Gladbeck. Ein Eintrag im Netzwerk StudiVZ bringt den Gladbecker Juso-Chef Marcel Murawski unter Druck. Die Junge Union hat seinen Namen in einem vermeintlichen Anti-Gesamtschul-Forum auf StudiVZ entdeckt und schlachtet das im Wahlkampf aus. Murawski sieht sich zu Unrecht angegriffen.

Dass Veröffentlichungen wie Party-Fotos im Internet Jobchancen mindern können, hat eine Studie kürzlich gezeigt. In Gladbeck ist ein Eintrag im Online-Netzwerk StudiVZ nun Teil des örtlichen Kommunal-Wahlkampfes geworden. Weil sich sein Name in einer Community-Gruppe findet, sieht sich der Gladbecker Juso-Chef Marcel Murawski jetzt von der Jungen Union attackiert. Die Gruppe hat den vielsagenden Titel: "Abitur auf der Gesamtschule ist wie eine Rolex aus der Türkei". Die Gladbecker JU-Vorsitzende Charlotte Namyslo interpretierte aus dem Namensfund sogleich, "dass Jusos sich offen gegen ihre eigenen Forderungen stellen" und "die Schere zwischen Programm und gelebter Realität bei SPD und Jusos groß" sei. Das verbreitete sie dann als Mitteilung an die örtlichen Medien.

"Mit mehreren Jusos in die Gruppe eingetragen"

Marcel Murawski sieht sich zu unrecht angegriffen. Er bestätigt zwar, ein Profil bei StudiVZ zu haben. Auch taucht sein Name in der genannten Community-Gruppe auf, sagt der 21-jährige Betriebswirtschaftsstudent an der Uni Duisburg-Essen - allerdings hätte er sich dort damals eingetragen, um für die Gesamtschule einzutreten: "Ich wollte verhindern, dass in dieser Gruppe die Gesamtschule diffarmiert wird". Eineinhalb bis zwei Jahre sei sein Eintrag in die Gruppe mittlerweile her, "wir waren damals mit noch ein paar Jusos da reingegangen, als wir gehört hatten, dass es diese Gruppe gibt und Leute über die Gesamtschule herziehen", sagt Murawski auf Anfrage von DerWesten. Später hätte er die Geschichte nicht mehr weiter verfolgt. Insgesamt waren in der Community-Gruppe zuletzt 7747 Namen registriert.

Mittlerweile musste die Junge Union eingestehen, dass sich in der Gruppe, deren Erkennungszeichen eine goldene Rolex-Uhr ist, keine stichhaltigen Belege finden, die Murawski eine Abweichung von der SPD-Parteilinie nachweisen. "Wir haben uns inzwischen alle Eintragungen angesehen und haben keine Aussagen gefunden", erklärt Charlotte Namyslo am Mittwoch. Murawskis Name sei ihr zuvor "über einige Ecken aus dem Freundeskreis zugetragen" worden. Dass sie dies "spontan" für eine Wahlkampf-Attacke nutzte, hält die 22-Jährige aber nach wie vor für richtig: "Wir fanden die Aussage einfach interessant."

"Trinkfest und arbeitsscheu..."

Zur gleichen Ansicht war auch Ralf Michalowsky gekommen. Der Bürgermeisterkandidat der Gladbecker Linkspartei, selbst vor einigen Jahren SPD-, später Grünen-Mitglied, nutzte die Vorlage des CDU-Nachwuchses, von der er in der örtlichen Zeitung gelesen hatte, um seinerseits die Schulpolitik der Sozialdemokraten anzukreiden und Murawski anzugreifen. Den Vorwurf gegen Murawski selbst hatte Michalowsky im Internet nicht weiter geprüft, "ich hatte aber bei der CDU angerufen und die haben gesagt, das wär so", erläutert er. Dabei übernahm Michalowsky auch einen Fehler in der Zeitungsmeldung, in der es verkürzt hieß, der Vergleich von Gesamtschulabi und Rolex-Imitat sei "auf der Homepage" von Marcel Murawski zu lesen - Murawski ist zwar in Netzwerken wie facebook, meinverein, xing und studiVZ zu finden, ansonsten aber nicht mit einem eigenen Internetauftritt präsent.

Dass die Junge Union letztlich im Internet keine substantielleren Belege gegen den örtlichen Juso-Chef finden konnte und sich nun der Eindruck aufdrängt, die Linke in Gladbeck sei der Jungen Union ziemlich auf den Leim gegangen, lässt Michalowsky nicht gelten: "Ich trau' den Gladbecker SPD-Leuten einiges zu. Da halte ich die CDU für ehrenwerter." Die Erklärung von Marcel Murawski jedenfalls "glaube ich nicht".

Unterdessen gibt es Hinweise, dass der StudiVZ-Knatsch in Gladbeck noch Stoff für weitere Attacken liefern könnte. Denn auch JU-Chefin Charlotte Namyslo, Studentin der katholischen Theologie im siebten Semester mit Berufsziel Religionslehrerin, ist in dem Studierenden-Portal registriert und dort ebenfalls in mindestens einer Community-Gruppe zu finden. In der versammeln sich 689 Nachwuchsakademiker unter dem fröhlichen Titel "Trinkfest und arbeitsscheu, aber der Kirche treu."