Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen bereitet sich auf die größte Impfaktion seit 50 Jahren vor. Gegen die Schweinegrippe sollen zehn Millionen Impfstoff-Portionen zum Einsatz kommen. Das reicht für ein Drittel der Bevölkerung.

Die größte Impfaktion seit 50 Jahren soll im Herbst beginnen: Zunächst Angehörige der Gesundheitsberufe, dann Schwangere und Menschen, die gesundheitlich vorbelastet sind. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sichert aber den Zugang aller zum Impfstoff zu: „Wenn jemand geimpft werden möchte, wird das auch gemacht”.

Die Impfung ist freiwillig – und kostenlos. Sie wird von Krankenkassen und vom Staat bezahlt. Die Details werden derzeit ausgehandelt, auch die zum Ablauf der Impfung. Zunächst ist geplant, die Hausärzte einzuspannen.

NRW ist Schwerpunkt der Schweinegrippe-Erkrankungen. Von den bundesweit 834 gemeldeten Krankheitsfällen sind 334 an Rhein und Ruhr gemeldet. 233 sind über Ansteckung im Inland entstanden. Allerdings liegt die hohe Zahl auch an den strengen Kontrollen auf dem Düsseldorfer Flughafen und dem frühen Ferienbeginn, so das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit. Es geht von einer großen Grauzone aus. „Die Zahl der tatsächlichen Erkrankungen ist unbestimmt”, so Kirsten Bradt, Leiterin der Fachgruppe Infektion und Hygiene, „viele, die den Virus haben, gehen nicht zum Arzt.”

Schwere Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber

Bradt und das NRW-Gesundheitsministerium schließen nicht aus, dass die Zahl der Erkrankungen im Herbst deutlich steigt. Das Robert Koch-Institut rät, dass sich Menschen mit Grippesymptomen einer Laboruntersuchung unterziehen. Symptome sind plötzliches Auftreten der Krankheit, schwere Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber über 38 Grad.

Prof. Jan Buer, Mikrobiologe am Uniklinikum Essen, hält die Aktion für sinnvoll. Eine Impfung sei arm an Nebenwirkungen, die Aktion trage zur Professionalisierung des Impfschutzes bei. Ein Supervirus, der sich aus Mutationen bekannter Virentypen entwickelt, sei eine reale Gefahr. Und: Eine groß angelegte Impfung beuge einer Situation vor, in der Krankenhäuser dem Andrang von Patienten nicht mehr gewachsen seien.

Buer weist darauf hin, dass pro Jahr schon bis 20 000 Menschen an der „normalen” Grippe sterben – deutlich mehr Opfer als im Straßenverkehr.