Berlin/Dresden. . Das Unternehmen East Car Tours bietet für Touristen eine Trabi-Safari in Berlin und Dresden an.Auch 20 Jahre nach der Produktion der letzten “Rennpappe“ polarisiert die fahrende DDR-Legende noch immer.
Wenn die Trabi-Safari durch Berlin und Dresden tuckert, gibt es folgende Reaktionen am Straßenrand: Winken und Fotoapparat zücken oder Nase zuhalten und meckern, sagte Pressesprecherin Simone Matern. Auch 20 Jahre nach der Produktion der letzten "Rennpappe" polarisiert die fahrende DDR-Legende noch immer. Das Unternehmen East Car Tours hat daraus ein Geschäftsmodell entwickelt.
100 Fahrzeuge zählt der Betrieb in Berlin. Am Stammsitz Dresden sind es 20. Zehn feste Mitarbeiter und 30 Gelegenheitskräfte halten die beiden Flotten am Laufen, die nach Firmenschreibweise "Trabi-Safari" heißen. Während die Passagiere in Sachens Landeshauptstadt aus einer einzigen, aber großen Rundfahrt mit den Stationen Zwinger, Hygienemuseum, Gläserne Volkswagen-Fabrik, Blaues Wunder, barocke Königstraße und wiederaufgebaute Frauenkirche wählen können, sind in Berlin drei Touren im Angebot.
Drei verschiedene Touren in Berlin
Es gibt den "Wall Ride" mit Wissenswertem rund um die Berliner Mauer. Stationen sind vor allem die bunte East Side und die Gedenkmeile entlang der Bernauer Straße. Die "Classic"-Tour streift den Potsdamer Platz, das KaDeWe, den Zoo, die Siegessäule, das Regierungsviertel sowie die City-Ost mit Friedrichstraße und Gendarmenmarkt. Abschließend wird der frühere Checkpoint Charlie besichtigt. Die Tour "Wild East" wird als Insidertour offeriert, die Firmenangaben zufolge "die letzten Relikte des Marxismus-Leninismus" im Osten der Stadt erkundet. Höhepunkt dabei ist eine Fahrt auf der früheren Stalin-Allee, der heutigen Karl-Marx-Allee.
Die Preise für alle Touren betragen je nach Wagenbelegung zwischen 30 Euro und 60 Euro pro Person bei einstündiger Fahrt. Bei zwei Stunden für die Mauer-Tour sind es zwischen 80 Euro und 90 Euro. "Vor Tourstart zeigen wir unseren Gästen erst einmal ein Schaubild der Lenkradschaltung", sagt Matern. "Die Frauen unter den Passagieren sind zuerst zögerlich, hören dann aber besser zu." Später würden beide Geschlechter gleich vorsichtig fahren, mehr als 30 km/h seien gerade im Konvoi sowieso nicht drin.
Zwar komme es ab und an zu Mini-Auffahrunfällen, ein großer Unfall passiere jedoch nur einmal pro Jahr. "Insassen ist noch nie etwas passiert", betont Matern - trotz fehlender Airbags und gefährlich platzierter Tanks. Zur Sicherheit stünden in jedem Wagen die gängigen Notrufnummern. "Die Guides wiederum sind mit Betriebsfunk ausgestattet und geben den Verlauf der Routen an", sagt Matern. Die Geräte seien auf "Einweg" geschaltet, weil gerade bei Junggesellenabschieden Blödeleien statt Absprachen im Mittelpunkt der Kommunikation von Wagen zu Wagen gestanden hätten.
Begonnen hat alles Ende der neunziger Jahre.
Eventmanager Rico Heinzig benötigte für eine von ihm in Dresden organisierte Party ein Transportmittel. Die Firmenlegende besagt, dass der Kauf von ein paar Trabis damals billiger war als das Anmieten großer Limousinen. Um das Jahr 2000 herum startete der Berliner Ableger - erst nur am Wochenende, später täglich. Seit 2010 führt der bisherige Berliner Geschäftsstellenleiter André Prager das Unternehmen. Trotz guter Nachfrage standen die Safaris zweimal vor dem Aus. "Im Sommer 2002 wurden einige unserer Dresdner Trabis vom Jahrhunderthochwasser weggespült", erinnert sich Matern.
In Berlin war es die Umweltzone, die ab Januar 2008 Wagen ohne Katalysator Fahrten i m S-Bahn-Ring verweigern wollte. "Inzwischen hatte jeder Safari-Trabi eine Sondergenehmigung. Sie muss alle eineinhalb Jahre erneuert werden. Zudem bekamen wir die Auflage, ungeregelte Kats einzubauen, was aber nicht gänzlich gegen den Zweitaktduft hilft", schmunzelt Matern. Anfangs habe die Polizei die Kolonnen in Berlin besonders streng kontrolliert, mittlerweile kenne man sich aber gut. Nicht nachgelassen haben dagegen Kaufanfragen, gerade für die Stretchlimousine. "Wir nennen dann abschreckende Preise. Das wirkt", heißt es aus Dresden. Das Unternehmen selbst kauft gerne ein - auch Trabis zum Ausschlachten und Trabant-Ersatzteile, die einst als Zweitwährung in den ostdeutschen Kellern und Garagen gehortet wurden. (dapd)