Essen. Wenn die Schaffner in Zügen hartnäckig die Tickets kontrollieren, dann nicht nur weil es ihre Pflicht ist. Erwischen sie einen Schwarzfahrer profitieren sie laut einem Medienbericht persönlich davon. In NRW zahlt die Deutsche Bahn offenbar eine Schwarzfahrer-Fangprämie.
Die Deutsche Bahn zahlt ihren Schaffnern in Nordrhein-Westfalen in Nahverkehrszügen eine Prämie für ertappte Schwarzfahrer. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt. Die Höhe richte sich nach der Gesamtsumme der Strafgelder, die von den Schwarzfahrern später auch tatsächlich gezahlt werde, sagte eine Bahnsprecherin der Zeitung. Eine bundesweite Regelung für eine Schwarzfahrer-Prämie gebe es noch nicht, sagte die Bahnsprecherin.
Im ersten Halbjahr 2009 seien in NRW 253 670 Schwarzfahrer gefasst worden. Häufig blieben die sogenannten Fahrgeldnacherhebungen folgenlos, da der Fahrgast später ein lediglich vergessenes Ticket vorweise, eine Automatenstörung festgestellt werde oder die Personalien falsch angegeben wurden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die Bahn. Die Kopplung der Prämienhöhe an den tatsächlichen Geldrückfluss werde in NRW als Modell getestet. In den bundesweit acht übrigen Nahverkehrsregionen der DB werde geprüft, ob das NRW-Modell übernommen wird.
Quote liegt unter drei Prozent
Wie die Zeitung weiter berichtete, beträgt die Schwarzfahrerquote nach Schätzungen des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen drei Prozent. Der Schaden liege bei 250 Millionen Euro im Jahr, sagte Verbandssprecherin Karola Lambeck dem Westfalen-Blatt. Die Bahn gibt ihren entsprechenden Verlust mit jährlich mehr als 100 Millionen Euro an. Die DB zeigt neuerdings jeden Schwarzfahrer an, der in drei Monaten drei Mal erwischt wird. Es würden dann drei Anzeigen auf einmal erstattet, schreibt die Zeitung.
Bahn: Keine "Fang-Prämie" für ertappte Schwarzfahrer
Die Deutsche Bahn hat Medienberichte über die Zahlung von «Fang-Prämien» an Schaffner in Nordrhein-Westfalen für ertappte Schwarzfahrer zurückgewiesen. Dies gebe es weder im Personennah- noch im Fernverkehr, teilte die Bahn am Samstag in Berlin mit.
Nach Angaben der Bahn vom Samstag wurde aber «auf Wunsch von Arbeitnehmervertretungen» eine Regelung in die Betriebsvereinbarungen für die DB Regio in NRW aufgenommen, die dem Arbeitsmehraufwand bei der Bearbeitung von Schwarzfahrerfällen Rechnung tragen soll. Die Vergütung für den Mehraufwand durch Ausfüllen entsprechender Formulare und Feststellung der Personalien liege pro Fall unter einem Euro. (ddp)