Mönchengladbach. . Der mutmaßliche Mörder des kleinen Jungen aus Grefrath ist geständig. Aber die Zweifel an seiner Aussage mehren sich.

Warum auch immer Mirco sterben musste – ein Streit des Mörders mit seinem Chef war nicht der Grund. „Frust und Stress im Beruf“ hatte der 45-jährige Tatverdächtige in seinen ersten Vernehmungen in der vorvergangenen Woche als Tatmotiv genannt und einen weiteren Aufschrei in der Bevölkerung provoziert: Ist das ein Grund, ein Kind zu töten?

Und nun ist er gar nicht wahr.

„Nachweislich falsch“ sei die Behauptung gewesen, erklärte die Polizei am Wochenende. „Natürlich“ ha­be man das überprüft: Das Telefongespräch mit dem Vorgesetzten, das den Telekom-Bereichsleiter am Tatabend so sehr in Rage versetzt haben soll, dass er seine Wut an Mirco ausgelassen haben will, habe „nie stattgefunden“. Konnte es auch gar nicht: Der angegebene Gesprächspartner „war zu der Zeit in Urlaub“. Der „Bild am Sonntag“ sagte der Chef der „Soko Mirco“, Ingo Thiel, dazu, man glaube nun eher an „Fantasien, die sich beim Täter im Kopfkino länger aufgestaut haben und bei der Tat dann ausgelebt wurden“.

Unterschiedliche Lügengeschichten

Seinem Anwalt Gerd Meister aus Mönchengladbach soll der Schwalmtaler Familienvater, der seit seiner Festnahme vor eineinhalb Wochen in Untersuchungshaft sitzt, in­zwischen eine andere Version anvertraut haben: Wie die „BamS“ berichtet, habe Olaf H. als Kind selbst sexuelle Übergriffe erlebt. Neue Er­kenntnisse, ob und wie der Täter Mirco am 3. September missbraucht hat, liegen den Ermittlern bislang nicht vor. „Der erzählt so viel Mist“, sagt ein hörbar genervter Polizeisprecher Willy Theveßen am Sonntag der WAZ, „so viele verschiedene Geschichten, da muss sich ein Psychologe mal eingehend mit beschäftigen.“

Auch die Familie des grundsätzlich Geständigen, der die Polizei zur Leiche geführt hatte, soll an den Vater von drei Kindern appelliert haben: „Wenn du’s gemacht hast, dann erfordert es der Anstand gegenüber Mircos Eltern, dass du dich ohne Ausreden stellst.“ Nach Einschätzung von Polizeisprecher Theveßen ist es nicht unwahrscheinlich, dass erst die frühestens im Herbst beginnende Gerichtsverhandlung die tatsächlichen Tat-Hintergründe erhellt.

Zwar sind die Vernehmungen des 45-Jährigen inzwischen abgeschlossen, doch suchen die Ermittler weiter. Mit Unterstützung von Sonderkommissionen, die sich aus ganz Deutschland gemeldet haben, wird überprüft, ob der Mann aus Schwalmtal noch für weitere Straftaten verantwortlich gemacht werden kann. Medienberichten zufolge geht es dabei unter anderem um den Fall Claudia Ruf aus Grevenbroich, die 1996 im Alter von elf Jahren verschwand und zwei Tage später tot auf einem Feldweg gefunden wurde. „Routine-Untersuchungen“, erklärt aber dazu die Polizei und betont, es geben „eindeutig keinen konkreten Hinweis“.

Leichenspürhunde auf dem Grundstück

Nach einem Tipp untersuchte sie allerdings am Freitag mit Leichenspürhunden das Grundstück des mutmaßlichen Täters in der Neubau-Siedlung im Ortsteil Ungerath. Hier soll er am Wochenende nach Mircos Verschwinden im Garten ge­graben haben, ein Nachbar hatte dies bestätigt. „Aber“, so Willy Theveßen, „da war nichts.“