Berlin. Die Hauptreisesaison ist vorbei und es häufen sich die Anfragen bezüglich Symptomen nach Aufenthalten in tropischen Ländern. Vor allem das Dengue-Fieber besorgt Experten, im vergangenen Jahr wurden 600 Fälle gemeldet - doppelt so viele wie 2009.
Christian Meyer würde ohne Bedenken an jeden Ort der Welt fahren. Aus seinem Mund klingen diese Worte besonders mutig. Schließlich gehört er zu den erfahrensten Experten für Reisemedizin in Deutschland. Er kennt sich aus mit den gefährlichsten Urlaubsmitbringsel deutscher Touristen. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, an dem er arbeitet, gilt als erste Adresse für gesundes Reisen. In diesen Tagen und Wochen nach Ende der Urlaubssaison häufen sich wieder die Anfragen wegen unklarer Symptome nach einem Aufenthalt in tropischen Ländern.
"Fieberhafte Erkrankungen, Durchfall und Hautausschlag - 80 Prozent bis 90 Prozent der Fälle betreffen nur diese drei Symptome", sagt Professor Meyer. Malaria, eine der gefährlichsten Reisekrankheiten, bringen den Angaben zufolge jährlich 500 bis 600 deutsche Urlauber mit nach Hause. "Die Zahl sinkt stetig - so wie sich auch die Zahl der weltweiten Malaria-Fälle innerhalb von zehn Jahren auf rund 270 Millionen Kranke nahezu halbiert hat“, sagt Meyer. Tödlich endet die Fieberattacke bei deutschen Heimkehrern bei unter einem Prozent.
Experten raten zu Malaria-Diagnostik
Weil Malaria gut behandelbar ist, sollten Hausärzte bei Fieber nach einem Tropenaufenthalt sofort eine Malaria-Diagnostik durchführen, rät der Reisemediziner. Allerdings treten die Symptome mitunter erst Monate nach dem Urlaub auf. "Das passiert, wenn die Malaria-Prophylaxe vor der Reise nicht korrekt durchgeführt wurde und sich die Parasiten wieder erholen", sagt Meyer. Bei den gefährlichen Formen der Malaria beträgt die Inkubationszeit im Schnitt elf Tage.
Beunruhigt sind die Tropenmediziner wegen der Zunahme des gefährlichen Dengue-Fiebers, das von einer tropischen Mücke übertragen wird. "Etwa 600 Erkrankungen sind im vergangenen Jahr bundesweit gemeldet worden", sagt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit, ebenfalls vom Bernhard-Nocht-Institut. Das seien doppelt so viele wie 2009 und mittlerweile mehr als die Zahl der eingeschleppten Malaria-Fälle. Erstmals kamen im Vorjahr Urlauber aus Südfrankreich und Kroatien mit dem tropischen Erreger im Körper nach Hause. "Sie haben sich nachweislich dort infiziert", sagt Meyer. "Das sollte intensiv beobachtet werden." Das Virus ist weltweit auf dem Vormarsch, auch in Deutschland. Vorbeugende Impfungen gibt es nicht. Wer infiziert ist, bekommt Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen. Kommen Blutungen hinzu, besteht Lebensgefahr. Die Krankheit ist nicht gut therapierbar. Zehn bis zu 80 Prozent aller Urlauber - abhängig von der Sauberkeit am Urlaubsort - bringen nach Schätzungen von reisemedizinischen Diensten Durchfallerkrankungen mit.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin registriert pro Jahr allein bei der Shigellose, einer bakteriellen Infektion, rund 600 Fälle. Am meisten wird der Erreger in Ägypten, Indien, Marokko oder Tunesien eingefangen. Rund 150 Thyphus- und Parathyphus-Fälle, vorrangig in Indien und in der Türkei infiziert, werden dem RKI pro Jahr gemeldet. Erstmals gab es 2011 drei Cholera-Fälle bei Urlaubern, die aus der Dominikanischen Republik zurückkamen. Nach den Worten Meyers ist der größte Teil der virusbedingten Durchfallerkrankungen schlecht diagnostizierbar. Deshalb werden nur die Symptome behandelt.
Strikte Hygiene empfehlenswert
Die dritte große Gruppe der häufigsten Reisekrankheiten umfasst die Hauterkrankungen. Das reicht vom infizierten Mückenstich bis zur gefährlichen Leishmaniose, die durch tropische Schmetterlingsmücken übertragen wird. Die Infektion ist nach Angaben von Professorin Gundel Harms-Zwingenberger vom Institut für Tropenmedizin Berlin außerhalb Europas, aber auch im Mittelmeerraum weitverbreitet. Rund zwei Dutzend Menschen müssen laut Expertin pro Jahr wegen Leishmaniose behandelt werden. Die klinischen Symptome reichen von der "Orientbeule", einem schmerzlosen Geschwür, über Schleimhautbefall bis zum potenziell tödlich verlaufenden Befall innerer Organe. Weltweit werden jährlich 60.000 Leishmaniose-Tote registriert.
Zum Schutz vor unerwünschten Urlaubsmitbringsel empfehlen die Experten strikte Hygiene. Dazu gehört häufiges Händewaschen als auch Vorsicht beim Genuss von Wasser und rohen Lebensmitteln. Zudem sollte man sich tagsüber und nachts vor Mücken schützen. Dazu dienen insektenabwehrende Cremes und Sprays, sogenannte Repellents. Gut schützend ist der Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET). Hilfreich ist auch lange, körperbedeckende Kleidung sowie ein Moskitonetz beim Schlafen. Bestimmte Infektionen werden gut durch Impfungen verhindert. Gegen Malaria gibt es bislang nur Tabletten zur Prophylaxe, doch sowohl gegen das Gelbfieber, die Meningitis als auch die verschiedenen Formen der Hepatitis sowie gegen Thyphus oder Cholera helfen Impfungen. (dapd)