Ruhrgebiet. Ab dem 1. Juli bleibt vielen Autofahrern in NRW der Eintritt ins Straßennetz verwehrt. Mit der Verschärfung der Umweltzonen-Regelung müssen Pkw mit gelber Plakette draußen bleiben. Es sei denn, sie bauen einen neuen Partikelfilter ein. Ist das nicht möglich, sinkt der Wert des Autos rapide.

Mit der Verschärfung der Umweltzonen-Regelung haben ab nächster Woche rund 620.000 Autofahrer in NRW ein Problem: Ohne grüne Plakette gibt es ab Juli keinen Einlass mehr ins Straßennetz des Ruhrgebiets – doch bei ihnen ziert die Fensterfront noch eine gelbe. Die Lösung: den Wagen mit einem Partikelfilter nachrüsten. Das aber ist nicht bei jedem Auto möglich. Und die müssen nicht mal alt sein.

Der Jaguar von Sevket Yildirim glänzt bereits zum fünften Mal auf Fotos einschlägiger Gebrauchtwagen-Portale. Los wird der Dortmunder seinen S-Typ, Erstzulassung 2005, nicht: „Jaguar baut keine Filter für das Modell. Nun werde ich wohl nicht einmal mehr 3000 Euro bekommen.“ Neu kostete er 89.000 Euro, gebraucht steckte der Dortmunder noch mehrere zehntausend Euro in das Auto.

Kaufzeitpunkt entscheidet über Ausnahmen

Die sind nun verloren, weil er den Wagen erst 2009 kaufte. Und sich auf keine gesetzliche Ausnahmeregel berufen kann. Denn die Krux mit der Ausnahme ist vor allem eine Frage des Kaufzeitpunktes. Der muss vor 2008 liegen. Zwar wurde die Umweltzonen-Verordnung bereits im Oktober 2006 beschlossen, doch emissionsreiche Autos wurden weiter erworben. Und verlieren nun massiv an Wert.

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Der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) hält einen Wertverlust von über 50 Prozent bei Pkw mit gelber Plakette für realistisch. Auto-Händler müssen sich gar vermehrt um einen Verkauf ins Ausland bemühen, um solche Autos zu verkaufen, prognostiziert Ansgar Klein, Leiter des BVfK.

Um die Situationen für Langzeit-Besitzer zu entschärfen, helfen die Kommunen mit Ausnahmeregelungen. Für Privatleute und für Gewerbetreibende gelten hierbei aber Voraussetzungen: Es darf keine Partikelfilter für das Fahrzeug geben. Oder ein wirtschaftlicher oder sozialer Härtefall muss gegeben sein. Das funktioniert unterschiedlich gut. „Es gibt Städte, die legen den Händlern keine Steine in den Weg, aber manche Straßenverkehrsämter sind da nicht so wohlwollend“, berichtet etwa Peter Joppa, Geschäftsführer des Frischekontors Duisburg.

Ausnahmen häufig nur für Gewerbetreibende

Dabei haben die Städte des Ruhrgebiets in diesem Jahr rund 1670 Fahrzeugen mit gelber oder roter Plakette die Zufahrt in die Umweltzone gewährt. Die meisten davon fahren in Dortmund (364), gefolgt von Essen (rund 300) und Herten (227). Fast zwei Drittel der Ausnahmen sind allerdings im Gewerbe angesiedelt, nur wenige bei Privatleuten.

Auch Yildirim wird nächste Woche wieder ins Dortmunder Stadtgebiet fahren – nur nicht mit seinem Jaguar. Der glänzt parkend auf der Straße. Und in den Gebrauchtwagen-Portalen.