Witten. Peinliche Panne: Um ihre Systeme zu testen, hat die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises offenbar eine kleine Testwahl veranstaltet. Dumm war nur, dass alles online geschah und jeder Internet-Nutzer dieses fiktive Wahlergebnis abrufen konnte.

Um die Funktionen ihrer Wahl-Webseite zu prüfen, hat die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises eine interne Testwahl veranstaltet. Das Problem: Die Ergebnisse waren für jeden Internetnutzer sichtbar. Auch für die CDU. Die ist nun besonders empört: Bei dem abgebildeten Zwischenstand ging der bisherige Landrat und SPD-Kandidat Arnim Brux nämlich zwischenzeitlich in Führung.

Im fiktiven Zwischenergebnis "nach Auszählung von 88 der 312 Stimmbezirke" lag laut Wahlseite der bisherige Amtsinhaber Dr. Arnim Brux mit 42,7 % in Führung, während seine CDU-Herausforderin Annette Fischer sich mit 35,5 % begnügen musste. Die Linkspartei holte demnach 3,0%, der NPD-Kandidat 1,8%.

CDU sieht Verstoß gegen parteipolitische Neutralität

"Dass dies öffentlich zugänglich erfolgt, ist wenig professionell”, kritisierte CDU-Kreisgeschäftsführer Manfred Lorenz in einer Pressemitteilung. Für ihn ist die Veröffentlichung eines fiktiven Ergebnisses, das einen Sieg des SPD-Kandidaten voraussage, mit der Verpflichtung zur parteipolitischen Neutralität der Kreisverwaltung kaum vereinbar. "Natürlich entscheiden am Sonntag die Wähler, aber ebenso natürlich dürfen die Bürger erwarten, dass die Kreisverwaltung alles unternimmt, damit es bei der Auswertung der Stimmen reibungslos läuft", reagiert Ingo Niemann, Pressesprecher der Kreisverwaltung, auf den CDU-Vorwurf.

Auch das im Netz dargestellte fiktive Ergebnis habe sich die Verwaltung nicht ausgedacht. "Es ist das Resultat einer Testwahl in allen kreisangehörigen Städten", macht Niemann deutlich. Die Wahlämter von Breckerfeld bis Witten hatten probeweise fiktive Stimmenzahlen eingegeben. Die Summe dieser Stimmen habe zur im Internet dargestellten Verteilung geführt. „Auf die Vergabe der fiktiven Stimmen in den Städten hatte der Kreis keinen Einfluss“, stellt der Kreissprecher klar.

Testwahl sollte Probleme im System aufzeigen

Die Testwahl diene dazu, Fehler im System und seiner Handhabung zu erkennen. Dies gelte insbesondere für die Darstellung der Ergebnisse, da viele Bürger diese Informationsquelle am Wahlabend nutzten. Die Kreisverwaltung habe die Ergebnisseite auch zu keinem Zeitpunkt direkt in ihre Internetseite eingebunden, sondern sich für eine vergleichsweise lange Unteradresse entschieden, so das Statement aus Schwelm. Niemann: "Ein Verfahren, das sich in der Vergangenheit bewährt hat.

Dass die Seite dieses Mal über Google gefunden werden konnte, sei sicherlich bedauerlich. Dies sei aber nur für die Dauer der Testwahl für einige Stunden so gewesen, so Niemann. Mittlerweile sei die Seite planmäßig wieder offline gegangen.