Duisburg. Über 20.000 Besucher haben in Duisburg die Nacht der Industriekultur gefeiert. Zu seinem 30 Geburtstag hat der Landschaftspark einiges geboten.
„Ich komme seit sieben oder acht Jahren hierher. Es ist ganz normal, dass es bei der Extraschicht hier etwas wuselig ist.“ Melanie Bartels aus Wesel hockt entspannt auf den Betonstufen der Gießhalle des Landschaftsparks und amüsiert sich prächtig über Poetry-Slammer Sebastian 23. Dabei stört es sie gar nicht, dass der Wortakrobat parallel gegen eine Irish-Folk-Band auf dem Vorplatz andichten muss und man zusätzlich im Hintergrund die Motorräder vom Zirkus Flic Flac hört, die ihre Motoren warmlaufen lassen.
Rund 20.000 Besucher kommen zur Extraschicht in den Duisburger Landschaftspark Nord
Idyll und Entspannung war im ehemaligen Hüttenwerk schon zu Arbeitszeiten ein Fremdwort und ist es heute auch wieder. Das gesamte Areal brummt vor gut gelaunten Besuchern, die auch vor längeren Warteschlangen an den Food-Ständen nicht zurückschrecken. „Das macht doch nichts, wir haben ja Zeit. Außerdem lohnt sich das Warten, das Essen ist super!“ Marcel Heuer lässt sich ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen. Er kennt den Asian Food-Stand noch vom letzten Street-Food-Markt und hat für Qualität generell immer Zeit.
Passenderweise spielt ja auch das Wetter mit. Sämtliche angekündigten Regenschauer sind ab 19 Uhr meteorologische Geschichte und das Ruhrgebiet feiert Geburtstag und Kultur. „Ich habe mir das Ticket für die Extraschicht gekauft, aber eigentlich reicht mir der Besuch im Landschaftspark. Hier ist schon genug los. Ich weiß gar nicht, ob ich noch weiterfahre“, sagt Miriam Heyl aus Duisburg.
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Zum 30. Geburtstag hat sich das Organisatorenteam vom Landschaftspark nicht lumpen lassen und tatsächlich Interessantes für jedermann aus dem Hut gezaubert. Ein Highlight sind natürlich die Motorradstunts von Flic Flac auf der Hochofenstraße. Spektakuläre Saltos samt Maschine generieren Adrenalin pur. Aber es geht auch ruhiger. Die Stadtarchäologen sind mit spannenden Funden angereist, der Alpenverein lädt zum Klettern und in den Außenbereichen können die rund 22.000 Besucher bei klassischer Musik den Sonnenuntergang genießen.
„Ich finde es gerade schade, dass wir keine Führung über das Gelände mitmachen können“, sagt Ines Wilde. Wie der Großteil der Geburtstagsgäste kommt sie um kurz nach 19 Uhr zur Party, aber da sind sämtliche Führungen und Touren schon lange ausgebucht. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nele erkundet sie daraufhin den Kletterpark. Zumindest in der Theorie, denn auch hier können heute nur die Sieger des vorher ausgelobten Gewinnspiels Höhenluft schnuppern.
Die Führungen durch das ehemalige Hüttenwerk waren schnell ausgebucht
Allerdings lohnt sich ein Besuch, wenn mal keine Extraschicht ist. „Wir haben pünktlich zum Geburtstag den Parcours überarbeitet und neugestaltet. Wir haben jetzt Rutschen von rund 100 Metern Länge und der Kurs geht auf bis zu 40 Meter Höhe.“ Thomas Fischer vom Hochseilgarten ist stolz auf sein ureigenes Geburtstagskind.
Auch die Taucher gegenüber machen fleißig Werbung für ihren Verein, der vor 30 Jahren den Gasometer ausgebaut hat und erst die Idee ins Leben gerufen hat, in dem leeren Riesentank zu tauchen. „Heute betreut das Projekt ein professioneller Betreiber, aber wir sind nach wie vor stolz darauf, den Anfang gemacht zu haben“, sagt Michael Drecker.
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Apropos Sport: Fußball spielt bei dieser Geburtstagsfeier absolut keine Rolle. „Wenn meine Frau die Karten nicht vorher gekauft hätte, dann hätte ich natürlich geschaut, aber so ist das auch okay.“ Harribert Mey lächelt und scheint nicht allzu enttäuscht, dass das Champions-League-Finale dieses Jahr ohne seine Unterstützung stattfinden muss. Mit dieser Haltung war er definitiv nicht alleine.
Um 20.30 Uhr ist der riesengroße Parkplatz am Landschaftspark komplett vollgeparkt und kaum jemand pilgert zurück zum Auto, um pünktlich zum Anstoß auf dem Sofa zu sitzen. Seit 25 Jahren ist der Landschaftspark Teil der Extraschicht und nach wie vor ein spannender Hotspot für alle Generationen. Lokale Geschichte hautnah zu erleben und in Bildern oder Führungen erklärt zu bekommen, ist eine spannende Sache. Da kann der BVB anscheinend machen, was er will.