Berlin. . Wer eine Reise tut, muss nicht auf christlichen Beistand verzichten. Jahr für Jahr schicken die Kirchen Pfarrer dorthin, wo Deutsche Urlaub machen. Natürlich nach Spanien, aber auch nach Lettland. Selbst auf Kreuzfahrtschiffen sind Pfarrer zu finden.

Sie sind in Touristenhochburgen, auf Kreuzfahrtschiffen und an Autobahnen im Einsatz: Dutzende Urlaubsseelsorger kümmern sich in den kommenden Wochen um das Wohl von Reisenden.

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche schicken Jahr für Jahr Geistliche in die Urlaubsregionen der Deutschen, damit diese auch fernab der Heimat Kontakt zur Kirche haben. "Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen im Urlaub auf kirchliche Angebote leichter einlassen", sagt Klaus Nagorni.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten reist der evangelische Pfarrer einige Wochen im Jahr als Urlaubsseelsorger durch das europäische Ausland. Vor Ort bietet er jedes Mal deutschsprachige Gottesdienste an, organisiert Veranstaltungen und zeigt in den Kirchen Präsenz. "Auch wenn die Menschen in der Fremde sind, bekommen sie durch die Urlaubsseelsorge ein Gefühl zu Hause zu sein", sagt Nagorni. Allein die EKD entsendet in diesem Jahr etwa 150 Geistliche für die Seelsorge von Touristen in Europa. Neben den Touristenhochburgen in Spanien kommen sie unter anderem auch in Lettland, Ungarn und auf Zypern zum Einsatz.

Lockere Atmosphäre unter den Touristen

Abseits der Heimat lockt Nagorni an der Urlaubsseelsorge insbesondere die lockere Atmosphäre unter den Touristen. "Es herrscht eine große Offenheit im Urlaub, wodurch auch die Gottesdienste lebendiger werden", sagt der Pfarrer. Oftmals gebe es in den Urlaubsgemeinden nicht die gewohnten Strukturen wie zu Hause, sodass immer wieder improvisiert werden müsse. Ein Urlauber, der Klavier spielen könne, werde dann schon mal für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes eingespannt, sagt Nagorni.

Die katholische Kirche konzentriert sich bei ihrer Urlaubsseelsorge auf die spanische Ostküste sowie die Türkei und die Kanaren. Bertram Bolz lebt seit zwölf Jahren auf Teneriffa und kümmert sich seitdem um die deutschen Touristen auf der spanischen Insel. "Für viele Menschen ist es gut zu wissen, dass da jemand ist, der ihnen zuhört und bei Bedarf für sie da ist", sagt der Diakon. Immer wieder finden Touristen den Weg in die Kapelle in der Fußgängerzone von Puerto de la Cruz und suchen ein Gespräch mit dem Geistlichen.

Seelsorger auf Kreuzfahrten dabei

Schippern Urlauber mit einem Kreuzfahrtschiff über die Weltmeere, können sie auch dort auf manchen Reisen auf einen Seelsorger treffen. Priester Hanjo Sauer reist seit 15 Jahren als Geistlicher an Board von Kreuzfahrtschiffen mit. "Ich finde es gut, dass die Kirche auch an für sie untypischen Orten Präsenz zeigt", sagt Sauer. Täglich bietet er auf See einen morgendlichen Gottesdienst an und steht den ganzen Tag über für Gespräche zur Verfügung.

"Es ist erstaunlich, wie viele Fragen bei den Menschen auftauchen, wenn sie Freiraum haben", sagt der Priester. Viele ältere Menschen dächten über ihr bisheriges Leben nach oder bereiteten sich auf einen baldigen Tod nach der letzten großen Reise vor. Menschen, die aus der Kirche ausgetreten seien, suchten ebenfalls das Gespräch.

38 Autobahnkirchen

Aber nicht nur in Urlaubsorten können Reisende seelsorgerische Angebote nutzen. Auch auf dem Weg dorthin gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um inne zu halten. Allein an den deutschen Autobahnen stehen dafür 38 Autobahnkirchen zur Verfügung. "Es gibt Spontanbesucher, aber auch Leute, die einen Besuch auf ihrer Reise vorher planen", sagt Birgit Krause von der Akademie Bruderhilfe Pax, die die Arbeit der Autobahnkirchen koordiniert.

An den großen deutschen Flughäfen gibt es ebenfalls Seelsorgebereiche für Menschen, die in den Urlaub starten oder gerade wieder zurück in der Heimat angekommen sind. In Frankfurt am Main, dem größten deutschen Flughafen, gibt es zum Beispiel eine Kapelle, die rund um die Uhr geöffnet hat. Zahlreiche Flughäfen haben zudem eine Flughafenseelsorge mit Geistlichen vor Ort. Vor dem Abheben können sich Reisende dort noch einen letzten geistlichen Impuls holen - oder für einen sicheren Flug beten. (dapd)

Im Internet: www.auslandsseelsorge.de, www.bit.ly/qmk4Up, www.autobahnkirche.de