Essen. Weniger Dienstreisen, strengere Hygienevorschriften, ausgefeilte „Pandemie-Pläne”, vereinzelt sogar Medikamenten-Vorräte: Wie sich Deutschlands Unternehmen auf die Ausbreitung der Schweinegrippe vorbereiten.

Auf einer virtuellen Weltkarte im internen Datennetz können die Beschäftigten des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer schon jetzt ablesen, wo die Schweinegrippe besonders stark verbreitet ist. Im Moment sind die Regionen USA, Mexiko, Südamerika und England tief blau eingefärbt, was eine kritische Lage symbolisiert. Nach Möglichkeit sollen Mitarbeiter Dienstreisen in diese Gegenden vermeiden. Ist dies nicht möglich, stattet Bayer die Beschäftigten vorsorglich mit Mundschutz und Medikamenten aus. Generell verfüge das Unternehmen über „Pandemie-Pläne”, erklärt ein Konzernsprecher.

Auch der Essener Baukonzern Hochtief hat einen „Pandemie-Plan” für den Krisenfall, wie Pressereferentin Kathrin Krause berichtet. Und: „Sollte ein Impfstoff gegen die Schweinegrippe zur Verfügung stehen, werden wir ihn unseren Mitarbeitern je nach Land und Gefährdungsgrad anbieten.” Derzeit genehmigt der größte deutsche Baukonzern nur Dienstreisen, die „zwingend erforderlich” seien. Es würden möglichst Direktflüge gebucht, um risikoreiche Aufenthalte an Flughäfen zu vermeiden. Auch bei der Deutschen Post gilt aktuell die Vorgabe, Dienstreisen – wenn möglich – zu vermeiden.

Tamiflu-Vorräte sollen Notbetrieb in Firmen sichern

Der Versicherungsriese Allianz hat einen Krisenstab, der sich mit verschiedenen Szenarien auseinandersetzt. „Damit fühlen wir uns sehr gut vorbereitet”, sagt Allianz-Sprecher Reiner Wolf. Auch im Alltag wird das Thema sichtbar. „In allen Häusern haben wir Hygiene-Empfehlungen unter anderem in den Toilettenbereichen gut sichtbar angebracht.” Jedes Jahr gebe es herkömmliche Grippe-Impfungen, die alle Beschäftigten freiwillig wahrnehmen können. „Impfungen gegen die Schweingrippe haben wir derzeit noch nicht geplant. Ein solches Vorgehen werden wir von der Gesamtsituation abhängig machen”, sagt Wolf. Die Allianz habe sich vorsorglich mit Grippe-Medikamenten ausgestattet: „Wir haben Tamiflu-Vorräte angelegt.” Auch der Autokonzern Daimler bestätigt: „Wir haben Tamiflu-Vorräte, um einen Notbetrieb sicherzustellen.”

Der Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp hat ebenfalls nach eigenen Angaben einen Krisenstab eingerichtet. Zudem seien Medikamente zur Therapie und Vorbeugung sowie Schutzausrüstung „beschafft und eingelagert” worden. Vorbereitungen zum Schutz der Mitarbeiter gebe es bei Thyssen-Krupp bereits seit einigen Jahren.

Händewaschen soll Mitarbeiter schützen

Beim Energiekonzern RWE heißt es: „Wir beobachten die Entwicklung der Schweinegrippe sehr genau und wägen ab, was an Vorsichtsmaßnahmen zu treffen ist.”

Die Deutschen Bank sieht sich ebenfalls „ sehr gut vorbereitet”. Als global agierendes Unternehmen werde die Bank, „wenn es nötig wäre, länderspezifisch reagieren”.

Der Handelsriese Metro erklärt, das Thema Schweinegrippe werde „sehr ernst genommen”. Ein Leitfaden für Mitarbeiter beschreibe Verhaltensregeln. „Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Thema Hygiene im Arbeitsalltag, um eine mögliche Ausbreitung des Erregers zu vermeiden. Hierzu wurden beispielsweise auch Plakate für die Sanitärbereiche entwickelt, die die Bedeutung von gründlichem Händewaschen betonen”, sagt ein Konzernsprecher.

Die Allianz empfiehlt Mitarbeitern auch, dass sie „mit Grippe-Symptomen nach einer Reise zunächst einen Arzt aufsuchen und nicht sofort ins Büro zurückkehren sollen”.