Bochum.
Die Schrebergarten-Kultur in Bochum treibt zurzeit schöne Knospen. Nicht nur rein botanisch, sondern auch personell. Denn zunehmend pachten immer jüngere Familien eine Parzelle und senken den Altersdurchschnitt.
„Familien mit Kleinkindern kommen. Das ist nur vorteilhaft“, sagte Heinz-Joachim Salomon vom Stadtverband der Kleingärtner am vorigen Samstag am Rande einer Fachberatung im Kleingartenverein Wiemelhausen zum Thema „Investition Obstanbau“. Die Sorge der Überalterung bestehe nicht, sagte er. Es gebe keinen Nachwuchsmangel.
In Bochum gibt es 80 Kleingartenvereine mit 5600 Parzellen. Fast 9000 Bochumerinnen und Bochumer haben sie gepachtet, um in der Großstadt ein Stück Erholung und Ruhe auf einem selbst bewirtschafteten Fleckchen Grün zu erleben. Ihr Durchschnittsalter, schätzen Salomon und sein Kollege Norbert Waßmuth (beides Fachberater für Obstanbau), auf 50 bis 60 Jahre. Aber allein in seiner Gartenanlage Oberdahlhausen mit 24 Parzellen, sagt Waßmuth, haben sich neuerdings drei junge Pächter im Alter von rund 30 Jahren einquartiert. „Die haben alle Kinder - und das ist schön.“ Auf diese Weise würden die Kinder „auch wieder an die Natur gewöhnt“. Und lernen, „woher Apfel, Birnen und Möhren kommen“ - Nicht aus dem Supermarkt. Obendrein haben Kleingartenanlagen auch Spielplätze, dafür aber keinen Autoverkehr. Unter den jüngeren Pächtern sind auch keineswegs nur die direkten Nachfahren von älteren Pächtern. Es kommen auch Quereinsteiger hinzu, heißt es.
Relativ niedrige Kosten
Ein Grund für den Einzug jüngerer Leute in die Kleingartenkultur seien auch die relativ niedrigen Kosten - im Vergleich zu einem Familienurlaub. Pro Jahr kostet eine Parzelle, die 200 bis 350 Quadratmeter groß ist, 200 bis 250 € Pacht, inklusive Wasser, Strom, Versicherung und Vereinsbeitrag. Einmalig hinzu kommt eine Abstandszahlung für die Laube an den Vorbesitzer: 2000 bis 5000 €. Einige Vereine verlangen auch eine Aufnahmegebühr zwischen 100 und 200 €. Im Gegensatz zu einer Urlaubsreise hat der Pächter sein kleines Paradies das ganze Jahr. Viele Leerstände gebe es nicht, sagte Salomon. „Auf kurzem Wege gehen die Gärten weg.“
Insgesamt bewirtschaften Bochumer Kleingärtner 180 Hektar. Nimmt man den Außenbereich ihrer Anlagen hinzu, sind es 262 Hektar.
Auf der Fachberatung „Investition Obstbaum“ kamen allerdings fast nur ältere Damen und Herren. Salomon und Wasmuth gaben ihnen Tipps zum Schnitt, zur Pflanzung, zur Düngung und zur Baumauswahl. Grundsätzlich riet Salomon: Den Baum lieber in einer Baumschule einkaufen. „Einen Obstbaum sollte man nach Beratung kaufen.“ Und dort auch genau sagen, unter welchen Umständen der Baum wachsen muss, zum Beispiel auf eher nassem oder eher trockenem Boden. „Ein Baum wächst nicht von allein, man muss auch etwas dafür tun.“
Bochums größter Kleingartenverein ist übrigens in Riemke. Er hat 384 Parzellen.
Zeitgleich mit dem Blühen der ersten Schneeglöckchen und Krokusse eröffnet der Vorsitzende des Kleingärtner-Stadtverbandes, Helmut Meisner, am Samstag, 27. März, um 10 Uhr die Mitgliederversammlung. Sie findet im Jahrhunderthaus an der Alleestraße mit 200 Delegierten und Gästen statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Kassenbericht, der Haushaltsplan und die Vorstandswahlen.