Ruhrgebiet. Die Emschergenossenschaft gibt ab sofort Millionen für Dachbegrünung. Wer wie viel Geld aus dem „Blumentopf“ bekommt und wie das dem Klima nutzt.
Auf dem Prototypen wächst eine Erdbeere, die winzige, grüne Frucht ist schon deutlich zu erkennen. Es hat sich auch ein Gras ausgesät und etwas mit gelber Blüte – so kann es gehen, wenn man ein Beet in luftiger Höhe sich selbst überlässt. Aber das ist der Plan: Die Emschergenossenschaft (EGLV) fördert ab sofort das Begrünen von Dächern: Auf Garagen, Anbauten, Carports sollen Pflanzen den Regen auffangen. Für jeden Quadratmeter sind 50 Euro Zuschuss geplant, insgesamt sind 30 Millionen im (Blumen-)Topf.
Das reicht für so viele Dächer, dass der Chef in seiner Begeisterung es selbst kaum glauben kann. „Tausende“, sagt Frank Dudda als Ratsvorsitzender der Genossenschaft zunächst und muss sich erinnern lassen: 10.000 Gründächer mit einer Fläche bis zu 60 Quadratmetern sollen im ganzen Emscherland gefördert werden. 50 Euro decken dabei – sagen die Experten – vielleicht sogar schon das Material. Wer’s also selber macht, könnte kostendeckend wegkommen.
Haus-Eigentümer sollen mit dem Gründach sparen können
Aber auch die anderen könnten sparen, haben die Geldgeber ausgerechnet. Wer sein Dach begrünt, dürfte je nach Kommune Teile der Regenwasser-Gebühr kürzen, zudem sagen die Leute von der Zukunfts-Initiative „Klima.Werk“ bei der EGLV, hätten Eigentümer „länger was von ihrer Dachhaut“: Die zusätzliche Schutzschicht erhöhe die Langlebigkeit des Daches. Dafür muss sie natürlich dicht sein, Filter- und Drainage-Schicht müssen mindestens zehn Zentimeter dick sein und dem Wurzelwuchs standhalten. Zur Anschauung ist der Prototyp aufgeschnitten, über drei Schichten Kunststoff ruht die Blumenerde, fachgerecht: das Substrat. Darin wachsen Kräuter, dickblättrige Pflanzen und eben die Erdbeere – die Sache sei „pflegeextensiv“, weiß EGLV-Vorstandschef Uli Paetzel von zuhause (wenn nicht Ahorn und Birke nebenan Laub und Samen darauf werfen).
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Dem Klima sei in jedem Fall geholfen: Die grünen „Dach-Oasen“, da holt Dudda groß aus, seien „gut für Gesundheit, Luft und Lebensqualität, Artenschutz und Stadtklima“. Regenwasser soll nicht mehr einfach fallen, in die Kanalisation laufen, geklärt werden, sondern auf Garagen und Anbauten verdunsten, isolieren, kühlen. Und das regionsweit. Bisher sind Mittel für Dachbegrünungen meist von den Städten selbst verteilt worden, gewissermaßen, ja: mit der Gießkanne. Allein, Hitze- und Starkregen, sagt Paetzel, machten allerdings an Stadtgrenzen keinen Halt. Zudem sei „mit dem Klima nicht zu verhandeln“, weshalb die Emschergenossenschaft es mit dem Umbau ihres namensgebenden Flusses auch nicht gut sein lässt. Denn es ist nicht gut, „die Herausforderungen der Zukunft“, ahnt Frank Dudda, der auch Hernes Oberbürgermeister ist, „sind vielleicht noch größer“. Man müsse, attestiert Uli Paetzel „beim Umgang mit dem Wasser anders denken“.
Rein digitales Antragsverfahren für das grüne Dach
In Essen fallen angesichts der 30 Millionen nun Ausdrücke wie „Wumms“ und „ins Doing kommen“ – was man neudeutsch so sagt, wenn es Geld zu verteilen gibt. Wenn die Menschen also „ans Machen“ kommen wollen, will die Emschergenossenschaft es ihnen leicht machen. Anträge laufen allein digital, „kein Bürokratiekram“ wird versprochen. Man muss allerdings schon Fotos von oben machen können, Karten erstellen, das Dach virtuell vermessen und alles hochladen, auch den „Grundbesitzabgabenbescheid“. Und am besten doch einen Fachmann fragen und einen Statiker. Bei einer „Standardgarage“, heißt es bei „Klima.Werk“, „wird das schon klappen“. Eine Garantie übernehmen die Geldgeber natürlich nicht.
>>INFO: HIER GEHT ES ZUR FÖRDERUNG
Wer ein Dach oder Dächer hat, die größer sind als 60 Quadratmeter, kann sich an hallo@klima-werk.de wenden. Infos und Anträge unter klima-werk.de/gruendachfoerderung oder gleich an https://foerderportal.klima-werk.de/