Berlin.. Wer im Urlaub krank wird, muss tief in die Tasche greifen - es sei denn, er schließt eine Auslands-Krankenversicherung ab. Aber Kamera, Auto, Handy oder die Koffer von Millionen deutschen Touristen sind oft besser versichert als die Gesundheit.

Die Deutschen gelten als Weltmeister im Verreisen. Ihr Versicherungsschutz für den Notfall unter Palmen ist aber meist weniger Spitze, so die Erfahrungen von Hajo Köster vom Bund der Versicherten. Nur ein Bruchteil der Urlauber hat die wichtige Auslandskrankenversicherung dabei - die einzige Police, die nach Ansicht aller Experten unbedingt ins Gepäck gehört, für gesetzlich wie auch für privat Krankenversicherte.

Kamera, Auto, Handy oder die Koffer von Millionen Bundesbürgern sind oft besser versichert als die eigene Gesundheit. "Wir wissen nicht, warum Reisende so unbedarft ohne die wichtigste Police losfahren, aber viel zu viele tun es", berichtet Köster. Dabei kann jeder im Urlaub akut erkranken, mit dem Auto oder beim Sport verunglücken - ob er auf Kreuzfahrt ist, auf Städtereise, im Strandhotel oder beim schnellen Trip über die Grenze nach Österreich oder Dänemark. Ohne Auslandskranken-Versicherungsschutz wird das in jedem Fall richtig teuer.

In der Fremde zählt nur Bares, das gilt auch für Reisen innerhalb der Europäischen Union, nicht etwa nur für exotische Fernziele. Wer Notarzt, Krankenhaus, Operation, Medikamente, schlimmstenfalls noch den Rücktransport mit dem Ambulanzflieger aus der eigenen Tasche zahlen muss, steht schnell vor dem finanziellen Kollaps, weiß auch Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Auslandskrankenschutz kann sogar noch auf den letzten Drücker abgeschlossen werden, notfalls am gleichen Tag der Abreise, online oder im Versicherungsbüro.

Selbst bei knapper Kasse erschwinglich

Hauptsache, das Konto ist gedeckt, von dem der Beitrag abgebucht wird. Und schon muss sich der Urlauber in den schönsten Wochen des Jahres wenigstens keine Sorgen um seine Finanzen im medizinischen Ernstfall machen. Warum Millionen Bundesbürger sich die Police nicht leisten, sei unverständlich, sagt Köster. Denn die Absicherung gibt es für kleines Geld, für beliebig viele Reisen das ganze Jahr über. Singles zahlen zwischen acht und zwölf Euro. Eine ganze Familie ist für 15 bis 24 Euro dabei.

Optimal ist eine Versicherung immer dann, wenn sie ein gut funktionierendes Notrufsystem anbietet. Und wenn der teuerste Posten, ein Ambulanzflug heim, in jedem Fall abgedeckt ist. Viele gesetzlich Versicherte glaubten immer noch, sie seien auch im Ausland über ihre Krankenkasse ausreichend abgesichert. Ein Trugschluss, warnt Köster. Ein Auslandskrankenschein nutzt wenig. Im medizinischen Notfall hilft nur Bares weiter. Wer im Hotel in Spanien etwa wegen Ohrenschmerzen den Arzt rufen muss, wird nur gegen Vorkasse behandelt, also wie ein Privatpatient. Wieder zu Hause, erstattet die Krankenkasse nur den Anteil der Rechnung, der sich an deutschen Sätzen orientiert. Und das ist der deutlich kleinere Teil.

10.000 Euro täglich für die Intensivstation

Für Länder, mit denen Deutschland kein Sozialversicherungsabkommen hat wie etwa die USA, übernimmt die Kasse gar nichts. Hat der Patient keine Auslandspolice, muss er alles allein zahlen. Das kann horrend teuer werden. Beispiel Amerika: Wer dort auf die Intensivstation kommt, ist nach Angaben des Automobilclubs ADAC schnell 10.000 Euro los, Tag für Tag. Der Rücktransport kranker Urlauber wird von gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich nicht finanziert. Auch private Krankenversicherer klammern kostenintensive Ambulanzflüge gern mal aus.

"Ohne gute Police kann ein Rücktransport - meist wegen Magen-Darm-Erkrankungen, Schlaganfällen, Herz-Kreislauf-Problemen und Unfällen - aber unglaublich teuer werden", gibt ADAC-Sprecher Jochen Oesterle zu bedenken. Ein Ambulanzflug aus der Karibik nach Deutschland kostet schnell mal gut 60.000 Euro, der Heimflug mit medizinischer Betreuung aus Mallorca etwa 10.000. Für einen Krankentransport aus Australien oder Asien können sogar mehr als 100.000 Euro fällig werden, weiß Köster. Privat Krankenversicherte sollten prüfen, ob ihre Police mögliche Notfälle im Urlaub abdeckt und welche. (dapd)