfachen und verbessern. "Dieses Projekt hat gute Chancen, weltweit Standards bei der Diagnose von tropischen Krankheiten zu setzen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Rolf Horstmann, am Donnerstag. In den nächsten vier Jahren sollen einheitliche Tests für Dengue Fieber, das West-Nil-Virus, Krim-Kongo-Fiber, Rickettsien und Malaria entwickelt werden.
Die Entwicklung führt das Institut gemeinsam mit einer privaten Firma durch, welche die Tests dann vermarkten soll. Der Preis für eine Testbox solle bei Markteinführung unter 100 Euro liegen. Damit sollen die Erreger auch außerhalb von hoch spezialisierten Laboren nachgewiesen werden können. "Wir sehen eine große Chance darin, so unsere Expertise an den Markt zu bringen", sagte Horstmann. Die ersten verwendungsfähigen Boxen sollen bereits in einem Jahr verfügbar sein.
9,6 Millionen Euro Forschungsgelder
Das auf vier Jahre angelegte Projekt hat ein Budget von 9,6 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon kommt von der Europäischen Union. Der Fonds für regionale Entwicklung zahlt 4,63 Millionen Euro. Weitere 400.000 Euro kommen von der Stadt Hamburg. Sie begrüße es, dass "Hamburg ein weltweit einzigartiges Kooperationsprojekt zur Tropendiagnostik startet", sagte Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Die restlichen 4,6 Millionen Euro kommen je zur Hälfte vom BNI und dem Vermarktungspartner. Anschließend solle sich das Programm zunehmend durch den Verkauf der Tests an Kliniken und Diagnoselabore finanzieren.
In den vergangenen Jahren sind Tropenkrankheiten immer häufiger auch in Europa aufgetreten. Neben der höheren Mobilität von Mitarbeitern großer Unternehmen und dem Tourismus ist vor allem der Klimawandel dafür verantwortlich. So seien die ersten Fälle von Krim-Kongo-Fieber bereits in der Türkei diagnostiziert worden. "Wir warten im Moment darauf, dass das West-Nil-Fieber auch in Europa auftaucht", sagte Horstmann. Seit 1999 hatte sich die Tropenkrankheit nach Einschleppung rasch über Nordamerika ausgebreitet. (dapd)