Essen. . Bei Reinhold Beckmann sprechen die Eltern des ermordeten Mirco über ihre Hoffnung, ihre Ängste und die Kraft ihres Glaubens. Und darüber, wie das Leben nach dem Tod ihres Sohnes weitergeht.
Am letzten Freitag kehrt die Angst zurück. Die Erinnerung an diese schrecklichen 145 Tage der Ungewissheit. Als Mircos Mutter im Radio hört, dass der mutmaßliche Täter des kleinen Dennis K. nach zehn Jahren gefasst wurde, durchlebt Sandra Schlitter ihr persönliches „Golgatha“, wie sie die Zeit des Wartens in einem Interview mit der Rheinischen Post nennt, noch einmal.
Später am Abend, bei der Aufzeichnung von Reinhold Beckmanns Talkshow für den Montag, wird sie sagen: „Wir möchten allen Mittrauernden ein Stück weit berichten, was wir durchgemacht haben und was wir empfinden.“ Siebeneinhalb Monate nach dem Abend, an dem der zehnjährige Mirco verschwand, knapp drei Monate, nachdem die Leiche ihres Sohnes gefunden wurde, sprachen Sandra und Reinhard Schlitter erstmals im deutschen Fernsehen über ihre Hoffnung, ihre Gebete und den Alltag nach Mircos Tod.
Prozess beginnt im Juli
„Unsere große Tochter Julia hat gefragt: Mama, darf ich jetzt noch lachen?“, erzählt die Mutter. Natürlich dürfe sie, auch wenn die anderen Menschen in ihrer Gegenwart immer „komisch und ernst gucken“. Wenn es dem Kind gut gehe zu dem Zeitpunkt, „dann hab deinen Spaß“, rät Sandra Schlitter.
Die Eltern, gläubige Christen der Grefrather Freikirchlichen Pfingstgemeinde, finden Halt in ihrer Religion. Allabendlich in diesen furchtbaren fünf Monaten habe man sich zusammengesetzt und gesagt: „Wir reden miteinander, wir lesen zusammen in der Bibel und haben eine intensive Gebetszeit. Wo jeder ausdrücken konnte, was er erwartet oder was in einem vorgeht. Diese Zeit ist im Prinzip so ein bisschen das Schlüsselerlebnis gewesen“, erinnert sich Reinhard Schlitter. Andere Familienmitglieder hätten sie getragen, hätten ihnen Kraft gegeben.
„Wir möchten nicht über den Täter richten“
Kraft auch, um eine eher seltene, beeindruckende Haltung dem Täter gegenüber zu entwickeln. Natürlich habe Olaf H., selber Vater von drei Kindern, etwas Unverzeihliches getan. „Wir möchten nicht über den Täter richten“, sagt der Vater. Das müssten die Gerichte tun.
Werden sie auch. Zwar sei die Anklage noch nicht zugelassen, erklärt der Pressestaatsanwalt des Krefelder Landgerichts, Tim Buschfort. Es sei aber angedacht, den Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Mirco nach dem 12. Juli zu beginnen. Mircos Eltern wollen als Nebenkläger auftreten.