Kirchhundem/Köln. Die Erfinder von „Kettenfett“ stammen aus dem Sauerland, inzwischen vertreiben sie ihren Lakritzlikör in ganz Deutschland: die Gründergeschichte.
Nur ein kleines Moped in der Garage, aber die ganze Hütte voller „Kettenfett“: Matthes Schauerte (38) und Jens Peter Vente (40) haben einen Lakritzlikör entwickelt, der nicht nur in Biker-Kreisen als Schmiermittel für durstige Kehlen dient.
Alles begann mit einer Schnaps-Idee. Im Jahr 2010 trafen Matthes Schauerte und Jens Peter Vente bei einer Party einen jungen Mann aus Skandinavien. Der Finne lief mit einer Flasche Lakritzlikör aus seiner Heimat herum und schenkte allen Gästen kräftig ein. Man muss wissen: In Finnland ist Lakritz sehr beliebt – auch (und besonders) in flüssiger Form. „Wir hatten so etwas noch nie getrunken, waren aber sofort begeistert“, blickt Schauerte zurück. „Und dann wollten wir auch so einen Likör machen.“
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Manche Mischungen landeten im Abfluss
Vier Jahre lang tüftelten die beiden Männer an der Rezeptur. In ihrer heimischen Küche haben sie verschiedene Zutaten ausprobiert, die Mischverhältnisse immer wieder verändert, die Ergebnisse dokumentiert und verkostet. Manche Mischungen landeten im Abfluss. „Wir haben einfach wild herumexperimentiert“, sagt Jens Peter Vente. „Wir kannten uns anfangs ja gar nicht mit dem Thema aus und mussten alles neu lernen.“
Im November 2014 war es dann so weit: Matthes Schauerte und Jens Peter Vente standen vor 600 Flaschen Lakritzlikör – und somit vor der Herausforderung, das alkoholhaltige Getränk zum ersten Mal unters Volk zu bringen. Dazu fuhren die beiden Wahl-Kölner, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen, in ihre alte Heimat, das Sauerland: Jens Peter Vente stammt aus Kirchhundem, Matthes Schauerte aus Flape.
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Verkaufsfördernd sollte sich der Name des Likörs auswirken: „Kettenfett“. Motorradfahrer haben so etwas im Reisegepäck, bei Kettensägen-Besitzern steht es im Schuppen. Es stellt sich also die Frage: Wieso benennt man ein Getränk danach? „Wir kommen aus dem Sauerland, da hat jeder schon mal im Dreck gewühlt und mit Motoren gearbeitet – da wissen die Leute, wie Kettenfett riecht und schmeckt“, erklärt Matthes Schauerte. „Und wir hatten einen markanten Namen gesucht, der zu uns passt“, ergänzt Jens Peter Vente. „Dabei ist Kettenfett wie der Sauerländer an sich: Er kommt erst mal ruppig daher, ist bei näherer Betrachtung aber sehr liebenswert.“
Die Nachfrage stieg, die Arbeit auch
Optisch erinnert der dunkelbraune Lakritzlikör tatsächlich an das namensgebende Schmiermittel. „Schmeckt aber besser“, sagt Matthes Schauerte. 25 Prozent Alkohol hat das Getränk, und es zeichne sich aus durch einen intensiven, süßsalzigen Lakritz-Geschmack. „Entweder hasst man das, oder man liebt es – dazwischen gibt’s nichts.“
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Bei den ersten Käufern im Sauerland kam das „Kettenfett“ gut an. Nach knapp zwei Monaten waren die ersten 600 Halbliter-„Kannen“ verkauft. Langsam ging den Machern auf: Das kann was werden! Die Nachfrage stieg ebenso wie das Arbeitspensum. Mit der Zeit wurde „Kettenfett“ zum Vollzeitjob. Jens Peter Vente, studierter Grafikdesigner, und Matthes Schauerte, damals noch Student der Geschichte und Musikwissenschaften, setzten alles auf eine Karte – und stürzten sich vollends in die Selbstständigkeit, um ihr Ding zu machen.
Deutschlandweit erhältlich
Inzwischen beschäftigen die beiden Männer zwei Mitarbeiter. Ihr „Kettenfett“ ist deutschlandweit erhältlich. Es steht in Hunderten Getränkeläden und Supermärkten, vornehmlich im Norden. „Ungefähr bei Frankfurt verläuft der Lakritzäquator“, sagt Jens Peter Vente, „die Menschen im Süden stehen nicht so sehr auf den Geschmack von Lakritz. Dort ist es schwieriger, unseren Likör am Markt zu positionieren.“
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Schwierig seien auch die Auswirkungen der Coronapandemie, „aber wir saufen uns die Situation schön“, scherzt Matthes Schauerte. Dabei ist ihm eigentlich gar nicht zum Spaßen zumute: Kneipen und Restaurants sind geschlossen, Konzerte und Festivals sind ebenso abgesagt wie die Schützenfeste im Sauerland. Da bleibt viel Geld liegen. „Anfangs gingen unsere Umsätze richtig in den Keller“, sagt Jens Peter Vente, „inzwischen können wir das fehlende Gastro-Geschäft dadurch auffangen, dass wir im Handel so breit aufgestellt sind.“
Für die Zukunft haben die „Kettenfett“-Macher einige Pläne, doch zunächst („Da kommt wieder der Sauerländer in uns durch“) wollen sie gemäß dem Motto „Schuster, bleib‘ bei Deinen Leisten“ handeln. „Wir sind froh, dass es bei uns gut läuft und haben das Potenzial des deutschen Markts noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Jens Peter Vente.
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Auch die Nachbarn kriegen ihr „Fett“ weg
Zuletzt haben sie eine Fanartikel-Serie mit Klamotten und Accessoires aufgelegt, ihr Online-Geschäft ausgeweitet und einen Mitarbeiter für Social-Media-Aktivitäten eingestellt. Künftig wollen sie darüber nachdenken, auch Deutschlands nördliche Nachbarn mit „Kettenfett“ zu versorgen.
Finnland, wäre ja eine Möglichkeit. Der junge Mann, der sie vor elf Jahren auf der Party mit dem Lakritz-Schnaps in Kontakt gebracht hat, bekäme bestimmt eine Flasche gratis.
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