Bochum. . Fürs Träumen, Wohlbefinden und in der Partnerschauft spielen Gerüche eine wichtige Rolle. Wie Menschen und Pflanzen Düfte nutzen, zeigt eine große Duftausstellung im Botanischen Garten der Ruhr-Universität in Bochum.
Der Duft von Zitrone strömt in die Nase, tief einatmen und der Fantasie freien Lauf lassen. Erinnerungen werden wach, an Kindheitstage, als der Geruch von Zitronenmelisse regelmäßig an den Fingern klebte. Noch einmal schnuppern. Der Duft ist intensiv, vielleicht sogar zu streng. Dann: plöpp. Der Deckel fällt zu und die Realität hat einen wieder.
Denn vor dem Besucher der Duftausstellung im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum, die morgen beginnt, erstreckt sich kein Beet voller Kräuter, keine bunte Blumenwiese. Die Düfte stecken als Konzentrat im silbernen Röhrchen. Nur ein Foto auf dem Deckel weist auf den Ursprung des Geruches hin. Düfte hätten viel mit Illusion zu tun, erklärt der Riechforscher der Ruhr-Universität, Prof. Hanns Hatt, und vor allem beeinflussten sie den Menschen und sein Befinden.
„Wenn der Duft von Orangen in der Luft liegt, träumt man beispielsweise besser, haben wir herausgefunden“, sagt er. Die Nase schlafe schließlich nicht. Und auch andere Gerüche können gezielt eingesetzt werden. Man muss nur wissen wie. Sein Tipp für Frauen: „Der Duft von Pampelmusen macht Frauen in Männeraugen sechs Jahre jünger“, sagt der Riechprofessor. Das liege daran, dass das Aroma häufig im Parfüm junger Mädchen enthalten ist und diese Note deshalb meistens mit Jugendlichkeit und Fitness verbunden werde. Auch Männer können nachhelfen – mit Androstenon. Denn der Sexuallockstoff, der bei Schweinen die Duldungsstarre bei der Sau einleitet, kann Frauen während des Zyklus’ anziehen und den Mann attraktiver erscheinen lassen, erklärt Hatt.
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Düfte locken oder schrecken Menschen ab. „Auch das Tragen von Parfüm ist nichts anderes als reine Manipulation“, erklärt der Experte. Der Mensch täusche etwas vor und locke so Partner an, die sonst vielleicht nicht reagieren würden. Einen Tipp gibt der Professor: „Ich würde Parfüm niemals auf die Haut auftragen, sondern nur auf die Kleidung.“ Schließlich wisse man nie, wie die Haut auf Stoffe reagiert, die auch auf der Kleidung häufig Flecken hinterlassen.
Eine einheitliche Vorstellung davon, was gut riecht oder schlecht, gibt es übrigens nicht. Das empfinde jeder Mensch anders, sagt er. Es hänge stark von Erinnerungen ab, die mit diesem Geruch verbunden werden.
Mehr als 60 Düfte zum Schnüffeln
Himmlische Düfte
Über 60 verschiedene Düfte können die Besucher der Ausstellung „Himmlische Düfte und Höllengestank“ dauerhaft erschnuppern. Dazu kommen die echten Pflanzen, die je nach Blütezeit im Botanischen Garten und den Tropenhäusern wachsen. Natürlich kann jeder im Vorbeigehen schnuppern, wer aber wirklich etwas Lernen möchte, sollte Zeit mitbringen, um sich auf zahlreiche Erläuterungen einzulassen. Wie funktioniert die Nase? Wie entstehen in Pflanzen Düfte? Wie werden wir durch sie manipuliert? Wissenserkenntnisse scheinen garantiert, anstrengend könnte der Ausflug aber werden. Und die eine oder andere Duftprobe sollte man vielleicht besser auslassen.
Hatt schnuppert an der Geruchsprobe der Zibetkatze. Sofort verhärten sich seine Gesichtszüge, die Stirn runzelt sich. „Das ist so ziemlich der schlimmste Duft hier in der Ausstellung“, sagt er. Der Analgeruch der Zibetkatze zeigt aber zugleich, dass es auf die Intensität von Gerüchen ankommt. Denn in geringen Mengen werde das Drüsensekret trotz seines Gestankes häufig in Parfüm gemischt, um einen animalischen Eindruck zu vermitteln. Die Nase lässt sich eben gerne täuschen.
