Revier-Promis erzählen, wie man sich als Panini-Bild fühlt
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Ruhrgebiet. . Vier Prominente aus dem Ruhrgebiet erzählen, wie sie sich als Sticker finden. 750.000 „Revier sammelt Revier“-Tütchen der Startauflage sind bereits verkauft. Bald muss nachgedruckt werden, sagen die Macher.
Warum sollte es im Hause Ludger Stratmann anders zugehen als bei jedem anderen, der Panini-Bilder sammelt? Seine Enkel hätten bereits versucht, Alben voll zu kleben, so der Bottroper Kabarettist: „Was leider nicht gelungen ist, auch nach Geschenken der Familie mit etlichen Tüten war nur ein Stratmann dabei.“
Es ist halt immer das letzte Bild, das fehlt. Ach, Panini!
„Revier sammelt Revier – der Kracher im Westen“ schreiben die Initiatoren Alexander Böker und Oliver Wurm auf ihrer Internetseite (www.juststickit.de). Mehr als 750.000 Tütchen aus der Startauflage von einer Million seien verkauft, „ich denke, dass wir recht bald nachdrucken werden“, so Böker.
Panini, das ist das Einkleben von Erinnerungen. Und wie ist es, selber ein Panini-Bild zu sein? „Ich habe gehört, dass ich als Sammelbildchen sehr gefragt bin. Danke der Nachfrage!“, sagt der Kabarettist Atze Schröder. Und der Gagschreiber Micky Beisenherz (unter anderem Dschungel-Camp) ließ wissen: „Es ist mir eine gottverdammte Ehre . . . All I ever wanted to be was a Glitzersticker.“
Wat willse mehr?
Der in Bochum aufgewachsene Schauspieler Ralf Richter („Rote Erde“, Bang Boom Bang“) sagt: „Ist ja ‘ne Ehre, dass ich als ein Vertreter des Ruhrgebiets als Abziehbild gelandet bin!“ Selbst gesammelt hat er die Bilder früher übrigens nie: „Das war bei uns zu Hause nicht so möglich. Ich habe sieben Geschwister, und da gab es noch nicht einmal zwei gleiche Strümpfe.“
Revier sammelt RevierViele Leser, die jetzt das Revier sammeln, haben uns geschildert, wie sie als Kinder die Fußballbilder anhäuften, ach was, ihnen nachjagten. Jörg Dißmann aus Essen etwa, der eine ganze Kiste Bilder als Tauschobjekt anbot für Reinhard Dittel. Reinhard wen? Reinhard Dittel. Der Torwart doch von Hannover 96 in den 70er-Jahren.
Oder der Rentner Klaus Porsch aus Gelsenkirchen. Um die 500 Alben hat er vollgesammelt, beginnend mit der Oberliga West 1950/51: „Die Bilder gab es damals nur, wenn man Vollkornbrot oder Süßigkeiten kaufte“, erinnert sich der 73-Jährige.
500 Alben, kistenweise Tausch-Bilder, ein Tausch-Zirkel durch ganz Deutschland, Herr Porsch, denken Sie ans Aufhören? „Noch mehr Sammeln geht nicht, sonst muss meine Frau zur Kur.“ Seit 1986 füllt Dominik van Lierop alle denkbaren Panini-Alben, nun verkauft er sie auch. Da habe sich „Sammlerdrang und Geschäftssinn zusammengetan“, sagt der 36-jährige, ein überzeugter Ruhrgebietler, geboren in Mülheim, wohnhaft und berufstätig in Dinslaken; und das Ungewöhnliche ist, dass er sie verkauft in seinem Friseurgeschäft. Der heißt „Pottschnitt“ – was für ein cooler Name für einen Ruhrgebietsfrisör!
Essen im Panini-Album
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Auch auf Facebook unterhalten sich die Leute über die Panini-Bilder und, in diesem Zusammenhang, das Ruhrgebiet als solches. „Zuhause kann jeder, das Ruhrgebiet bleibt aber Heimat für immer.“ – „Fußball, Bier, Ruhrpöttlerisch, Dortmunder City, wat willse mehr, außer, hmm, dat allet inn Panini. Dat willse doch.“ – „Ein bessren Pott-Reiseführer gibbet nich.“ – „Weil der Pott so iss, wie er iss – mach fettich.“ – „Ey, im Exil leben zu müssen, ist ja schon schlimm genug, aber diese Info, dass es ein Ruhrpott-Panini gibt, das man hier in Hessen (grusel) nicht kaufen kann, ist echt fies. Menno.“
Sammelbox zum Bestellen
Nun, der Dame kann geholfen werden: Über die Internet-Seite von Böker und Wurm (www.juststickit.de) können Sie das Album und die Sammelbox inzwischen auch bestellen. Ansonsten gibt es die Bilder an den üblichen Stellen, und auch die Aktion mit dem verbilligten Sammelboxen für WAZ-Abonnenten geht noch weiter. Watt’n Hallas!
Aber das letzte Wort soll an dieser Stelle Ludger Stratmann behalten: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass das vollgeklebte Album für mich als Geburtstagsgeschenk angedacht ist. In sechs Monaten werden sie es wohl voll haben . . .“
Klar. Falls das letzte Bild noch auftaucht, das, das immer fehlt.
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