Krefeld. Viele Fußballteams fliegen zum Saisonende nach Mallorca. Doch in diesem Jahr bringt mancher Kicker nicht nur einen Kater mit nach Hause. Moritz H. aus Krefeld hat sich die Schweinegrippe am Ballermann eingefangen - und steht nun unter Hausarrest. Der Rest des Teams lässt sich testen.
Die letzte Nacht auf Mallorca war hart. Die acht Kicker aus der zweiten Mannschaft des TSV Krefeld-Bockum hatten am Ballermann noch einmal ordentlich Gas gegeben. „Am Abreisetag ging es mir so richtig schlecht“, erinnert sich Moritz H.. „Ich fühlte mich platt und hustete oft. Zu dem Zeitpunkt schob ich das aber auf die Feier in der letzten Nacht“, so der 25-Jährige im DerWesten-Gespräch. Dass es sich dabei um Symptome für die Schweinegrippe handeln könnte, kam ihm nicht in den Sinn. „Wir hatten zwar gehört, dass sich gerade auf Mallorca das Virus enorm verbreitet – trotzdem wollten wir uns davon nicht den Urlaub versauen lassen“, sagt Moritz H..
Erstmals ein wenig mulmig wurde ihm am vergangenen Mittwoch auf dem Rückflug nach Deutschland. „Ein Fluggast hing zwei Reihen vor mir total fertig in seinem Sitz, hatte hohes Fieber und musste mit Eis gekühlt werden“ – die Stewardessen vermuteten prompt einen Schweinegrippe-Fall und informierten die Flugsicherung. Nach der Landung in Düsseldorf durfte erst einmal keiner das Flugzeug verlassen. „Ein Arzt kam, untersuchte den Mann und verpasste ihm einen Mundschutz“, berichtet Jens Vortmann – ein Teamkollege von Moritz H.. Dann wurden alle Fluggäste nach Symptomen der Schweinegrippe befragt und mussten ein Kontaktformular des Gesundheitsministeriums ausfüllen.
Mit dem positiven Befund war der Spaß vorbei
Am nächsten Tag war die schöne Urlaubsstimmung endgültig verflogen: "Telefonisch wurde ich von der Gesundheitsbehörde informiert, dass der Mann im Flieger die Schweinegrippe hat", so Moritz H.. Der Fußballer ging sofort zum Arzt und erhielt am Freitag den Befund: "Es ist schon ein komisches Gefühl, das Schweinegrippe-Virus in sich zu tragen - schließlich sind daran auch Menschen gestorben", betont Moritz H.. Angst habe er allerdings zu keiner Zeit gehabt: "Bei mir verläuft die Schweinegrippe zum Glück sehr milde – ich habe nur Husten und hatte maximal eine Körpertemperatur von 37,4 Grad." Die schnelle Behandlung mit dem Medikament Tamiflu habe sofort angeschlagen. Am Mittwoch werde wohl der Arzt zur Kontrolle vorbeischauen und dann eventuell schon den Hausarrest aufheben.
„Bislang sind bei allen anderen Kontaktpersonen die Testergebnisse negativ ausgefallen“, freut sich Mitspieler Vortmann. Das ist nicht selbstverständlich. „Am Donnerstag ist eine sechsköpfige Urlauber-Gruppe von Mallorca heimgekehrt, wovon sich fünf mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert haben“, erklärt die Sprecherin der Stadt Krefeld, Angelika Peters.
Keine Reisewarnung vom Robert-Koch-Institut
Obwohl deutsche Behörden die Zahl der infizierten Mallorca-Rückkehrer auf über 100 schätzen – bei steigender Tendenz -, gibt es noch keine offizielle Reisewarnung vom Robert-Koch-Institut. Aktuell gibt es in Deutschland 1470 Schweinegrippe-Fälle, davon 522 in NRW. „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Urlauber“, erklärt Kathrin Rebbe, Pressesprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums. „Wer sich krank fühlt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen und gegebenenfalls den Rest des Urlaubs im Hotelzimmer verbringen.“
Große Menschenansammlungen wie Discos oder die Kneipen am Ballermann sollte man meiden und sehr auf die eigene Hygiene achten, empfiehlt das Ministerium. „Wer sich allerdings am letzen Tag seiner Reise ansteckt, wird das eh erst einmal nicht merken, da die Inkubationszeit bei bis zu sieben Tagen liegt“, sagt Kathrin Rebbe. Trotz aller Besorgnis warnt sie vor übertriebener Panik: „Wir wollen schließlich niemandem den Urlaub vermiesen.“