Ruhrgebiet. Studierende profitieren vom Neun-Euro-Ticket. Mühselig gestaltet sich die finanzielle Abwicklung, Asten-Koordinator rechnet mit immensen Aufwand.
Wer mit einer Monatskarte im Nahverkehr unterwegs ist, muss sich um die Kosten für das Neun-Euro-Ticket eigentlich keine Sorgen mehr machen. Der jeweilige Verkehrsbetrieb bucht in der Regel den reduzierten Betrag ab, Kunden profitieren sofort von dem Rabatt. Geduldiger müssen jene sein, die eine der Universitäten im Land besuchen. Der Semesterbeitrag, in dem auch das Ticket enthalten ist, wurde bereits vor Monaten abgebucht. Das Geld muss also erstattet werden.
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„Auf eine solche Rückerstattung waren weder die Universität noch wir als Asta vorbereitet“, teilt der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Essen-Duisburg auf Anfrage mit. Erst in dieser Woche wurde final geklärt, wie die Zurückzahlung ablaufen soll. Die Dauer habe verschiedene Gründe, unter anderem sei Datenschutz ein Faktor gewesen. Nun ist klar: Alle Studierenden, die ein Anrecht darauf haben, werden ein vergünstigtes Ticket im nächsten Semester erhalten. Eine Summe von 79,53 Euro wird dann verrechnet.
Erstattung: Gleiches Verfahren an Uni Essen-Duisburg und Ruhr-Universität Bochum
Damit gleichen sich Essen-Duisburg und die Ruhr-Universität Bochum, dort ist allerdings schon seit längerer Zeit bekannt, wie Studierende ihr Geld bekommen. Credo: Ticketinhaber müssen selbst nichts tun. Die Summe soll auch hier bei der Rückmeldung für das Wintersemester mit dem für das neue Ticket anteiligen Betrag verrechnet werden.
Ausgenommen sind Studierende, die sich zum kommenden Semester exmatrikulieren. Betroffene müssen dann einen Antrag beim Asta stellen, werden in diesem Fall also doch selbst tätig. Die Bochumer erklären auf ihrer Website bereits: „Durch die hohe Anzahl der Anträge kann dies aber dauern.“ Auch in Essen-Duisburg soll die Zahlung per Formular erfolgen.
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Tobias Zorn, Koordinator beim Landes-Asten-Treffen Nordrhein-Westfalen, geht davon aus, dass befristet sogar mehr Personal beschäftigt werden muss, um die ganzen Anträge zu bearbeiten. Die Bürokratie bedeute einen „immensen Aufwand“ – und Extrakosten würden an den Hochschulen und Asten hängen bleiben. An den meisten Standorten sei die Regelsuche immerhin abgeschlossen. „Die Methode, die sich am meisten durchgesetzt hat, ist die Verrechnung über den nächsten Semesterbeitrag“, sagt er. Studierende, die noch keine Gewissheit haben, sollte das aber nicht beunruhigen. „Die Asten sind dran, Studis müssen sich keine Sorgen machen. Man wird auf jeden Fall das Geld zurückbekommen.“
Neun-Euro-Ticket an der TU Dortmund: Rückerstattung über reduzierten Beitrag
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An der Technischen Universität Dortmund, die dritte Ruhrgebiets-Uni, herrscht seit fast drei Wochen Klarheit. Auch hier soll die Rückerstattung über einen reduzierten Semesterbeitrag erfolgen, das sei der Regelfall für die meisten Studierenden.
„Um diese Lösung umzusetzen, brauchten wir mehr Zeit, um die rechtlichen Grundlagen zu schaffen und die technische Machbarkeit zu überprüfen“, heißt es auf der Asta-Website. Das habe leider einen kürzeren Rückmeldezeitraum für das nächste Semester zur Folge. Studierende, die im kommenden Semester nicht mehr in Dortmund sind, müssen einen Antrag stellen – wie in Essen-Duisburg und Bochum.
Wichtige Institution: Semesterticket ist größter Kostenpunkt vom Sozialbeitrag
Für Studierende ist das Ticket der größte Kostenpunkt beim Semesterbeitrag. Ein Beispiel: An der Ruhr-Universität Bochum beträgt der sogenannte Sozialbeitrag für das Wintersemester 2022/23 rund 342 Euro – davon machen gut 213 Euro das Semesterticket aus. Der Preis wird vom Asta selbst mit den Verkehrsbetrieben ausgehandelt. Die restliche Summe verteilt sich auf das Akademische Förderungswerk (110 Euro) und die Studierendenschaft (knapp 19 Euro). In den vergangenen Jahren ist der Beitrag allerdings stetig angestiegen.
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Das Landes-Asten-Treffen NRW hat daher schon im Februar die Kampagne „SOS Semesterbeitrag“ ins Leben gerufen. Studierende litten unter den steigenden Beiträgen, heißt es dazu, ein Ende der Kostensteigerung sei nicht in Sicht. „So werden die Semesterbeiträge zu einer Art verdeckter Studiengebühr.“ Das Treffen fordert unter anderem, dass das Land die Tickets mitfinanziert, um Kostensteigerungen aufzufangen und die Aufwärtsspirale zu stoppen. Tobias Zorn sagt: „Das Ticket ist eine superwichtige Institution für Studierende.“