Essen.. Er ist selbst Vater von zwei Kindern und hat jetzt die Verteidigung von Olaf H. übernommen - dem Mann, der Mirco auf dem Gewissen hat. Der Mönchengladbacher Anwalt Gerd Meister (52) erklärt, wie er damit umgeht.

Er ist selbst Vater von zwei Kindern und hat jetzt die Verteidigung von Olaf H. übernommen, dem Mann, der Mirco auf dem Gewissen hat. Wie der Mönchengladbacher Anwalt Gerd Meister (52) damit umgeht, nahezu täglich einen Kindesmörder zu treffen, erzählte er dieser Zeitung.

Wie kommt man dazu, ein derartiges Monster zu verteidigen?

Ich bin von den Angehörigen des Täters mit der Verteidigung beauftragt worden. Ich identifiziere mich ja nicht mit dem Täter. Mich interessiert aber der psychologische Aspekt, der hinter einer derartigen Tat steht.

Was sagt denn Ihre Familie, wenn sie derartig schlimme Fälle übernehmen?

Meine Familie akzeptiert das. Das ist ja schließlich nicht der erste Mörder, den ich verteidige. Außerdem habe ich ja nicht die Aufgabe, Verbrecher zu schützen. Wichtig ist es mir aber, dass es einen vernünftigen Prozess gibt. Und da darf ein Verteidiger nun einmal nicht fehlen.

Empfinden Sie nicht Ekel und Hass, wenn Sie einem Kindermörder gegenüber stehen?

Bei solchen Fällen zucken sicherlich die meisten Menschen zusammen. Ich habe mich da einem Abhärtungsprozess unterzogen. Ich gehe mit einer gewissen Distanz an den Fall heran, vor allem auf analytische Art und Weise. Wer es nicht schafft, so einen Fall mit Abstand zu bearbeiten und zu viele persönliche Gefühle hochkommen lässt, der ist als Strafverteidiger sicherlich ungeeignet. Solche Juristen sollten dann besser Anwälte für Mietrecht werden.

Trauer um MircoTrauerfeier für Mirco

Mit einer Trauerfeier haben die Menschen in Grefrath in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag Abschied vom getöteten Mirco genommen. Rund eine Woche, nachdem die Leiche des zehnjährigen Jungen gefunden worden war, kamen rund 600 Menschen in der St. Laurentiuskirche zu einem ökumenischen Trauergottesdienst zusammen. Auf dem Marktplatz vor der Kirche verfolgten zudem nach Polizeiangaben fast 1.000 Grefrather die Feier über eine Videoleinwand. Zuvor hatten die Bürger von Grefrath dort 500 weiße Luftballons mit der Aufschrift „Ruhe in Frieden, Mirco“ in den Abendhimmel steigen lassen. Mircos Eltern nahmen nicht an der Trauerfeier teil.

Neben dem Altar hatten die Organisatoren ein großes Foto des toten Jungen aufgestellt. Pfarrer Johannes Quadflieg sagte: „Mirco ist tot, das müssen wir alle begreifen.“ Sein junges Leben sei ihm auf so brutale Weise genommen worden. Mit Blick auf den Täter und seine Familie mahnte Quadflieg die Menschen, nicht Böses mit Bösem zu vergelten.

Mirco war am 3. September vergangenen Jahres verschwunden. Eine groß angelegte Suchaktion mit 1.000 Polizisten sowie Tauchern, Hubschraubern und Tornados der Bundeswehr blieb in den Tagen darauf erfolglos. Erst in der vergangenen Woche wurde der Tatverdächtige Olaf H. festgenommen. Der Mann ist geständig und hatte die Ermittler zum Tatort geführt. Seitdem sitzt der Familienvater aus dem nahegelegenen Schwalmtal unter anderem wegen Mordverdachts und Verdachts auf sexuellen Missbrauch in Untersuchungshaft. Er soll Mirco am Abend des 3. September entführt, sich in einem Waldstück an ihm vergangen und ihn dann umgebracht haben.