Essen. Und Action! Von den Machern von „4 Blocks“: Schauspielerin Jobel Mokonzi (22) aus Essen will mit einer neuen lässigen Serie richtig durchstarten.
Saufen, Rauchen, Klauen und vor allem Feiern ist in der toughen Mädchen-Clique angesagt. „Para – Wir sind King“ heißt die neue Serie des Pay-TV-Senders TNT. Und so fühlen sich die vier Teenager-Heldinnen auch bei ihren wilden Abenteuern in Berlin. Auf der Suche nach dem großen Glück und reichlich Kohle geht’s richtig zur Sache. Brav ist anders. Die Essener Schauspielerin Jobel Mokonzi, die darauf besteht, geduzt zu werden, spielt noch die Vernünftigste der Freundinnen: Fanta ist Gymnasiastin und eher zurückhaltend. In der Serie. Privat sei sie anders, erzählt die 22-Jährige im Interview mit unserer Sonntagszeitung.
Sex, Drugs and Rock’n’Roll
Hübsch sind sie alle, die „Para“-Girls. Vier junge Frauen, beste Freundinnen, voller Lebenslust und Temperament wollen die Herzen der wohl vorwiegend jüngeren Zuschauer erobern. Die moderne TV-Rezeptur à la Sex, Drugs and Rock’n’Roll will in erster Linie Spaß vermitteln. Und das kann in Corona-Zeiten kaum schaden. Jobel jedenfalls haben schon die Dreharbeiten in Berlin krass viel Freude bereitet. Und dem aus Angola stammenden Nachwuchstalent jenes Gefühl von Freiheit vermittelt, dass die junge Generation in der Pandemie so sehr entbehrt. „Ich liebe Berlin“, so Jobel über den Dreh. Der dauerte drei Monate. Wie beste Freundinnen wohnten die vier Darstellerinnen zusammen in einem Haus. „Wir hatten sogar einen Garten für uns.“ Zwischen den Sets kochten sie gemeinsam oder fuhren an einen nahen See. „Wir haben uns echt angefreundet“. Alles in allem eine coole Zeit. Nur dass Jobel ihre Familie viele Wochen nicht sehen konnte, das hat ihr leid getan.
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Dass zwischen Euphorie und Katastrophe nur ein schmaler Grat liegt, bekommt das Quartett in „Para“ immer wieder zu spüren. Allein wegen ihrer Herkunft – alle stammen aus Einwandererfamilien – stehen keiner die Türen automatisch offen. So helfen sie ihrem Glück eben nach. In der aufgebrochenen Wohnung eines Bekannten entdecken sie Drogen für 50.000 Euro. Para, das ist Hip-Hop-Slang für Geld. Para machen! Hajra, gerade aus der Jugendhaft entlassen, kann nicht widerstehen. Das Chaos nimmt seinen Lauf...
Die erstmal sechs Folgen der TNT-Eigenproduktion haben die Macher von „4 Blocks“ erdacht. Doch in „Para“ kämpft kein Libanesen-Clan in der Berliner Unterwelt. Fanta (Jobel Mokonzi), Jazz (Jeanne Goursaud), Hajra (Soma Pysall) und Rasaq (Roxana Samadi) stürzen sich ins pralle Leben. Einmal wöchentlich seit dem 22. April. In schnellen Schnitten und temporeichen Actionszenen. Und reichlich treibende Musik gibt’s auch.
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Cut. Seit sechs Jahren wohnt Jobel mit ihrer Mutter in Essen. Mitten in der Ruhrmetropole. Aus der Heimat Angola, im Südwesten Afrikas, waren beide 2006 gekommen. „Wir haben hier bei null angefangen“, beschreibt sie die ersten Jahre in der neuen Heimat. Die lag im Bergischen, genauer in Remscheid. Das sprachbegabte Mädchen kam in die dritte Klasse und konnte fließend Lingala, Französisch und Englisch. Als „King“, oder besser „Queen“ fühlt sie sich nicht. Trotz wachsender Berühmtheit und über zwölftausend Followern auf Instagram. Für die postet sie fast täglich eine neue Story oder einen Beitrag.
Fürs Fachabi nach Essen gezogen
„2015 habe ich die Schule gewechselt, um in Essen das Fachabitur in meinem Wunschfach zu machen.“ Sie wollte auch Praktisches lernen und Textil-Design interessierte sie. Das wurde am Hugo-Kückelhaus-Berufskolleg angeboten. Um nicht täglich von Remscheid zur Schule mit dem Zug pendeln zu müssen, zogen Mutter und Tochter um. Jobel lernte neben dem üblichen Schulstoff das Schneidern und schloss 2017 die Schule ab. „Klamotten selbst zu gestalten, ist cool. Zwischendurch mache ich das immer noch gern“, so die 22-Jährige. Und ihren YouTube-Channel „Cherry Lee Blossom“ bedient sie auch regelmäßig. „Ich poste Beiträge über mein Leben, etwa Hintergründe zu den Filmdrehs.“
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„Para“, so Jobel, würde sie als „real“ bezeichnen. „Auch wenn wir spielen, ist die Geschichte sehr nahe an der Realität. Diese Szenen könnten jemandem so wirklich passieren.“ Zu Corona hat sie auch immer häufiger E-Castings statt Live-Bewerbungen. Aber das Spielen bereitet ihr immer viel Freude. So oder so. „Ich versuche es immer positiv zu sehen, genieße die kleinen Momente in dieser Zeit und freue mich auf alles andere, sobald es wieder möglich ist.“
Jobel hat viele Ideen und probiert gern Dinge aus. So ist sie auch zum Film gekommen. „In der Schule habe ich schon mal etwas vorgetragen. Einige meinten, dass ich das richtig gut kann.“ Aber dass sie mal beim Film landet, hätte sie nicht zu hoffen gewagt. Mit ersten offenen Castings in Essen hat sie angefangen. Und landete erstmal in einigen Karteien. Dann kam ein Anruf. „Wir suchen Sie schon verzweifelt“, habe die Frau am anderen Ende der Leitung gesagt. Jobel war sich keiner Schuld bewusst. „Dann erzählte sie, dass ich in einer norwegischen TV-Serie mitspielen soll.“ Mit deutschen Untertiteln schaute sie „Skam“. Die Jugend-Web- und Fernsehserie wurde später in Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und in Amerika adaptiert. In Deutschland lief sie ab 2018 unter dem Titel „Druck“. Ein Online-Angebot um fünf Schülerinnen in Berlin. Rund ums Erwachsenwerden ist alles zu sehen: vom ersten BH, Herzschmerz und Outings bis zum lang ersehnten Abiball.
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Mit dem Longboard kann man Jobel manchmal im Essener Krupp-Park treffen. Für uns dreht sie ein paar Extra-Runden auf der Skateranlage. Unverkennbar: Die Nachwuchsschauspielerin gibt gern Gas. Wie die Girls in „Para“, nur legal. „Nichts Verbotenes“, unterstreicht sie. Ans Autosteuer darf die junge Frau noch nicht. Der Führerschein ist ihr großer Plan vor dem nächsten Dreh. „Die Theoriestunden habe ich alle. Jetzt warte ich auf einen Termin für die theoretische Prüfung.“ Auf dem Verkehrsübungsplatz ist sie die ersten Meter gefahren. Geht alles gut, cruist sie demnächst im schicken Peugeot-Cabrio durch die City. Mit den Freundinnen. Die kommen aus Remscheid. Und sind mächtig stolz auf ihre frühere Mitschülerin. Wer kennt schon eine Serienheldin?
„Ich möchte vieles ausprobieren“
Aber zu Kopf gestiegen ist dem Jungstar der Erfolg keineswegs. Da ist Jobel geerdet. „Ich bin kreativ und habe immer neue Pläne“, sagt sie offen. „Und möchte vieles ausprobieren.“ Als damals der Anruf wegen „Druck“ (später ZDF Neo) kam, hatte sie gerade einen Arbeitsvertrag in einem Sneaker-Store unterschrieben. Sie wollte Kunden eigentlich gern beim Turnschuh-Kauf beraten. „So ein Mini-Job. Aber ich habe gleich wieder gekündigt.“ Dann spielte sie die Schülerin Sam. „Die Rolle gefiel mir zunächst gar nicht. Aber ich konnte sie so gestalten, dass sie mir zusagte.“ Ein wenig verrückt, die Sam. Und das ist Jobel im Positiven auch. Und Glück hatte sie: Ohne Schauspiel-Studium so weit zu kommen, sei nicht selbstverständlich.
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Sport ist auch etwas, wo sie Neues ausprobiert. Sie schwimmt und tanzt gern, nicht nur Hip Hop. Und wenn sie sich ihre Traumrolle aussuchen könnte? „Dann würde ich in einem Action geladenen Film gern die Hauptrolle spielen“.
Prominenter Fan
„Para – Wir sind King“ kommt immer donnerstags um 21 Uhr auf TNT. Die erste Staffel umfasst sechs einstündige Episoden. Weitere sind geplant. Regie führte Özgür Yildirim.
Ein prominenter Fan ist TV-Kino-Experte Steven Gätjen (48), den Jobel in ihrer Insta-Story auftreten lässt. Sein Bingewatch-Befehl: „Eine absolut gigantische Serie! Ich habe sie mir in einem Zustand angeguckt, ich war übermüdet – ich war am Bildschirm dran, ich wollte nicht, dass das Ding aufhört, ich kann sie euch nur empfehlen, schaut euch das an!“
TNT, ein deutschsprachiger Bezahlsender, zeigt ausschließlich TV-Serien. Er wird von Turner Broadcasting System betrieben und startete am 28. Januar 2009.
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