Charkiw/Essen. Weihnachtsspendenaktion: Im WAZ-Videotalk erzählt Lana Solapanova, wie Charkiw die Schule und auch das Fest unter die Erde verlegt.

Die erste Antwort von Lana Solapanova ist sprachlos, und doch sagt sie viel: Aus Charkiw, Ukraine, kommt ein schwerer, langer Seufzer. „Wie geht es dir?“, hat WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock gefragt. In einer Sonderausgabe seines Videotalks ist die Programm-Managerin des Kindernothilfe-Partners „Myrne Nebo“ zugeschaltet, zum zweiten Mal nach einem Jahr. „So viele Hoffnungen...“, sagt Lana nach einer Pause. „So lange Zeit. So viel Arbeit. Aber wir sind noch stark!“ Auch bald zwei Jahre nach Kriegsbeginn kämpft die Hilfsorganisation für „ein schönes Ziel: Wenn die Menschen noch Träume haben und es ihren Kindern schön machen wollen – dafür tun wir alles, was möglich ist“

Neulich haben sie den Kinder im Schutzzentrum von Charkiw gesagt, sie sollten diese Träume malen. Lana Solapanova holt eines der Bilder aus ihrem Schreibtisch hervor und hält es in die Kamera: ein Friedenszeichen in Blau und Gelb, vor der ukrainischen Fahne. Es hilft auch nicht, wenn sie den Kindern sagen, dann zeichne doch „etwas Schönes“, vielleicht einen Hund? Das nächste Bild zeigt wieder die Flagge – und einen Minensuchhund. „Sie malen Krieg und Militär“, sagt Lana mit feuchten Augen. „Dabei sollten Kinder jetzt Wunschzettel schreiben. Malen, was Santa, der Weihnachtsmann, bringen soll.“

„So viele Hoffnungen“, aber so lange Zeit: Lana Solapanova erzählt von ihrer Arbeit für die Kriegskinder in der Ukraine, die jetzt schon bald zwei Jahre andauert.
„So viele Hoffnungen“, aber so lange Zeit: Lana Solapanova erzählt von ihrer Arbeit für die Kriegskinder in der Ukraine, die jetzt schon bald zwei Jahre andauert. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Kinder von Charkiw „hören jeden Tag den Krieg“

Aber solche Traditionen sind schon fast vergessen in der Ukraine. „Das letzte Weihnachten war ja schon genauso.“ Wie alle Geburtstage, wie überhaupt jeder Tag. Der Name der Hilfsorganisation, „Myrne Nebo“, heißt übersetzt „Friedlicher Himmel“, nur ist der Himmel über Charkiw, dieser Stadt zwischen Frontlinie und russischer Grenze, nicht friedlich, nie: Solaponava erzählt von Sirenen, „täglich“, und Angriffen, „ständig“. „So viele Bomben jeden Tag“, auch Artillerie, die Stadt sei „immer unter Beschuss“: „Wir hören jeden Tag den Krieg.“

Für Kinder sei das „das Schlimmste, was passieren kann“, und doch haben sie sich daran gewöhnt. Die Menschen versuchten das alle, sagt Lana Solapanova: „Die Wirklichkeit als Routine zu begreifen.“ Einkaufen, arbeiten, weiterleben, man riskiere immer mehr. „Wir probieren, den Krieg nicht mehr zu fühlen.“ Und die Kinder in einem „psychisch normalen Zustand“ zu halten, irgendwie. Gerade die kleinen Kinder „können sich nicht erinnern, wie es anders sein kann“, sie wissen nicht mehr, „was ein normales Leben ist“. Wenn Lana sie fragen würde, ob sie sich wünschten, dass der Krieg vorbei ist – sie würden die Frage nicht verstehen. „Zwei Jahre sind für die Kleinen wie ein ganzes Leben.“

Mehr als 50.000 Menschen in der Region haben keinen Strom und keine Heizung

In der letzten Woche war es wieder ganz schlimm, „keiner konnte schlafen, es war so laut“. Seither hat die ganze Region Probleme mit dem Funknetz. Lana Solapanova ist online für das Gespräch mit der WAZ, die Leitung hält, sie zeigt in den Raum: „Ich habe heute Licht und Heizung hier.“ Mehr als 50.000 Menschen in der Region hätten das nicht. Viele heizen mit Holz, und Holz gibt es genug in der Gegend. „Aber das geht natürlich nicht in den modernen Häusern in der Stadt.“ Im tief verschneiten Charkiw sind es gerade minus zehn Grad.

Alltag in Charkiw im Nordosten der Ukraine: Eine Frau trägt ihr Kind durch die Stadt auf der Suche nach einem Bunker. Ihr eigenes Wohnhaus wird evakuiert.
Alltag in Charkiw im Nordosten der Ukraine: Eine Frau trägt ihr Kind durch die Stadt auf der Suche nach einem Bunker. Ihr eigenes Wohnhaus wird evakuiert. © dpa | Andrii Marienko

Und die Sache mit dem Internet ist mehr als ein Randproblem: Auch die Leute von Myrne Nebo hätten sich Sorgen gemacht, dass die Kinder nur noch digital unterwegs seien. „Aber das ist die Lösung“, hat Lana Solapanova erkannt, „ohne mobile Netzwerke ist es schwierig zu überleben.“ Im Netz können sie den Kindern die Illusion geben, „dass die Welt bunt und schön ist“. Sie vermissten ihre Väter, Oma und Opa, die Freunde. Sie hören das oft: „Alle meine Freunde sind weg, mit ihnen war das Leben besser.“ Der Online-Kontakt helfe, alte Freunde zu treffen und neue zu finden. „Sie spielen und kommunizieren, weil es offline keine Möglichkeiten gibt.“ Und es laufen Schulprogramme, nicht nur Matheunterricht, die „das Leben verbessern“: „Wir bringen den Kindern bei, wie sie Minen im Boden erkennen.“

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Ohnehin, die Schule. Seit zwei Jahren gibt es keine mehr für die 200.000 Kinder in Charkiw und dem Umland. Keine Schule, kein Kindergarten, und vorher war ja schon Corona. Die Gebäude sind zerstört, die Lehrer fehlen, die Kinder sind fort oder kommen kaum noch aus dem Haus. Die Stadt hat inzwischen eine „Schule“ in einer U-Bahn-Station eingerichtet, aber hier haben nur 2000 Kinder Platz, das ist gerade einmal ein Prozent. Viele kommen ohnehin nicht hin: kein Auto, kein Bus, zu viel Angst, auf die Straße zu gehen.

Hier unten wird Myrne Nebo auch versuchen, ein bisschen Weihnachten zu feiern, einen Baum aufzustellen, „alles im Untergrund“ – „damit die Kinder fühlen, dass sie ein normales Leben haben“. Das Wort „fühlen“ sagt Lana Solapanova oft, es ist wichtig in Zeiten, in denen die Realität nicht auszuhalten ist. Die Kinder sollen das Gefühl haben, „dass Weihnachten etwas Schönes und Frohes in unseren Herzen ist“. Die meisten, das wissen die Helfer sicher, werden auch zu diesem Fest ohne Baum und Geschenke sein.

Normale Schulen gibt es nicht mehr in Charkiw. Diese Klasse lehrt in einer U-Bahn-Station. Hier unten werden Helfer auch Weihnachtsbäume aufstellen.
Normale Schulen gibt es nicht mehr in Charkiw. Diese Klasse lehrt in einer U-Bahn-Station. Hier unten werden Helfer auch Weihnachtsbäume aufstellen. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Zu Weihnachten bringen Helfer den Kindern Süßigkeiten – trotz des Risikos

Deshalb werden sie in den nächsten Tagen auch weiter so viele Familien besuchen, wie es geht, es sind mehr als tausend. Lana Solapanova zeigt Handyfotos, die dankbaren Gesichter geben ihr die Kraft weiterzumachen. Die Leute von Myrne Nebo werden den Menschen „bringen, was sie brauchen“, und den Kindern Süßigkeiten. Sie gehen dafür „ein großes Risiko“ ein, jeden Tag, für die Chefin sind sie „wirkliche Helden, sie haben ein großes Herz“.

In diesem Jahr haben sie sich vermehrt auch um die Eltern gekümmert. Mütter meistens, die allein geblieben sind, die „allein mit der Wirklichkeit kämpfen“. Denn sie haben begriffen: „Wenn Eltern keine Hoffnung haben, nur Nachrichten hören und Druck fühlen, dann fühlen die Kinder das auch.“ Jetzt kommen auch die Mütter zur Gruppentherapie, basteln, reden, bekommen Hilfe bei der Jobsuche. „Wenn sie wieder hoffen, geht es den Kindern auch besser.“

Weihnachtsspenden: Hilfe für ukrainische Flüchtlingskinder

Olga (34) mit ihren Söhnen Adrian (15) und Aleksandr (5) fand Unterschlupf in Edinet im Norden Moldaus, gleich hinter der ukrainischen Grenze. Ihr Mann schickte sie ins Ausland, er selbst ist im Krieg gefallen. 
Olga (34) mit ihren Söhnen Adrian (15) und Aleksandr (5) fand Unterschlupf in Edinet im Norden Moldaus, gleich hinter der ukrainischen Grenze. Ihr Mann schickte sie ins Ausland, er selbst ist im Krieg gefallen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Der kleine Ilja (6) aus Mykolajiw spricht nicht viel. In Edinet im Norden Moldaus ist ihm dieses Kätzchen zugelaufen, dem er seine ganze Liebe schenkt. 
Der kleine Ilja (6) aus Mykolajiw spricht nicht viel. In Edinet im Norden Moldaus ist ihm dieses Kätzchen zugelaufen, dem er seine ganze Liebe schenkt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Zum Glück haben sie Familie in Moldau: Olga (44) und Maxim (47) aus Mykolajiw mit ihren Kindern Arina (9), Timur (13) und Ilia (6, v.l.) haben in Edinet Zuflucht gefunden.
Zum Glück haben sie Familie in Moldau: Olga (44) und Maxim (47) aus Mykolajiw mit ihren Kindern Arina (9), Timur (13) und Ilia (6, v.l.) haben in Edinet Zuflucht gefunden. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Arina (9) hätte heute eigentlich einen Test zu schreiben. Aber die Online-Verbindung aus Edinet, Moldau, zu ihrer Schule in der Ukraine hängt: Luftalarm in Mykolajiw. 
Arina (9) hätte heute eigentlich einen Test zu schreiben. Aber die Online-Verbindung aus Edinet, Moldau, zu ihrer Schule in der Ukraine hängt: Luftalarm in Mykolajiw.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Alina (7) aus Mykolajiw hat nicht viel Platz zum Spielen und Malen. In Tudora, einem Dorf in Moldau, das von drei Seiten von der Ukraine umgeben ist, träumt sie davon zu reisen. 
Alina (7) aus Mykolajiw hat nicht viel Platz zum Spielen und Malen. In Tudora, einem Dorf in Moldau, das von drei Seiten von der Ukraine umgeben ist, träumt sie davon zu reisen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Wenn die Erwachsene vom Krieg reden, flüchtet Alina (7) in ihr Bett. Im Dorf Tudora an der Ostgrenze von Moldau hat sie mit Mama, Oma und Opa eine Unterkunft gefunden. Aber Alina will nach Hause.
Wenn die Erwachsene vom Krieg reden, flüchtet Alina (7) in ihr Bett. Im Dorf Tudora an der Ostgrenze von Moldau hat sie mit Mama, Oma und Opa eine Unterkunft gefunden. Aber Alina will nach Hause. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Großvater Slava wollte nicht weiter fliehen als bis nach Tudora, gleich hinter der Grenze zur Ukraine. Vom Garten aus schaut der 65-Jährige jeden MOrgen mit dem Fernglas in die Heimat. 
Großvater Slava wollte nicht weiter fliehen als bis nach Tudora, gleich hinter der Grenze zur Ukraine. Vom Garten aus schaut der 65-Jährige jeden MOrgen mit dem Fernglas in die Heimat.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Anhänglich: Die siebenjährige Alina fühlt sich auf dem Schoß von Mama Swetlana (31) am sichersten. 
Anhänglich: Die siebenjährige Alina fühlt sich auf dem Schoß von Mama Swetlana (31) am sichersten.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Das schlichte Haus des Englischlehrers von Tudora hat sich die Familie von Swetlana (31) und Alina (7) so gut wie möglich gemütlich gemacht. 
Das schlichte Haus des Englischlehrers von Tudora hat sich die Familie von Swetlana (31) und Alina (7) so gut wie möglich gemütlich gemacht.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Zlata (9) hat keine Antwort auf die Frage, was sie an der Ukraine am meisten vermisst. Sie kam mit den Eltern, Oma Olena und Bruder Aleks (13) aus Odessa. Der große Bruder studiert in Rumänien. 
Zlata (9) hat keine Antwort auf die Frage, was sie an der Ukraine am meisten vermisst. Sie kam mit den Eltern, Oma Olena und Bruder Aleks (13) aus Odessa. Der große Bruder studiert in Rumänien.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
"Früher war es wichtig, wie man wohnt. Heute, dass man wohnt." Maria (41) und Maxim (40) sind mit ihren Zlata (9) und Aleks (13) sowie Großmutter Olena (66) in ein baufälliges Haus in Tudora gezogen. Aber das soll verkauft werden. Was dann?  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Daheim in Odessa hatten sie gerade ihre Wohnung renoviert. Wenn sie daran denkt, muss Oma Olena (r.) weinen. Tochter Maria, Schwiegersohn Maxim und die Kinder Zlata und Aleks wissen nicht, wie sie sie trösten sollen. 
Daheim in Odessa hatten sie gerade ihre Wohnung renoviert. Wenn sie daran denkt, muss Oma Olena (r.) weinen. Tochter Maria, Schwiegersohn Maxim und die Kinder Zlata und Aleks wissen nicht, wie sie sie trösten sollen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Nach langen Irrwegen in einem Schutzhaus der Kindernothilfe in Edinet, Moldau, untergekommen: Elena (36) und ihre Tochter Mascha (11). 
Nach langen Irrwegen in einem Schutzhaus der Kindernothilfe in Edinet, Moldau, untergekommen: Elena (36) und ihre Tochter Mascha (11).  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
In einem Dorf in der Ukraine war Elena selbst Lehrerin. Ihre Schule hatte keinen Bunker, Tochter Mascha saß in einem am anderen Ende des Ortes. 
In einem Dorf in der Ukraine war Elena selbst Lehrerin. Ihre Schule hatte keinen Bunker, Tochter Mascha saß in einem am anderen Ende des Ortes.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
In Edinet im Norden Moldaus darf Mascha (11, r.) in die russische Schule gehen. Ukrainisch, ihre Muttersprache, wird dort als Fremdsprache gelehrt. 
In Edinet im Norden Moldaus darf Mascha (11, r.) in die russische Schule gehen. Ukrainisch, ihre Muttersprache, wird dort als Fremdsprache gelehrt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Bukarest: Die Kindernothilfe schenkt hilfsbedürftigen Kinder aus Rumänien und der Ukraine einen Schulrucksack voller Stifte und Hefte.
Bukarest: Die Kindernothilfe schenkt hilfsbedürftigen Kinder aus Rumänien und der Ukraine einen Schulrucksack voller Stifte und Hefte. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Der Fußballverein aus Odessa packte die Familien ihrer kleinen Talente in einen Bus nach Rumänien. Swetlana (34) und ihre Kinder Adrian (7) und Anastasia (4) sind in Sicherheit. Der Trainer starb bei einem Bombenangriff.
Der Fußballverein aus Odessa packte die Familien ihrer kleinen Talente in einen Bus nach Rumänien. Swetlana (34) und ihre Kinder Adrian (7) und Anastasia (4) sind in Sicherheit. Der Trainer starb bei einem Bombenangriff. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Adrian (7) aus Odessa kann weiter Fußball spielen. Die kleine Anastasia (4) in Bukarest zu beschäftigen, ist für Mutter Swetlana (34) nicht leicht. 
Adrian (7) aus Odessa kann weiter Fußball spielen. Die kleine Anastasia (4) in Bukarest zu beschäftigen, ist für Mutter Swetlana (34) nicht leicht.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Ein Jahr später: Swetlana und ihre fünf Kinder hat die WAZ bereits 2022 besucht. Sie leben immer noch in Bukarest, werden von der Kindernothilfe unterstützt. 
Ein Jahr später: Swetlana und ihre fünf Kinder hat die WAZ bereits 2022 besucht. Sie leben immer noch in Bukarest, werden von der Kindernothilfe unterstützt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Yuri (11) aus Charkiw geht inzwischen in Bukarest zur Schule, er hat Rumänisch gelernt. Und er spielt Fußball. Zuhause kümmert er sich liebevoll um seine kleinen Geschwister. 
Yuri (11) aus Charkiw geht inzwischen in Bukarest zur Schule, er hat Rumänisch gelernt. Und er spielt Fußball. Zuhause kümmert er sich liebevoll um seine kleinen Geschwister.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind inzwischen schon bald zwei Jahre alt, so alt wie der Krieg in der Ukraine: Die beiden wurden auf der Flucht geboren, da war die Familie gerade in Rumänien angekommen. 
Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind inzwischen schon bald zwei Jahre alt, so alt wie der Krieg in der Ukraine: Die beiden wurden auf der Flucht geboren, da war die Familie gerade in Rumänien angekommen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Georgi oder Pavel? Man weiß es nie bei Swetlanas Zwillingen. Die Ukraine oder das Haus der Familie in Charkiw haben die Kleinen noch nie gesehen.
Georgi oder Pavel? Man weiß es nie bei Swetlanas Zwillingen. Die Ukraine oder das Haus der Familie in Charkiw haben die Kleinen noch nie gesehen. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
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Mutter in Charkiw: „Niemand wird uns diese zwei Jahre zurückgeben“

Lana Solapanova ist selbst Mutter, wie hält sie das alles aus? Die 48-Jährige überlegt. Sie könne jetzt schon so lange nicht mit ihrem Sohn zusammen sein, der allein in Österreich ist, nicht mit ihren Eltern. „Wir haben uns alle ein bisschen verloren.“ Auch die Alten litten, für sie sei ein neuer Krieg „eine große Katastrophe“, dem Sohn habe er „die Kindheit genommen“. Und eines sei klar: Der Krieg ist noch nicht vorbei. „Wir haben verstanden, dass das alles lange dauern kann. Aber es dauert zu lange.“

Es ist der Tag, an dem die Ukraine erneut 82 Gefechte meldet: einen Großteil davon in der Region um Charkiw.

>>SO KÖNNEN SIE HELFEN:
Etwa sechs Millionen Menschen aus der Ukraine flohen seit Kriegsbeginn aus ihrer Heimat, mehr als 80 Prozent von ihnen Frauen mit ihren Kindern. Viele kehrten wieder zurück, weil sie keinen Ort zum Ankommen fanden. Die andere Möglichkeiten nicht hatten, blieben gerade diesseits der nächsten rettenden Grenze: in der Republik Moldau oder Rumänien. Zurzeit sind in beiden Ländern rund 200.000 ukrainische Flüchtlinge registriert.

Noch viel mehr Kinder aber sind in der Ukraine geblieben oder wieder zurückgekehrt. Um sie kümmert sich die Kindernothilfe im eigenen Land, in inzwischen vier Projekten: in Charkiw, Saporischschja, Odessa und Cherson.

Tod und Zerstörung in Charkiw. Besonders für Kinder sind die Stadt und ihr Umland zu einem unwirtlichen Ort geworden. Viele können ihre Wohnungen schon lange nicht mehr verlassen.
Tod und Zerstörung in Charkiw. Besonders für Kinder sind die Stadt und ihr Umland zu einem unwirtlichen Ort geworden. Viele können ihre Wohnungen schon lange nicht mehr verlassen. © picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire | Alex Chan Tsz Yuk

Aus der Soforthilfe vor Ort ist längst dauerhafte Unterstützung geworden. Hilfsorganisationen haben gelernt, was auch die Betroffenen erst begreifen mussten: Der Krieg ist nicht morgen vorbei. Die Familien brauchen mehr als Essen und Kleider für den nun schon zweiten Winter. Wohnraum, Schulplätze, Jobs – eine Perspektive. Die Kindernothilfe packte im Frühjahr 2022 sofort mit an, und sie weicht gemeinsam mit ihren Projektpartnern den Kriegskindern nicht von der Seite.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können auch in diesem Jahr mithelfen. Mit Ihren Spenden schenken Sie den Familien, was sie zum Leben brauchen – und zu Weihnachten etwas Trost. Die Bankverbindung der WAZ-Weihnachtsspendenaktion 2023 ist dieselbe wie in mittlerweile 17 vergangenen Jahren:

Kindernothilfe e.V.
Stichwort: Ukrainehilfe
IBAN: DE4335 0601 9000 0031 0310
BIC: GENODED1DKD (Bank für Kirche und Diakonie)
Oder spenden Sie direkt: kindernothilfe.de/waz

WAZ- Weihnachtsspendenaktion mit der Kindernothilfe

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