Ruhrgebiet. Bis in die Nacht hat das Ruhrgebiet seine 22. „Extraschicht“ gefeiert. Hier finden Sie alle Fotos und Geschichten von den Spielorten.

Live-Musik, Comedy und Lichtinstallationen: Das Ruhrgebiet war in der Nacht zu Sonntag bei der „Extraschicht“ wieder lange auf den Beinen. Zwischen ehemaligen Zechen, Landmarken und Museen feierten die Menschen das Revier – und ein bisschen auch sich selbst. Die Veranstalter sprechen in einer ersten Bilanz von mehr als 150.000 Besucherinnen und Besucher.

Der BVB Dortmund im Champions-League-Finale, das Wochenende lang, die Wettervorhersage durchwachsen und dazu der Japan-Tag in Düsseldorf: Die Umstände waren in diesem Jahr alles andere als perfekt – und dennoch kamen 150.000 Menschen an diesem Samstag zur 22. „Extraschicht“. Der Veranstalter, die Ruhr Tourismus GmbH, spricht noch in der Nacht von einem „unvergesslichen Kulturevent in der Metropole Ruhr“. Geschäftsführer Axel Biermann meldet sich am Morgen danach übernächtigt, aber ausgesprochen zufrieden: „Es war sehr schön!“

33 Spielorte in 19 Städten von Unna bis Moers: FlicFlac im Schatten von Hochöfen, Comedy auf alten Zechen, Straßentheater in Kokereien. Alles kann niemand sehen, die Wahl ist oft eine Qual. Vom Landschaftspark Duisburg-Nord, über Oberhausen und die Essener Margarethenhöhe bis Zollverein ist Biermann getigert durch die Nacht, aber nicht „atemlos“. Im Gegenteil: „Sehr relaxt. Das ist ja das Tolle an der Extraschicht, dass alle entspannt sind, sich treiben lassen“, erzählt er – und ergänzt: „Das ist wie ein Festtag fürs Ruhrgebiet. Die, die sich für die Region interessieren, in der sie leben, kommen. Stolz auf die Geschichte des Reviers und neugierig auf das Neue, was hier passiert.“

Andererseits: Zählte man in früheren Jahren auch schon einmal doppelt so viele Besucher, 2018 kamen 300.000. „Ja, wenn wirklich alles passt...“, seufzt Biermann. In diesem Jahr gab es viel Konkurrenz. Dabei hatte man die Veranstaltung, die normalerweise am letzten Juni-Samstag stattfindet, sogar vorverlegt. Um sie einzubetten in die Feierlichkeiten zum 25. Geburtstag der Industriekultur. Aber, vermeintlich klug vorausschauend, auch aus anderem Grund: „Am 29. Juni findet in Dortmund ein EM-Achtelfinal-Spiel statt. Und als wir im Sommer vergangenen Jahres die Planung gemacht haben, sagten wir uns: Extraschicht ohne Dortmund? Geht nicht! Dass der BVB nun am Samstag im Champions-League-Finale steht, konnte da noch keiner ahnen…“.

Zwei Dortmunder Spielorte sagten Extraschicht ab

Hoesch-Museum und Dortmunder U sagten deswegen als Spielorte ab, spät, das „U“ erst am Tag vor der Veranstaltung. Darüber müsse noch geredet werden, sagt Biermann: „Das hat uns schon sehr gestört“. Das Spiel der Borussen gegen Real Madrid in London, räumt er ein, sei wohl auch verantwortlich dafür, dass die „After-Show-Techno-Party“, die im Rahmen des Festivals „Blaues Rausche“ erstmalig im Dortmunder Club „Tresor.West“ stattfand, weniger Begeisterte fand, als erhofft. Zahlen mag Biermann gar nicht nennen.

Allein 22.000 Besucher kamen indes in den Landschaftspark Duisburg-Nord, sahen dort unter anderem eine spektakuläre Motorrad-Freestyle-Show dreier FlicFlac-Artisten. Zollverein, Zeche Ewald in Herten und das Creativ-Quartier Heinrich Robert in Hamm waren laut Biermann, weitere Besuchermagnete. Für ihn persönlich gehörten zu den Höhepunkten des Abends die „3D-Video-Mapping-Show“ auf der Margarethenhöhe, die erstmals Extraschicht-Spielort war, und die Drohnenshow auf Zollverein. „Unglaublich“, schwärmt Biermann, „was 300 Drohnen in den Himmel zaubern, ein ganz tolles Erlebnis.“ Nachhaltiger zudem als Feuerwerk, eine prima Alternative dazu, findet er ein: „Die Feinstaubdiskussion haben wir ja sonst immer.“

2025 findet die Extraschicht am 28. Juni statt – und das Champions League-Finale am 31. Mai.

Unsere Reporterinnen und Reporter waren am Samstag zwischen Hamm und Kamp-Lintfort unterwegs und haben viele Eindrücke und Fotos mitgebracht (Liste wird fortlaufend erweitert):

Ein weiterer Grund zum Feiern war der 25. Geburtstag der Route Industriekultur. Und damit hat der Sommer erst begonnen: Neben Festivals wie Bochum Total und dem Ruhr Raggae Summer steht zum Beispiel im August der Tag der Trinkhallen auf dem Programm.