München. Die Schweinegrippe droht, zum Zankapfel zu werden. Die Bundesländer wollen sich an den Kosten für Impfungen nicht beteiligen. Es sei nicht einzusehen, dass im Fall einer Epidemie der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird. Die Bundesregierung versichert: Die Krankenkassen werden zahlen.
Die Bundesländer wollen an den Kosten für die Impfungen gegen die Schweinegrippe nicht beteiligt werden. «Wir werden sicherstellen, dass nichts an den Ländern hängenbleibt», sagte der Staatssekretär im thüringischen Gesundheitsministerium, Falk Oesterheld (CDU), der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Es ist nicht einzusehen, dass im Fall einer Epidemie der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird.»
Die Bundesregierung versicherte hingegen, dass die Krankenkassen für den Kauf des Impfstoffs und seine Verabreichung aufkommen würden. «Eine Impfung wird pro Person rund 30 Euro kosten - die Krankenkassen werden diese Kosten übernehmen», sagte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder (SPD), der Zeitung. Auch von den privaten Kassen und den Beihilfen für die Beamten habe man die Zusage erhalten, dass sie die Kosten übernähmen.
"Der Bund muss sich zur Hälfte an den Kosten beteiligen"
Angesichts der Möglichkeit, dass nicht alle der bestellten Impfdosen verbraucht werden könnten, sagte der bayrische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU): «Jetzt wurden für dreißig Prozent der Bevölkerung Impfdosen bestellt. Die Vorsorge ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Deshalb muss sich der Bund zur Hälfte an den Kosten beteiligen.» Die Bundesländer haben 50 Millionen Impfdosen bestellt. Die Kosten für den Impfstoff liegen bei rund 700 Millionen Euro.
Für die Zulassung eines Impfstoffs gegen die Schweinegrippe suchen Ärzte an deutschen Kliniken unterdessen Testkandidaten. «Die Zulassungsstudien sollen ab September an mehreren hundert Personen durchgeführt werden, darunter auch an Kindern», sagte die Sprecherin des Impfstoff-Herstellers Glaxo (GSK), Daria Munsel, dem «Focus». Die Auswahl der Versuchspersonen nähmen ausschließlich die Ärzte an den Studienzentren vor. Der Hersteller Novartis hat demnach in anderen EU-Ländern bereits mit klinischen Studien begonnen.
Dem Magazin zufolge bewerten Experten die wirkungsverstärkenden Zusätze in dem Impfcocktail, mit denen man wenig Erfahrung habe, als heikel. Für die Vorabzulassung des Impfstoff-Prototyps, mit der das jetzige Verfahren verkürzt werde, seien nur Erwachsene getestet worden. «Der Pandemie-Impfstoff könnte bei Kindern möglicherweise mehr Nebenwirkungen verursachen als der saisonale Grippeimpfstoff», zitiert das Magazin den Virologen Alexander Kekulé.
Bedingungen für Impfaktion noch unklar
Nach dem Thüringen stellvertretend für alle Bundesländer bereits für rund 600 Millionen Euro Impfstoff bestellt hat, sind laut einem «Spiegel»-Bericht die Bedingungen der für Oktober geplanten Impfaktion völlig unklar. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) müssten die gesetzlichen Krankenkassen chronisch Kranke über ihren Anspruch auf eine Impfung informieren, schreibt das Magazin. Doch zum einen längen den Kassen keine Daten über Chroniker wie HIV-Infizierte, Fettleibige oder Leberkranke vor, die in der Impfverordnung genannt würden. Zum anderen dürften sie aber auch vorhandene Informationen etwa zu Diabetikern oder Herzkranken nach Einschätzung von Experten wegen des strengen gesetzlichen Schutzes von Sozialdaten nicht ohne weiteres nutzen.
Zudem droht laut «Spiegel» Streit um die Kosten der Aktion. Die Kosten für Impfstoff und Impfung, die die Kassen übernehmen sollten, lägen nach Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums bei 14 Euro pro Person - allerdings nur, wenn die Gesundheitsämter die Impfungen koordinierten und sie somit nicht in Arztpraxen vorgenommenen würden. Dies sei aber ebenso offen wie die Frage, wer für Lagerung und Transport der Impfstoffe sowie die Information der Bürger aufkomme. «Da stehen noch harte Verhandlungen an», wird der thüringische Gesundheitsstaatssekretär Falk Oesterheld zitiert. (ddp/ap)