Mönchengladbach. Der Rechtsstreit zwischen Rudi Assauers Tochter und seiner Ex-Frau hat ein Ende gefunden. Was die überraschende Einigung für Konsequenzen hat.

Ein Jahr nach dem Tod des ehemaligen Schalke-Managers Rudi Assauer († 74) geht der Streit der Hinterbliebenen vor Gericht weiter. Vor dem Landgericht Mönchengladbach haben sich am Mittwoch in einem ersten Fall Tochter Bettina Michel (54) und Sekretärin Sabine Söldner mit der Ex-Gattin Britta Assauer (55) überraschend geeinigt.

Alle drei Frauen waren vor Gericht erschienen, insgesamt diskutierte die Kammer die Klage von Bettina Michel und Sabine Söldner gute zwei Stunden. Sie hatten die letzte Liebe und Ex-Ehefrau Assauers, Britta Assauer, verklagt, „eine Vielzahl“ von Äußerungen“ zu unterlassen und nicht mehr zu wiederholen. Die heute 55-Jährige, die keine zwei Jahre mit Rudi Assauer verheiratet war und nach Bekanntwerden seiner schweren Demenzerkrankung von ihm geschieden wurde, darf nach der Einigung etwa nicht mehr behaupten, dass Sekretärin Söldner eine Generalvollmacht Assauers „rechtswidrig ergaunert“ habe.

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In diversen Facebook-Beiträgen, die sie nun löschen muss, hatte sie zudem Tochter Michel vorgeworfen, den Vater schlecht behandelt und überhaupt nur betreut zu haben, um ihr Erbe zu sichern. Das darf sie nun ebensowenig wiederholen wie den Begriff „Mafia-Methoden“ und die Behauptung, Michel sei gar keine leibliche Tochter Assauers. Auch, dass Michel immer noch Möbel von ihr zurückhalte, darf Britta Assauer nicht mehr sagen.

Ex-Gattin Britta Assauer wurde 2016 verurteilt

Noch in der vergangenen Woche hatte die öffentlich trauernde Witwe gepostet, man wolle ihr im anstehenden Verfahren „den Mund verbieten“. Vielmehr stehe aber der Name Assauer – und mithin sie selbst – „für Rückgrat, Ehrlichkeit und Standhaftigkeit“. Allerdings hatte Bettina Michel ihrerseits die Ex-Frau ihres Vaters einst angezeigt, weil sie nach der Trennung Gegenstände aus Assauers Villa mitgenommen und verkauft haben soll: 2016 wurde Britta Assauer deshalb zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Gerichtskosten des Zivilverfahrens werden nun geteilt, wobei Britta Assauer Prozesskostenhilfe erhält.

Die beiden Töchter haben sich gegenseitig verklagt

Wer, warum und gegen wen es sonst noch geht im Fall Assauer, darüber könnte man inzwischen die Übersicht verlieren; selbst das Landgericht Mönchengladbach in seiner Ankündigung kapitulierte: Es gehe „um eine Vielzahl von Unterlassungs- und Widerrufsansprüchen“ gegen Äußerungen der drei Frauen, „die im Einzelnen wiederzugeben den Rahmen (...) sprengen würde“. Die Töchter Katy Assauer und Bettina Michel hatten sich eigentlich schon im März 2019 vor Gericht treffen sollen, da war der Vater gerade sieben Wochen tot. Damals wurde vertagt, mittlerweile ist die Akte auf zwei Verfahren angewachsen. Die Klagen der Töchter gegeneinander konnten am Mittwoch kurzfristig und anders als geplant aber nicht verhandelt werden; die Anwältin einer der Frauen war erkrankt.

An der Trauerfeier für Rudi Assauer in der Probsteikirche St. Urbanus in Gelsenkirchen durfte Tochter Katy Assauer nicht teilnehmen.
An der Trauerfeier für Rudi Assauer in der Probsteikirche St. Urbanus in Gelsenkirchen durfte Tochter Katy Assauer nicht teilnehmen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Darum wird es nun erst am 8. Juli gehen: Katy Assauer (49), die Tochter aus der ersten Ehe Assauers, streitet schon lange mit ihrer Halbschwester Bettina Michel (54). Seit der Vater an den Folgen seiner langjährigen Demenzerkrankung starb, geht es um eine Einstweilige Verfügung: Katy Assauer will, dass Bettina Michel die Behauptung zurücknimmt und nicht wiederholt, „dass sie die Nachricht von Rudis Tod mit öffentlich gemacht hat“. Was im übrigen gegen den Willen des Vaters gewesen wäre. Diese Aussage, wehrt sich die Jüngere, sei „unwahr und ehrverletzend“.

Trauerfeier ohne Tochter Katy

Michel hatte schon damals eine sogenannte „Schutzschrift“ bei Gericht hinterlegt, in der sie das Zitat bestreitet. Sie habe das so nicht gesagt, vielmehr ein Gefühl geäußert, dass es so gewesen sein könnte. Sollte Katy die Todesnachricht verbreitet haben, so habe sie das „schwer verletzt“. Unter anderem aus diesem Grund soll die jüngere Tochter im Februar 2019 von der Teilnehmerliste der Beerdigung gestrichen worden sein. Auch dagegen hatte sie sich per Einstweiliger Verfügung wehren wollen – vergeblich. An der Trauerfeier nahm Katy Assauer damals nicht teil, im Trauerzug lief sie mit Abstand ganz hinten mit.

Tochter Bettina Michel nach der Trauerfeier für ihren Vater im Februar 2019.
Tochter Bettina Michel nach der Trauerfeier für ihren Vater im Februar 2019. © dpa | Ina Fassbender

Bettina Michel, die Tochter aus einer früheren Beziehung Assauers, hat den Alzheimer-kranken Vater jahrelang gepflegt, in ihrem Haus in Herten ist er gestorben, sie ist die Haupterbin. Auch sie begehrt umgekehrt von ihrer Schwester Widerruf, wieder geht es „um eine Vielzahl von Aussagen“, diesmal in der Zeitschrift „Bunte“. Dort erklärte Katy Assauer in einem Interview, Bettina Michel habe bis zu seiner Erkrankung keine Rolle im Leben des Vaters gespielt, sie habe lange nicht einmal gewusst, dass sie eine Schwester habe.

Kontakt zum Vater „verboten“

Rudi Assauer sei von deren Lebensstil auch später „nicht begeistert“ gewesen. Michel wirft sie vor, ihr den Kontakt zum Vater „verboten“ zu haben, ihr sei Zeit mit ihm „gestohlen worden“, sie habe sich nicht verabschieden dürfen. Solche Vorwürfe hatten auch andere Wegbegleiter Assauers erhoben; Katy sagt: „Personen, die meinem Vater wichtig waren, wurden aus seinem Leben entfernt.“ Angeblich stehen aber auch Geld, eine vermeintlich „unwürdige“ Grabstätte und die im Verlauf der Krankheit erfolgte Entmündigung als Streitfragen im Raum.

Die Anwälte Bettina Michels fechten insgesamt 20 Behauptungen der Halbschwester an. Dem „Kölner Stadtanzeiger“ sagten sie, ihre Mandantin habe sich „zum Schutz des Andenkens des gemeinsamen Vaters Rudi Assauer“ entschlossen, „sich diese Unwahrheiten nicht länger gefallen zu lassen“.

INFO: RUDI ASSAUER

Rudolf „Rudi“ Assauer spielte von 1964 bis 1976 Fußball für Borussia Dortmund und Werder Bremen, er absolvierte insgesamt 307 Bundesligaspiele. Seine Tätigkeit als Manager führte ihn über Bremen zum FC Schalke 04 und zwischenzeitlich zum Zweitligisten VfB Oldenburg.

Als Fußballfunktionär und Werbeträger pflegte Assauer lange Zeit das Image des selbstbewussten Geschäftsmanns und Machos. 2012 erschien seine Autobiografie, in der seine Alzheimer-Erkrankung thematisiert wird. Assauer starb am 6. Februar 2019 und wurde in Herten bestattet.