NRW. Bei der ersten landesweiten Kontrollaktion zur Maskenpflicht in Bahnhöfen und Zügen wurden Dutzende Verstöße registriert. Auch aus Unwissenheit.
Ohne Maske im Zug? Keine gute Idee – denn wer ohne Maske unterwegs ist muss 150 Euro Bußgeld zahlen. Für Montag hatte das NRW-Verkehrsministerium eine große Kontrollaktion im Land angekündigt. Von 12 bis 20 Uhr lief die erste landesweite Großaktion, mit der die Einhaltung der Maskenpflicht durchgesetzt werden soll. Im Fokus stehen S-Bahnen und Nahverkehrszüge.
Nach der Halbzeit zog man im NRW-Verkehrsministerium eine Zwischenbilanz. Demnach waren 176 Menschen ohne Masken angetroffen worden. „176 Menschen ohne Maske in Bahnhöfen, auf Bahnsteigen und in Zügen zeigen, dass es trotz tagelanger Ankündigungen nötig ist, an die Solidarleistung zu erinnern, die Maske zu tragen. Es ist ein Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme, das den meisten Menschen, aber eben nicht allen mehr geläufig ist. Allen bei den Kontrollen Beteiligten danke ich herzlich für die wichtige Arbeit am heutigen Tag“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst.
Masken-Kontrollen auch in Hauptbahnhöfen
Am Hauptbahnhof Düsseldorf stehen seit dem Mittag vor allem S-Bahn-Reisende im Fokus, berichtete ein Bahnsprecher. „Wir hatten auch schon einen ersten Fall, wo wir die Bundespolizei einschalten musste, weil wir mit einem Masken-Verweigerer zu tun hatten“, berichtete der Sprecher. Aber auch, wer vergessen hat, die Maske aufzusetzen oder sie falsch angelegt hat, werde ermahnt, sagte der Bahnsprecher: „Heute sind wir, aus Anlass des Kontrolltages, im Einzelfall etwas strenger“.
Laut Bahn wird auch in vielen Bahnhöfen kontrolliert: „Die Maskenpflicht gilt im gesamten Bahnhofsbereich“, sagte der Sprecher: „Als nicht nur in den Zügen, sondern auch auf den Bahnsteigen und in den Bahnhofshallen und -Gängen“.
Attest als Masken-Befreiung? Kontrolleure rufen Arztpraxis an
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Etwa im Dortmunder Hauptbahnhof: Bundespolizei, Ordnungsamt und Deutsche Bahn sind am Montagmittag unübersehbar mit vielen Dutzend Mitarbeitern in Uniformen vor Ort im Fußgängertunnel und in der Halle.
Trotzdem scheinen einige Menschen die Regel noch nicht verinnerlicht zu haben: Immer wieder halten Kontrollteams meist jüngere Menschen an, die ohne Maske unterwegs sind. Polizisten nehmen Personalien auf. Später werden sie an das Ordnungsamt weitergeleitet, das dann gegebenenfalls ein Bußgeldverfahren einleitet.
Ein Mann ohne Maske zeigt den Beamten ein ärztliches Attest. Auch das wird überprüft - mit einem Anruf in der Arztpraxis. Seit im Internet Formulare zum Selbstausfüllen auftauchten, ist die Polizei skeptisch, sagt ein Sprecher der Bundespolizei.
Bahnnutzer sind nachlässiger geworden
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Eine Sprecherin der Nordwestbahn erklärte am Hauptbahnhof Essen, das Tragen von Mund-Nase-Bedeckung habe unter Fahrgästen in den vergangenen Wochen bemerkbar nachgelassen. Nach wie vor würden die meisten Menschen jedoch Maske tragen, sagte die Sprecherin: „Unsere Mitarbeiter schätzen die Quote auf 90 Prozent - normalerweise“.
Beim Bahnunternehmen Keolis/Eurobahn mag man den Eindruck nicht teilen, beobachtet aber, „dass manche Reisende ihre Maske beim Aussteigen mit dem ersten Tritt auf den Bahnsteig schon ablegen“, sagt eine Sprecherin: „Seit dem 27. April aber gilt die Maskenpflicht in Zügen und in allen Bereichen der Bahnhöfe“.
„Wenn man es sagt, sind Fahrgäste kooperativ“
Auf zwei Fahrten zwischen Essen und Dortmund haben an diesem Montag augenscheinlich fast alle Fahrgäste eine Maske auf - und ordnungsgemäß auch über die Nase gezogen. Nur ein Mann trägt den Schutz in seiner Hemdtasche - einem Schild „Das trägt man jetzt“ auf einer Trennscheibe gegenüber zum Trotz. Der Zugbegleiter, der auch bei Abellio Kundenbetreuer heißt, berichtet, dass Fahrgäste ohne Maske der Bitte nachkämen, „wenn man es sagt“: „Die sind alle kooperativ.“
Geht so, findet Abellio-Sprecherin Julia Limia y Campos: „Gerade in den letzten Wochen ist die Zahl der Masken-Muffel gestiegen.“ Von daher begrüße man die Aktion. Nach ihren Angaben ist angedacht, dass es noch weitere Schwerpunktkontrollen gibt.
Kontroll-Tag ist wichtig für die gesamte Bahn-Branche
Für die Eurobahn ist der Kontrolltag „wichtig für die gesamte Bahn-Branche“, sagt die Sprecherin: „Den Menschen muss klar werden, worum es geht: Nämlich, dass wir alle unseren Beitrag leisten, um einen möglichen erneuten Lockdown im Herbst zu verhindern“.
Insgesamt sollen bei der Kontrollaktion NRW-weit 200 Personen im Einsatz sein, hieß es am Montag bei der Nordwestbahn. Die Zahl beziehe sich auf alle beteiligten Bahnunternehmen und Bahnhöfe.
Bei der Kontrollaktion wirken nicht nur Bahnunternehmen mit, denn erstmals droht bei Missachtung der Maskenpflicht auch ein hohes Bußgeld. Einziehen dürfen das aber die Verkehrsunternehmen nicht. Das macht die Umsetzung knifflig.
Bußgelder einziehen dürfen nur Polizeibehörden oder das Ordnungsamt der jeweiligen Stadt. Bei der Kontrolle am Montag müssen die Kontrollierenden also genau festhalten, auf welchem Stadtgebiet sie den Verstoß erfasst haben. Das ist im Ruhrgebiet gar nicht so leicht!
Maskenpflicht im Zug: Ordnungsämter treiben Bußgeld ein
Die Mitarbeitenden der Verkehrsverbünde gehen durch den Zug und halten Ausschau nach Menschen ohne Maske. Wer ohne Maske unterwegs ist, wird angesprochen und muss seine Personalien angeben. Die Daten werden dann ans städtische Ordnungsamt weitergeleitet – erst hier wird das Bußgeldverfahren eingeleitet.
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Bei den Kontrollen am Montag sind natürlich auch Mitarbeitende der Ordnungsämter dabei, kündigt Maximilian Löchter von der Stadt Dortmund an. Auch in anderen Städten ist das so. In Essen etwa sind die Kolleginnen und Kollegen am Montag schwerpunktmäßig im Hauptbahnhof unterwegs, weiß Essens Stadtsprecherin Jasmin Trilling.
Bei Problemfällen hilft die Bundespolizei im Bahnhof
Auch die Bundespolizei sei mit mehr Kräften als sonst vor Ort, kündigt Dortmunds Bundespolizeisprecher Volker Stall an. Allerdings sei die Bundespolizei nur „letztes Mittel“ bei der Masken-Kontrolle: Die Behörde komme nur ins Spiel, wenn Maskenverweigernde gewalttätig werden oder ihre Personalien nicht rausrücken wollen. Dann wartet (wie bei Schwarzfahrenden auch) die Bundespolizei am nächsten Bahnhof, an dem es eine Wache gibt. Selbst eintreiben darf die Bundespolizei das Bußgeld nicht – als Bundesbehörde hat sie mit der Corona-Landesverordnung nichts zu tun.
Nach Angaben des Ministeriums konzentrieren sich die Kontrollen auf folgende Bahnhöfe:
- Bielefeld
- Siegen
- Köln
- Bonn
- Aachen
- Düsseldorf
- Duisburg
- Dortmund
- Essen
- Münster
(Red./mit dpa)