Düsseldorf. Die neuen Flughafenchefs in Düsseldorf haben den Ärger an den Sicherheitskontrollen geerbt. Und neuen Ärger bei der Gepäckabfertigung.
Die Passagierzahlen nähern sich langsam wieder alten Rekordwerten. Die Nachfrage der Fluggesellschaften nach Startgenehmigungen wächst schnell, mit Emirates, Etihad und Delta sind renommierte Airlines für außereuropäische Verbindungen nach NRW zurückgekehrt. Einen besseren Start könnten sich die neuen Chefs am Düsseldorfer Flughafen, Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt, eigentlich nicht wünschen. Doch mindestens eine große Baustelle hat ihnen ihr Vorgänger Thomas Schnalke, wenn auch unfreiwillig, hinterlassen: die Sicherheitskontrollen. Unter ihnen litten im vergangenen Jahr Zigtausende in Warteschlangen ungekannten Ausmaßes, etliche verpassten ihre Flugzeuge.
Flughafen Düsseldorf will die Kontrollen selber steuern
Mehrfach bot Schnalke an, dass der Flughafen Auswahl und Steuerung des Sicherheitsdienstleisters am
liebsten selber übernehmen würde, bisher tut das die Bundespolizei. Mittlerweile ist man einen Schritt weiter, wie Flughafensprecher Süleyman Ucar am Donnerstag auf Anfrage berichtet. Nach Gesprächen mit dem Bundesinnenministerium sei nun klar, dass man dort „eine Verantwortungsübergabe in die Hände der Airports“ grundsätzlich unterstütze. Das befürwortet auch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne).
Umstellung am Flughafen Düsseldorf frühestens 2024
Doch das dauert: „Aufgrund der erforderlichen Projektschritte würde ein Wechsel der Verantwortung frühestens im Laufe des Jahres 2024 möglich sein“, teilt Ucar mit. Bis dahin werde man mit der Bundespolizei und dem für die Kontrollen beauftragten Deutschen Schutz- und Wachdienst (DSW) „weiter an der Verbesserung der Prozessqualität für unsere Passagiere arbeiten“. Es gibt vermutlich viel zu tun.
Hoffnung auf mehr Sicherheitspersonal am Flughafen Düsseldorf
Da DSW ab diesem Monat allen Mitarbeitenden Vollzeitstellen anbietet, wächst immerhin die Hoffnung auf mehr Personal und sinkende Krankenstände. Mit mehr als 20 Euro Stundenlohn gilt der Job an der Kontrollstraße zwar nicht als schlecht bezahlt – die bisherigen Teilzeitmodelle des Dienstleisters waren nach Auffassung der Gewerkschaft Verdi für viele aber zu unattraktiv. Ob die Kontrollen unter Regie des Flughafens überhaupt besser laufen werden, daran sät Verdi-Sekretär Özay Tarim regelmäßig Zweifel: „Der Flughafen macht es ja nicht selber, sondern vergibt es auch nur an ein Unternehmen.“
Krischer schließt für Kontrollen am Flughafen eine Landesgesellschaft nicht aus
Selbst dann gäbe es noch eine Alternative. „Wenn wir in NRW feststellen, dass das neue Modell mit den Flughafenbetreibern auch nicht funktioniert, wenn die Schlangen nicht kürzer werden und das Personal nicht da ist, dann wird die Gründung einer Landesgesellschaft aktuell“, kündigt Oliver Krischer im Gespräch mit dieser Zeitung an. Eine Version, die Verdi fordert und die in Bayern bestens funktioniert.
Auseinandersetzung mit Verdi am Flughafen Düsseldorf
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Mehr Sorgen als die Sicherheitskontrollen, bei denen man vermutlich in den Osterferien wieder genau hinsehen wird, macht den Flughafenchefs derzeit eine Auseinandersetzung mit Verdi in der Gepäckabfertigung. Ein Warnstreik in diesem ebenfalls sensiblen Bereich hat vergangenen Freitag bereits 110 Starts und Landungen gekippt.
Wie berichtet, hat das NRW-Verkehrministerium die Firma Aviapartner bei der regelmäßigen Lizenzvergabe nicht mehr berücksichtigt. Den Job teilen sich ab 1. April ein bereits aktives und zwei neue Unternehmen auf. Was passiert nun mit den 700 Menschen, die für Aviapartner bislang am Flughafen die Koffer schleppen, transportieren und aufs Gepäckband wuchten?
Flughafen Düsseldorf ist verärgert über die Streikandrohung
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Die Gewerkschaft fordert Abfindungen und einen Sozialplan – die Nachfolger von Aviapartner, teilweise noch ohne eigenes Personal, signalisieren allerdings schon, dass sie möglichst viele, wenn nicht gar jeden übernehmen. Die Bedingungen seien aber schlechter, moniert Verdi, wirft dem Ministerium vor, „noch mehr Chaos“ ausgelöst zu haben und droht mit einem unbefristeten Streik.
Eine Lösung zeichne sich ab, die man in Kürze präsentieren werde, versucht die Flughafenführung zu beruhigen und greift wiederum Verdi an: Die Gewerkschaft „verunsichert Mitarbeiter und Passagiere und schadet dem Luftverkehrsstandort Düsseldorf mit seinen rund 20.000 Arbeitsplätzen am Campus nachhaltig“.
60 statt 47 Flüge pro Stunde am Flughafen Düsseldorf
Eine letzte offene Akte, die Thomas Schnalke seinen Nachfolgern Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt hinterlassen hat, ist fast schon in Vergessenheit geraten: die umkämpfte Genehmigungserweiterung, mit der man bis zu 60 statt 47 Flüge pro Stunde abwickeln dürfte. „Es wird in absehbarer Zeit zur Entscheidung kommen“, sagt Minister Krischer dazu. „Diese Fragestellungen sind sehr komplex.“ Er habe „nicht den Eindruck, dass das eine tagesaktuelle Frage ist“. Der Antrag stammt aus dem Jahre 2015.