Im Ruhrgebiet. . Gärtnern liegt im Trend - vor allem wenn es um Gemeinschaftsgärten geht. Die Zahl der Gärten, die von Gruppen gehegt und gepflegt werden, ist im Ruhrgebiet auffallend gestiegen. Flächen dafür sind jedoch rar. Der Regionalverband Ruhr bietet einen Leitfaden.

Nicht mein Rotkohl, auch nicht mein Salat -- schon gar nicht mein Garten, sondern: unser, alles unser. In Gemeinschaftsgärten finden sich Leute zusammen, um auf einer Fläche gemeinsam zu säen und pflanzen, zu hegen und pflegen, zu pflücken und ernten. „Individuelles Eigentum ist nicht wichtig“, erklärt Denise Kemper vom Regionalverband Ruhr (RVR). Zählte man 2012 zwischen Moers und Unna erst neun solcher lokalen Garten-Initiativen und im vergangenen Jahr zwölf, so sind mittlerweile mindestens 30 entweder bereits aktiv oder auf dem Sprung.

Es ist ein munteres Volk, welches da Grün in die Stadt bringt. Studenten, Umweltschützer, sozial Benachteiligte, modernes Bürgertum, Migranten: Sie haben sich in Projekten wie „Bunte Gärten Essen“, „Frauengarten Oberhausen“ oder „Permakulturgarten Kamp-Lintfort“ zusammengefunden. Oft gärtnern Kinder und Jugendliche mit. Sie lernen Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und Färberpflanzen kennen (z.B. Scharfgarbe – für gelbe Färbungen).

Städter-Sehnsucht nach Grün und frischer Erde

Finanziert werden die Gärten meist über kleine Mitgliedsbeiträge. Die Projekte haben oft einen eher lockeren Charakter. Wer mitgärtnert, bindet sich nicht so wie bei einem Kleingartenverein. Das kommt dem Zeitgeist entgegen, auch die Städter-Sehnsucht nach Grün und dem Geruch von frischer Erde spielt bei Gemeinschaftsgärten eine Rolle.

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Beim RVR ist man überzeugt: Es werden noch mehr Gemeinschaftsgärten aufmachen. Der Verband hat deshalb die Geografin Wiebke Weltring beauftragt zu erforschen, wie man diese Entwicklung unterstützen kann. Das Ergebnis ist ein 24-seitiger Leitfaden, der aufzeigt, welche Flächen Potenzial für Gemeinschaftsgärten haben (z.B. in Parks oder zurückgebaute Sportplätze), was fachlich und rechtlich zu beachten ist. Ganz oben auf der Liste steht die Grundstücksgröße: „Mindestens 300 Quadratmeter sollten es sein“, sagt Denise Kemper vom RVR. Auch Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit, Erreichbarkeit der Fläche und Infrastruktur sind von Bedeutung.

Gedacht ist der Leitfaden etwa für Kommunen oder große Immobilienfirmen, die etwas fürs Stadtbild tun wollen und/oder auf der Suche nach Nutzungen für ihre Grundstücke sind (und wenn es auch nur vorübergehend ist). Wer seine Fläche für Gemeinschaftsgärten zur Verfügung stellt, spart selbst Pflegekosten. Der RVR hat selbst auch seinen Grundstücksbestand durchforstet und ist auf elf mögliche Grundstücke für Gemeinschaftsgärten gestoßen. Zwei Flächen im Emscherpark – eine in Oberhausen, eine in Gladbeck – gelten als besonders geeignet.

Wiebke Weltring hat bei ihrer Studie die lebendige Szene kennengelernt. Der ausgeprägte Gemeinschaftsgedanke hat die 27-Jährige beeindruckt. Sie ist überzeugt, dass der neue Trend nicht schon bald wieder verblüht, im Gegenteil: „Da ist unheimlich viel in Bewegung.“