Gelsenkirchen. . Tausende versammeln sich Freitag zur Trauerfeier in St.Urbanus und Arena. Menschen tragen Schalke-Farben. „Rudi wird für uns nie sterben.“
Kader Gül (47) fummelt vor dem Dorfkrug mit einer Schalke-Fahne herum. Das Blau-weiße soll ins Eckige, der Griff in den Blumentopf. Es ist noch Ruhe vor dem Sturm, in einer Viertelstunde wird nebenan in St.Urbanus die Trauerfeier für Rudi Assauer beginnen. Kameras pflastern den Kirchvorplatz an der Hochstraße in Buer, Fans, Journalisten Herren in schwarzen Anzügen sammeln sich vor der Treppe. Allein die Fahne will nicht stecken bleiben. „Dann nehme ich sie eben selbst in die Hand“, flucht Gül. Für Rudi, den Macher: sein letztes Geleit.
Nach der Beerdigung im kleinen Kreis am Dienstag im Schlosswald in Westerholt soll heute großer Bahnhof sein – für ein Gelsenkirchener Idol, zu dem viele Besucher selbstverständlich in Schalke-Trikots, mit Schals und Fahnen geschmückt erscheinen. Auch Pia Heubgen (31) mit Tochter Hilda (vier Wochen). „Ich war totaler Rudi-Fan und bin es immer noch. Ist doch klar, dass ich heute hier dabei bin.“
Huub Stevens muss mehrmals schlucken
Die 1100 Plätze in der Kirche: Sie sind gefüllt, mit Ehrengästen in den ersten sechs Bankreihen, ganz vorne Assauers Tochter Kati, Ex-Partnerin Simone Thomalla und Tochter Sophia, Größen aus der Fußballwelt wie Clemens Tönnies, Huub Stevens, Reinhard Rauball und Dieter Burdenski sitzen etwas weiter hinten Die Politik ist ebenfalls anwesend: Oberbürgermeister Frank Baranowski, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet reiste aus Düsseldorf an. Im Altarraum ein Meer aus Kränzen und Blumen und mitten drin: Rudis Konterfei, in Schwarz und Weiß, wie er so war, auf einem lebensgroßen Foto. „Für Rudi gab es keine Grauzonen“, Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke, hält, nachdem Probst Markus Pottbäcker die Trauerandacht feierlich eröffnet hat, die erste Ansprache.
Als dann Huub Stevens und Dirk Burdinski ebenfalls sehr persönliche Worte für ihren Freund und Kollegen Rudi Assauer finden, fließen längst bei vielen die Tränen. Bei Stevens, Schalkes-Jahrhunderttrainer, mit dem die Blau-Weißen 1997 den Uefa-Cup holten, der mehrmals hörbar schluckt: ,Danke Assi, dass es Dich gab. Jetzt hast Du Frieden gefunden.“
„Solche Typen wie Assauer gibt es nicht mehr“
Auch in der Veltins-Arena, in der die Feier mangels Platz in der Kirche auf einem Videowürfel in Echtzeit übertragen wird, röten sich jetzt die Augen: 2000 Fans trauern hier um ein „Symbol für die Identität unserer Region“, wie Ministerpräsident Laschet Assauer gerade ein paar Kilometer weiter in der Kirche nennt. „Es ist eine wunderbare Feier“, findet Konni Schrinner vom Wattenscheider Fanclub Schalker Meistermacher. „Wenn es den Rudi nicht gegeben hätte, wäre ich niemals Schalke-Fan geworden.“
Das sehen ihre Kumpels Uwe Körner und Dietmar Simon zwar etwas anders – aber dass sie heute hier sind, ist für sie auch Ehrensache. Gerade stimmt auf der Leinwand der Ruhr-Kohle-Chor das Steigerlied an. „Solche Typen wie Rudi Assauer gibt es doch gar nicht mehr“, seufzt Simon. „Heute sind alle gelackt bis zum Umfallen.“
In St.Urbanus singen sie jetzt die Schalke-Hymne, in voller Inbrunst schmettern Geschniegelte mit Sandalenträgern, im Seitenschiff summt sogar manch Pressevertreter. Dann erklingt die Orgel. Es ist vorbei. Die Gäste erheben sich, tröpfeln langsam aus dem Gewölbe. In der Arena, da bleiben sie noch, auf Bratwurst und Bier. Die Sonne scheint so schön. Und Samstag gegen Freiburg.
<<<<Tenor Rühl singt „My Way“
- Nicht nur der Ruhr-Kohle Chor begleitete die Trauerfeier für Rudi Assauer am Freitag in der Kirche. Zwischen den Ansprachen und Gedenkreden von Freunden und Weggefährten sang auch immer wieder Lars-Oliver Rühl.
- Mit seiner Interpretation von „My Way“ sorgte er für einen der vielen Gänsehaut-Momente.